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Bevölkerungsschwund, Immobilienblase, Parteikuratel: Pleiten, Pech und Peking: Droht China die Wirtschaftskrise?

Bevölkerungsschwund, Immobilienblase, Parteikuratel: Pleiten, Pech und Peking: Droht China die Wirtschaftskrise?

Bevölkerungsschwund, Immobilienblase, Parteikuratel: Pleiten, Pech und Peking: Droht China die Wirtschaftskrise?

In China werden ganze Städte gebaut, um eine Immobilienblase zu füttern – bricht das Land wirtschaftlich bald zusammen? Foto: picture alliance / CFOTO | CFOTO
In China werden ganze Städte gebaut, um eine Immobilienblase zu füttern – bricht das Land wirtschaftlich bald zusammen? Foto: picture alliance / CFOTO | CFOTO
In China werden ganze Städte gebaut, um eine Immobilienblase zu füttern – bricht das Land wirtschaftlich bald zusammen? Foto: picture alliance / CFOTO | CFOTO
Bevölkerungsschwund, Immobilienblase, Parteikuratel
 

Pleiten, Pech und Peking: Droht China die Wirtschaftskrise?

Chinas Wirtschaft schwächelt, während das Politbüro neue Pläne entwirft. Doch hinter der großspurigen Parteifassade, droht das Land zu implodieren. Neben dem demographischen Rückgang schwillt eine riesige Immobilienblase an – kommt der Crash?
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„Wenn China erwacht, wird die Welt erzittern“, so betitelte Alain Peyrefitte seinen vor fünfzig Jahren erschienenen Bestseller. Diesmal erzittert die Welt erneut. Nicht wieder vor dem Corona-Virus, der vor drei Jahren von der Millionenmetropole Wuhan aus in Umlauf gekommen ist, sondern vor einer handfesten deflationären Rezession in der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt, die Deutschland als kranken Mann Europas besonders hart treffen dürfte. Sind die Wirtschaften doch eng verflochten.

Wie schon in der Finanzkrise von 2008 in den USA und in Spanien ist es der vermeintlich so solide Immobilien-Sektor, der die chinesische Wirtschaft in Schieflage bringt. Mangels anderer seriöser Anlagemöglichkeiten – denn die Börsen von Schanghai und Hongkong sind allenfalls bessere Spielhöllen – investieren die fleißigen und sparsamen Chinesen in „Betongold“ insgesamt etwa siebzig Prozent ihrer Ersparnisse.

Diskret in den Massenkonkurs

So gibt es in chinesischen Großstädten derzeit 50 Millionen leere Wohnungen, die weder Käufer noch Mieter finden. Der Immobilien-Entwickler Evergrande ist mit fast 300 Milliarden Euro verschuldet. Das entspricht bald den Staatsschulden Österreichs von 362 Milliarden Euro. Dreißig andere Entwickler sind in ähnlicher Schieflage. Unter den zehn am höchsten verschuldeten Unternehmen Chinas sind neun Baukonzerne.

Das kommunistische Regime läßt sie jedoch nicht spektakulär bankrott gehen, sondern wickelt die Konkurse durch Zahlungsverzug diskret ab. Das Ergebnis ist das unvermeidlich gleiche. Nach den Corona-Ausgangssperren vom Vorjahr, die zum Beispiel die Finanzmetropole Schanghai zwei Monate lang stillgelegt hatten, wuchs zwar die Wirtschaft Chinas über das Jahr gerechnet als Aufholeffekt noch um sechs Prozent, stagniert aber faktisch seit Monaten.

Unter der Kuratel der KP

So brach der Außenhandel des Exportweltmeisters im Juli um 12,4 Prozent bei den Importen und um 14,5 Prozent bei den Exporten ein. Vor allem bei langlebigen Konsumgütern wie Automobilen sind die oft stark verschuldeten chinesischen Kunden in einen Konsumstreik getreten und bedienen lieber ihre Kredite. Deflation und eine Abwärtsspirale mit Lohnsenkungen und Entlassungen sind die Folge. Ein Fünftel der unter 25jährigen sind arbeitslos. Dazu kommen die klammen Finanzen der meisten Städte und Gemeinden, die sich hauptsächlich über Grundstückswidmungen und -verkäufe finanzieren.

Die großen Technologiekonzerne wie Alibaba hat die Partei wieder hart unter Kuratel gestellt, was für Innovationen eher abträglich ist. Weiter sind die demographischen Aussichten nach Jahrzehnten der fatalen Ein-Kind-Politik laut der Schanghaier Akademie der Wissenschaften katastrophal. Demnach wird die Einwohnerzahl Chinas von derzeit noch 1,4 Milliarden bis 2100 auf 766 Millionen schrumpfen.

Floppt die Seidenstraße?

