Die Sommeroffensive der Ukraine ist gescheitert. Darüber können auch spektakuläre Drohnenangriffe nicht hinwegtäuschen. Kiew und der Kreml richten sich auf einen langen Kampf ein. Für eine politische Lösung gibt es unter Umständen ein historisches Vorbild. Ein Lagebericht von Ferdinand Vogel.
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Richtig ist, dass 39/40 die Rote Armee sehr schwach war, zuerst gegen das kleine Finnland verlor und danach unter enorme Verluste geringe Geländegewinne erzielt hat. Dass Finnland unabhängig blieb, hat exakt 3 Ursachen, die mit einem „erbitterten Widerstand“ nichts zu tun haben:
1. Trotz wiederholte Forderungen Hitlers ging die finnische Armee 41 keinen Meter weiter als ihr verlorenes Territorium, also klar demonstriert kein Angriffskrieg gegenüber Moskau, sondern nur die Rückeroberung eigenes Territorium.
2. Finnland hat beizeiten die Seiten gewechselt und gegen das 3.Reich gekämpft als verbündeter Moskaus.
3. Es wurden die Bedingungen Moskaus angenommen.
Finnlands Führung hat schlicht mit wehr Weitsicht gehandelt als andere Verbündete Hitlers. Man könnte es genauso „Italienische Lösung“ nennen, Italien entging auch eine Besetzung durch die Entmachtung Mussolinis und den Seitenwechsel.
Um so eine Lösung müsste in Kiew auch einen „Seitenwechsel“ in Bezug auf die russischstämmige Bevölkerung, der Nato und gegenüber Russland geben. Das war ja auch in Minsk ausgehandelt, wir von Kiew trotz Unterschrift strikt abgelehnt und nun bleibt nur „Korea“.
Seitenwechsel ist immer möglich. Ist im Orient seit Jahrhunderten gängige Praxis, Bündnisse werden oft nur geschlossen, um sie brechen zu können. Die geographische Nähe des Orients zu Italien bedingt auch ähnliche kulturelle Verhaltensweisen. Weiter im Norden, speziell bei den Finnen, ist so etwas in Westeuropa eher unüblich.
Finnland hat sehr wohl die eigenen Grenzen im Angriff überschritten und stand vor Leningrad. Nach dem Krieg war Finnland außenpolitisch ganz von Moskau abhängig und mußte den Vebündeten Rußlands geben. Nur innenpolitisch hatten Finnland weitgehend seine Selbständigkeit bewahrt. Aber die Ukraine wiill zum Westen, zu Europa gehören und nicht ein halber Satellit Rußlands sein. Wenn sich die beiderdeitigen Angriffsoperationen erschöpft haben, könnte es zu einem Ende der Kampfhandlungen auf der Basis der status quo kommen wie in Korea. Korea ist das bessere Beispiel, weil sich auch dort die beiden Kontrhenten im Krieg erschöpft hatten und daraufhin die existierende Frontlinie als Demarkationslinie in Kauf nahmen. Glücklicherweise gibt es keine zweite Ukraine, sondern nur unseren schwer leidenden und kämpfenden Partner am östlichen Rand Mitteleuropas.. Aber der vorläufige Verzicht auf soviel Territorium ist für die Ukraine jetzt noch nicht akzeptabel, und Putin hofft inständig auf die Kriegsmüdigkeit im Westen und auf Trump. So wird Putins Krieg noch viele Opfer fordern.
Herr Fritz, nur die Wehrmacht stand vor Leningrad, Finnland hat es tunlichst vermieden! Da haben Sie die falschen Bücher gelesen.
Die katholischen Galizier im Westen der Ukraine wollen alles Andere, nur nicht mit slawischen Untermenschen zusammen in einem Staat leben. Eine gewisse Mehrheit in Donbass und praktisch die gesamte Krim will nicht nach Westen, sondern fühlt sich zutiefst russisch. Ob Sie es glauben oder nicht.
Da Südtirol von Kiew mit Hilfe des Westens verhindert wurde, bleibt nur Korea. Der einzige Streitpunkt ist die Linie, und diese kann sich gemäß Kräfteverhältnis noch weit nach Westen verschieben.
Verehrter Herr Peter G., ich weiß nicht, woher Sie Ihre Kenntnisse beziehen, aber alle mir bekannten Dokumente und Karten zeigen, daß die finnischen Truppen von 1941 bis 1944 weit in russischem Gebiet standen, vor allem im Süden, wo der Onegasee erreicht wurde. Einfach mal googeln. Allerdings hatte sich Finnland zunächst noch zurückgehalten, dann aber die Ostgrenze zur SU im Bündnis mit Deutschland überschritten und große Geländegewinne erzielt. https://de.wikipedia.org/wiki/Fortsetzungskrieg
… damit nie wieder eine Mutter ihren Sohn beweint.
