Die irische Polizei hat 34 Menschen festgenommen, die bei Unruhen nach einem Messerangriff eines Algeriers in Irlands Hauptstadt Dublin an Krawallen teilgenommen haben. Die Polizei sprach von einer „Hooligan-Fraktion“. Die Gewalttäter haben elf Polizeifahrzeuge, drei Busse und eine Trambahn angezündet sowie dreizehn Geschäfte schwer beschädigt und noch mehr geplündert. Außerdem versuchten offenbar einige ein Hotel anzugreifen, in dem sie Asylbewerber und illegale Immigranten vermuteten. Videos zeigten chaotische Szenen mit Bränden und großen Rauchwolken in der irischen Hauptstadt.
The Holiday Inn Express hotel in Dublin, which hosts illegal immigrants, was set on fire. pic.twitter.com/5WVwlqCePf
— RadioGenoa (@RadioGenoa) November 23, 2023
Laut Ministerpräsident Leo Varadkar waren bis zu 500 Menschen an den Randalen beteiligt, die etwa drei Stunden dauerten. Diese hätten „Schande gebracht“ über Irland, sagte er.
Algerischer Messermann von Brasilianer aufgehalten
Die Ausschreitungen war am Donnerstag Abend nach dem blutigen Angriff eines Algeriers auf Kinder einer Grundschule ausgebrochen. Der Mann hatte mit seinem Messer vier Kinder und eine Lehrerin im Zentrum von Dublin verletzt. Ein 5-jähriges Mädchen musste mit schweren Verletzungen in der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt werden. Ein brasilianischer Deliveroo-Fahrer, der zufällig am Tatort vorbeikam, konnte den Angreifer durch einen Schlag mit seinem Motoradhelm außer Gefecht setzen. Passanten entrissen dem Täter sein Messer. Die Helfer wurden für ihren mutigen Einsatz gelobt.
Irlands Präsident Michael D. Higgins warnte, der Messerangriff dürfe nicht von Rechtsradikalen ausgenutzt werden, um Spannungen anzuheizen.
Durch soziale Medien und Chatgruppen hatte sich am Donnerstag die Nachricht verbreitet, dass der Täter ein Algerier ist. Es kursierte auch die Behauptung, er sei ein algerischer Asylbewerber. Laut der Irish Times ist der Täter indes ein eingebürgerter irischer Staatsbürger, der sich seit zwanzig Jahren im Lande aufhalten soll. Die irische Sunday World schrieb, der Algerier soll häufig wechselnde Wohnsitze gehabt haben. Die meisten Medien waren bestrebt, die Herkunft des Messerstechers eher herunterzuspielen.
Irland leidet unter Massenmigration
Irland ist in den vergangenen Jahren Ziel einer sehr starken Zuwanderung geworden. Die angespannte Wohnungssituation wird durch den Zuzug von mehreren Tausend Asylbewerbern noch verschärft.
Polizei-Superintendant Liam Gerarghty sagte Reportern am Donnerstag, er glaube nicht, dass der Täter ein politisches Motiv gehabt habe. Er sei ein Einzeltäter gewesen. Da das Ziel des Messerangreifers eine Schule mit irisch-gälischer Unterrichtssprache war, kursierte in sozialen Medien schnell die Spekulation, dass es ein gezielter Angriff eines Immigranten sein könne.
Irlands Polizeichef Drew Harris sagte am Freitag, man habe seit Jahrzehnten im Lande keine solchen Ausschreitungen mehr gesehen. Es sei ein außergewöhnlicher Gewaltausbruch gewesen. Über den Täter in der Grundschule seien „hasserfüllte Mutmaßungen“ verbreitet worden.
Regierung begrüßt Massenmigration
In Irland regiert eine bürgerlich-grüne Koalition, die grundsätzlich eine eher offene Asylpolitik verfolgt. Eine nennenswerte politische Kraft rechts der bürgerlichen Mitte-Parteien Fine Gael und Fianna Fáil existiert nicht. Stark zulegen konnte zuletzt die linksgerichtete irisch-republikanische Sinn Féin, die für eine offene Migrationspolitik steht.
Das früher starke rechtskonservative, katholische Lager in der irischen Politik ist rasant niedergegangen. Rechte Gruppen sind heute Außenseiter. Im September hatten etwa 200 rechtsradikale Demonstranten den Dáil, das Parlament in Dublin, zeitweise blockiert. Einige warfen Beutel mit Urin oder zeigten Miniatur-Guillotinen.