KIEW. Die ukrainische Führung hat sich bereit erklärt, mit Rußland über einen Neutralitätsstatus des Landes zu verhandeln. Solche Fragen ließen sich durchaus diskutieren, sagte der außenpolitische Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Ihor Showkwa, am Dienstag abend in den ARD-„Tagesthemen“.
Wie kann der Krieg zu Ende gehen? Die #Ukraine sei bereit, über einen neutralen Status zu verhandeln, sagt Selenskyi-Berater Zhouvkva. Vorbedingung sei ein Waffenstillstand. „Wir sind ja nicht die Aggressoren, wir werden nie die Angreifer sein.“ (red) pic.twitter.com/WMr02RDH5s
— tagesthemen (@tagesthemen) March 8, 2022
Kiew sei offen für solche Gespräche, von russischer Seite gebe es derzeit keine Bereitschaft. Voraussetzungen für Verhandlungen über einen Neutralitätsstatus der Ukraine seien der Rückzug der russischen Truppen sowie ein Waffenstillstand.
Am Donnerstag ist zunächst ein Treffen der Außenminister beider Parteien geplant. Der russische Amtsinhaber Sergej Lawrow und der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba wollen im türkischen Antalya zu einem ersten Gespräch seit dem Ausbruch des Krieges zusammenkommen.
Ukraine und Rußland einigen sich auf Fluchtkorridore
Die Forderungen der Ukraine für einen Nato-Beitritt sind indes wohl vorerst vom Tisch. Das Bündnis habe Angst vor einer Konfrontation mit Rußland und eine Aufnahme des Landes im Verlauf der nächsten 15 Jahre ausgeschlossen, führten die beiden Männer aus.
In der Ukraine werden unterdessen zahlreiche Zivilisten über sechs Fluchtkorridore aus den von russischen Truppen belagerten Städten wie Enerhodar und Mariupol in Sicherheit gebracht. Kiew hatte sich mit der russischen Regierung auf die Routen und einen Waffenstillstand bis 20 Uhr geeinigt.
Zahl der ukrainischen Flüchtlinge steigt auf über zwei Millionen
Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerkes UNHCR sind schätzungsweise bereits 2,1 bis 2,2 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Die meisten von ihnen suchten im Nachbarland Polen Zuflucht.
Rußlands Präsident Wladimir Putin rekrutiert derweil weitere Kämpfer für den Krieg. Den russischen Truppen sollen sich nun auch Soldaten einer tschetschenischen Spezialeinheit angeschlossen haben. Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow soll sie bereits nach Kiew entsandt haben, um den Sturm auf die Hauptstadt und ihre Vororte zu leiten.
Putin: Rußland setzt keine Wehrpflichtigen im Krieg ein
Putin widerspricht indes amerikanischen Medienberichten, nach denen seine Armee zum Großteil aus jungen, schlecht ausgebildeten Wehrpflichtigen bestehe. Es seien nur Berufssoldaten im Einsatz. Einen zusätzlichen Aufruf an Reservisten und Wehrdienstleistende werde es nicht geben.
Polen hat sich unterdessen bereit erklärt, Kampfflugzeuge vom Typ Mig-29 an die USA zu liefern, um sie der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Selenskyj hatte die Regierung in Washington zuvor darum gebeten, sein Land bei der Beschaffung von Kampfflugzeugen zu unterstützen. (zit)