PARIS. Frankreichs Grenzpolizei hat in den vergangenen fünf Jahren 3.400 Boote mit mehr als 81.000 Migranten an der Überfahrt über den Ärmelkanal gehindert. „Unser eigentliches Ziel ist es, 100 Prozent der Überquerungen zu verhindern. Es ist immer eine Gefahr, den Ärmelkanal zu überqueren“, teilte die Polizeigewerkschaft UNSA der französischen Ausgabe der Zeitung Politico am Montag mit.
Politico hatte sich unlängst Zugang zu Dokumenten aus dem Innenministerium in Paris erstritten. Aus diesen gehe hervor, daß zwischen 2018 und 2023 insgesamt 3.500 Boote mit mehr als 111.000 Migranten auf britischen Stränden aufgegriffen worden seien, die Überfahrt über den Kanal also geschafft hätten. Da nicht alle Boote entdeckt werden, sei die Dunkelziffer wahrscheinlich aber noch wesentlich höher.
Vertrag von Sandhurst sichert Frankreich Millionenhilfen zu
Großbritanniens Innenministerium wiederum betonte auf Anfrage, die Unterstützung der französischen Behörden sei auch im eigenen Interesse: „Die unannehmbar hohe Zahl von Menschen, die ihr Leben auf diesen gefährlichen Überfahrten riskieren, setzt unser Asylsystem unter enormen Druck.“ 2018 hatten sich Frankreich und das Vereinigte Königreich auf ein neues Grenzabkommen geeinigt, um die Zahl der unerlaubten Überquerungen des Ärmelkanals auf die Insel zu verringern.
In dem Vertrag von Sandhurst hat sich London unter anderem darauf verpflichtet, Paris in diesem Zusammenhang mit mehr als 46 Millionen Euro zu unterstützen. Neben der Finanzhilfe wurde darüber hinaus auch eine engere Verzahnung der Behörden „zur Verringerung des Migrationsdrucks an der gemeinsamen Grenze“ beider Länder vereinbart.
Frankreichs Grenzschutz kauft Staubsauger von britischem Geld
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron lobte das Dokument seinerzeit. „Der neue Vertrag, der Sandhurst-Vertrag, wird die Zusammenarbeit bei der Verwaltung unserer gemeinsamen Grenze verbessern“, zeigte sich der Staatsmann zuversichtlich.
Un nouveau traité, le traité de Sandhurst, permettra d’améliorer la coopération pour gérer notre frontière commune. #UKFRSummit pic.twitter.com/hIPFtotg7l
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) January 18, 2018
Von dem Geld sollen sich die französischen Stellen allerdings nicht allein Autos, Drohnen und Wärmebildkameras, sondern auch Staubsauger und Mikrowellengeräte für die Beamten gekauft haben sollen.
Auch Grenzbeamte an der mehr als 900 Kilometer entfernten Grenze zu Italien wurden offenbar mit der Finanzhilfe aus Großbritannien versorgt, die etwa zehn Prozent des französischen Etats für Grenzschutz ausmacht. (fw)