PARIS. Der Bauernprotest in Frankreich eskaliert. Er hat nun einen deutlich radikaleren Einschlag als die Demonstrationen der Landwirte in Deutschland. Die Verärgerung wächst sich nun zum drohenden Aufstand aus. Die Regierung ist alarmiert und bringt 15.000 Polizisten sowie gepanzerte Fahrzeuge und Hubschrauber gegen die Bauern in Stellung.
Das hat Innenminister Gérald Darmanin am Sonntagabend erklärt. Das neu gebildete Macron-Kabinett will mit dem Großaufgebot eine angekündigte „Belagerung“ von Paris vereiteln. Die Hauptstadt sowie die beiden Pariser Flughäfen und der Großmarkt Rungis sollen unbedingt erreichbar bleiben. Bilder der Pariser Polizeipräfektur zeigten am Abend, wie gepanzerte Fahrzeuge an zahlreichen Orten Stellung bezogen.
Die seit Tagen demonstrierenden französischen Landwirte wollen aus Protest den Verkehr auf allen Zufahrtsstraßen in die Metropole unterbrechen. Außerdem haben sie angekündigt, den gigantischen Großmarkt Rungis zu blockieren. Würde dies geschehen, wäre die Versorgung der Supermärkte mit Lebensmitteln gestoppt. Bisher haben die Landwirte in Südfrankreich bereits Mist in McDonalds-Filalen gekippt, EU-Flaggen angezündet und Straßen blockiert. Jetzt machen sie sich auf den Weg nach Paris.
Steuererhöhung bringt Bauern in Rage
Darmanin kündigte an, mit dem martialischen Aufgebot auch öffentliche Gebäude und ausländische Lkw zu schützen. Letzteren will er eine sichere Fahrt durch Frankreich garantieren. Zuletzt hatten Bauern vereinzelt Lastzüge aus Spanien und Portugal gestoppt und geplündert.
Die Bauern protestieren seit Tagen mit Straßen- und Autobahnsperren gegen zu viel Bürokratie, sinkende Einnahmen und die Umweltauflagen der EU. Als die Regierung Pläne bekanntgab, wie in Deutschland die Steuern auf Agrardiesel drastisch anzuheben, eskalierte die Empörung. Daraufhin kündigten die Landwirte die „Belagerung“ der Hauptstadt an. (fh)