PARIS. Der französische Bildungsminister Gabriel Attal hat angekündigt, das islamische Kleidungsstück Abaja, eine Art Überkleid, zu verbieten. „Ich habe entschieden, daß in der Schule kein Abaja mehr getragen werden darf“, sagte Attal gegenüber dem Fernsehsender TF1. Es dürfe nicht zu erkennen sein, welcher Religion ein Schüler angehöre.
„Der Laizismus bedeutet die Freiheit, sich durch die Schule zu emanzipieren“, betonte der Minister. Daher werde sein Ministerium den Schulleitern „klare Regeln auf nationaler Ebene“ vorgeben. Das Gesetz soll noch vor dem Ende der französischen Sommerferien am 4. September in Kraft treten.
Abajas sind traditionelle islamische Übergewänder für Frauen. Die weite und luftige Form soll dabei die Körperumrisse der Frau unkenntlich machen und ihr dadurch für Außenstehende den erotischen Reiz nehmen. In einigen Ländern wie im Jemen ist das Tragen des Abaja in der Öffentlichkeit Pflicht. Saudi-Arabien schaffte diese Pflicht 2018 ab.
🔴 „L’abaya ne pourra plus être portée à l’école“, annonce @GabrielAttal, ministre de l’Éducation nationale et de la Jeunesse
▶ #LE20H d‘@ACCoudray pic.twitter.com/93bIbkSd02
— TF1Info (@TF1Info) August 27, 2023
Lehrergewerkschaft begrüßt Verbot
Seit 2004 sind alle auffälligen religiösen Symbole an französischen Schulen verboten. So dürfen Schüler und Lehrer keine Kopftücher, jüdische Kippas oder christliche Kreuze tragen. Über das Verbot von Abajas wird seit mehreren Monaten debattiert.
Der islamische Dachverband Conseil français du culte musulman (Französischer Rat des muslimischen Kultes) betonte zuletzt in einer Stellungnahme, daß das Gewand kein religiöses Kleidungsstück darstelle. Der Parteichef der konservativen Les Republicans, Eric Ciotti, befürwortete die Ankündigung des Bildungsministers.
Auch der Generalsekretär der Schulleiter-Gewerkschaft Syndicat National de Direction de l’Education Nationale (Nationale Gewerkschaft für das Leitungspersonal im Bildungswesen), Bruno Bobkiewicz, äußerte Zustimmung. Die Politikerin Clémentine Autain, Mitglied des Linksbündnisses La France Insoumise (Ungebeugtes Frankreich) nannte das geplante Verbot hingegen „verfassungswidrig“. Es drohe eine „Kleiderpolizei“ an Schulen. (lb)