Dazu sind wahrscheinlich 60 Prozent, jedoch mindestens 218 Milliarden jener 900 Milliarden Euro notleidend, die die Staatsbanken für die chinesischen Seidenstraßen-Projekte weltweit auf Geheiß der Partei an 22 Länder zwischen Montenegro und Sri Lanka für Verkehrs-, Rohstoff- und Logistikprojekte in Süd- und Zentralasien, dem Balkan, in Afrika und selbst in der Ukraine verteilt haben.

Jetzt will China die verpfändeten Sicherheiten wie den Haupthafen Hambanthota von Sri Lanka als Marinestützpunkt verwerten. Schon ist Italien, das unter Giorgia Meloni den faulen Braten roch, den ihr Vorgänger Giuseppe Conti 2019 eingebrockt hatte, aus jenen Seidenstraßen-Projekten ausgestiegen. Nach den Plänen von Pekings Präsidenten Xi Jinping und seiner Propaganda soll China zum hundertjährigen Bestehen der Volksrepublik im Jahr 2049 zur größten Weltmacht aufsteigen. Ein Plan, der eher dazu geeignet ist, von wirtschaftlichen Schwierigkeiten trefflich abzulenken.

China hat Europa aus dem russischen Markt gedrängt

Rußland, das nach dem Angriff auf die Ukraine seine europäischen Märkte weitgehend verloren hat, ist mit seinen sibirischen Rohstoffen Öl, Gas, Kohle, Holz, Vanadium, Bauxit und Getreide faktisch zu einer chinesischen Kolonie geworden, auch wenn man sich über den Verlauf und die Finanzierung der neuen Pipeline „Kraft Sibirien 2“ noch nicht einigen kann. Der gegenseitige Handel nahm um über 50 Prozent zu, auch weil China die europäischen Exportgüter auf dem russischen Markt trotz schlechterer Qualitäten erfolgreich verdrängt hat.

Im Falle eines Kriegs mit Taiwan braucht sich Alleinherrscher Xi dank jener „grenzenlosen Freundschaft“ um die Rohstoffversorgung Chinas nicht zu sorgen. Gleichzeitig baut China sein Netz an Flottenstützpunkten in Südasien und um Afrika weiter aus. Neben den militarisierten Atollen im Südchinesischen Meer, Ream in Kambodscha, der Great Coco-Insel vor Birma, Gwadar in Pakistan sind dies Dschibuti mit weiteren Plänen für Khalifa Port in den VAE, Angola, Gabun, Äquatorialguinea und selbst auf den Salomonen im Pazifik.

Zwei Millionen Euro pro Arbeitsplatz

Zu allem Überfluß herrscht zwischen den USA und China ein veritabler Chip-Krieg, der von Ex-US-Präsident Donald Trump begonnen und jetzt von US-Präsident Joe Biden verschärft wurde. Liegt China bei der Massenfertigung von Standard-Halbleitern vorn, so benötigt es für kompliziertere Chips Maschinen und Technologie aus dem Westen. Vorrangig aus den Niederlanden und Deutschland, deren Lieferungen nun blockiert werden. Umgekehrt hat China ab August ein Export-Embargo der Seltenen Erden Gallium und Germanium, bei denen es achtzig Prozent der Weltherstellung kontrolliert, als Rohstoffe für die Herstellung von Mikroprozessoren angedroht.

Offiziell wollen Deutschland und die EU nach den Ankündigungen von Außenministerin Annalena Baerbock und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein sogenanntes „De-Risking“ der europäischen Abhängigkeit von China. Den wie immer großspurigen Ankündigungen jener Damen müßten freilich noch Taten folgen. Mit dem Einbruch des deutschen Automobilabsatzes in China, wo die von der Politik geschundenen Konzerne VW und Daimler bislang jedes dritte Auto verkaufen, könnte dieses Ziel schneller erreicht werden als erhofft.

Deutsch-chinesischer Handel Foto: picture alliance/dpa/dpa Grafik | dpa-infografik GmbH
Deutsch-chinesischer Handel Foto: picture alliance/dpa/dpa Grafik | dpa-infografik GmbH

Die Berliner Antwort auf den Chip-Krieg war bislang, Fertigungen des amerikanischen Intel und des taiwanesischen TSMC in Magdeburg und Dresden mit insgesamt 15 Milliarden Euro Steuergeldern zu subventionieren. Das heißt mit zwei Millionen Euro pro Arbeitsplatz, wohl um die höchsten Energiepreise der Welt zu kompensieren. Ob das nachhaltige Industriepolitik ist?

In China werden ganze Städte gebaut, um eine Immobilienblase zu füttern – bricht das Land wirtschaftlich bald zusammen? Foto: picture alliance / CFOTO | CFOTO
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