Woher nimmt der Westen seine Kraft, Ausdauer und rüstungstechnische Mobilisierungsreserven? Ich dachte, der ist am Ende wegen LGBTQ. Dem ist aber nicht so. Sodom, New York, London, Berlin und Babylon sind offenbar stärker als gedacht. Infantile Puppendarsteller werden zu Amazonen, die asiatischen Horden und Hunnen widerstehen. Ich muss an 1. Mose 14 denken: Der König von Sodom, obwohl schwul und dekadent bis zum Anschlag, wird bei seinem Kampf gegen mesopotamische Eindringlinge sogar von Vater Abraham unterstützt, der seinen gefangen gesetzten und verschleppten Neffen Lot aus der Gewalt der Mesopotamier rettet. Also wenn in der Bibel auch noch den dekadentesten Städten und Völkern immerhin ein kleines Zeitfenster zum Überleben eingeräumt wird – warum dann nicht auch uns, dem durch und durch verkommenen Westen im Kampf gegen die un verbrauchten Naturburschen aus dem wilden Osten ?
„Rückgriff auf das finnische Szenario“
So in etwa hätte ich mir den Ausweg vorgestellt, den man d a m a l s hätte wählen können, damals nachdem erkennbar wurde, daß sich Putin mit seinem Unternehmen Spezialoperation verspekuliert hatte. Hätte ja klappen können, was Putin sich da ausgedacht hatte, hat es aber nicht.
Da hätte der „Westen“ eine Finnlandisierung der Ukraine anbieten können.
Rußland ist Putin, der „Westen“ aber sind verschiedene „Kräfte“. Ein Teil der Kräfte hätte, denke ich mir, eine Finnlandisierung mitgemacht. Der andere Teil aber wollte „mehr“. Sah eine gute Gelegenheit.
Und hat sich durchgesetzt. Und da Putin da nicht einfach so mal kapituliert …
Gibt es sowas wie KRIEG LIEBEN?
Danke für die nach meinem Empfinden stets realistischen Einschätzungen!
Eigentlich habe ich schon Anfang Februar mit solcher Botschaft gerechnet. Der Hauptschürer dieses Krieges sind die Lobbyisten der USA. Leider wird jetzt erst Biden der Geldhahn zugedreht, die Unterstützung fährt man auf 24 Milliarden Dollar zurück. Ob die durch den Kongress geht bleibt abzuwarten. Der eingesetzte Präsident der Ukraine ist in US- Ungnade gefallen. Es bleibt spannend, mir tun nur die Menschen leid, die verheizt werden.
Also, dass sich Putin-Russland bis nach Ostberlin durchkämpft kann ich nur als Satire abtun und das sollte es wohl auch sein.
nein es ist bitterer Ernst, denn ohne Gorbaschow würde es die DDR noch geben.
Endlich mal einen reellen Lagebericht von Herrn Vogel!
Der entscheidende Satz lautet „Die ukrainische Offensive ist gescheitert!“. In der russischen Berichterstattung, hier als „Propaganda“ abgetan, wird es wahrheitsgemäß schon sehr lange behauptet! Nun ist die Propaganda der westlichen Medien gezwungen, die Wahrheit auszusprechen.
Über die Mobilisierungsmethoden der heutigen ukrainischen Armee gibt es ein konkretes Vorbild aus Deutschland unter der Bezeichnung „Folkssturm“. Damals wie heute hoffte man auf Wunderwaffen, wobei nun der Ofen aus ist. Der Hauptverbündete kann nicht mehr, der Zweite will nicht mehr, und zwar nachhaltig.
Es wird Zeit für Verhandlungen! Für die Ukraine!
Ich kenne keinen einen mit Putin gleichwertigen und geschickten ukrainischen Diplomaten, der wie Putin zielgerichtet in St. Petersburg ausgebildet wurde. Oder soll vielleicht der bereits abgesägte USA-Biden die Verhandlungsführung als Gegner für Russland+China übernehmen?
Ukrainer hat sich gegenüber dem Westen mit ihren Forderungen ins Abseits gebracht.
Dabei war die Ukraine zu Sowjetzeiten absolut top, im Gesamtsystem der UdSSR weit wichtiger und einflussreicher, als es ihrer Bevölkerungszahl entsprach. Alte Sowjet-Hasen berichten mir von einer „ukrainischen Epoche“ innerhalb der sowjetischen Nachkriegs-Geschichte. Chrustschow und Breschnjew waren Ukrainer, der Südrusse Gorbatschow war eng mit sowjetukrainischen Netzwerken verkoppelt. Wie weltoffen, elastisch, kraftvoll, würdig sähe die heutige Russische Foederation aus, wäre sie mit Belarus und der Ukraine vereinigt!
Vielleicht sollte Putin seine Vision eines „Vaterland Rußland“ in die Vision eines „Rußland der Vaterländer“ umbauen.
Ohne Weissrussland und die Ukraine, die bereits zu Sowjetzeiten so etwas Ähnliches wie zivilgesellschaftliche Strukturen herausbildeten, driftet Russland immer mehr nach Asien ab. Gegen diesen Trend sind selbst die Petersburger Liberalen machtlos. Wenn aber die große ostslawische Vereinigung doch noch gelingt, wird dieses erweiterte Russland seine kreative Brückenfunktion zwischen Europa und Asien wieder voll wahrnehmen können.
Das kann doch nicht gut gehen: Das große Russland wird den Krieg gegen die Ukraine gewinnen. Grund: EU+Nato+UN sind aus vielerlei Gründen nicht einig ernsthaft zur Ukraine zu halten. Putin-Russland wird sich bis Ostberlin durchkämpfen.
USA hat derzeit ganz andere Probleme.
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