KIEW. Rußland hat seine Vorbereitungen für seine Offensive in der Ostukraine fast abgeschlossen. Damit könnte der Angriff zur Eroberung der Donbass-Provinzen Donezk und Luhansk bald beginnen, meldete die Nachrichtenagentur AFP.
Der Beschuß der ostukrainischen Stadt Charkiw ging unterdessen weiter. Bei den Attacken, die sich auch auf die Region um die Metropole erstreckten, kamen laut ukrainischer Quellen mindestens sieben Menschen ums Leben, 22 weitere wurden dabei verletzt.
Unklar ist derzeit noch die Situation in der Stadt Mariupol am Schwarzen Meer. Das russische Verteidigungsministerium gab an, dort hätten sich rund 1.000 ukrainische Soldaten ergeben und seien in Gefangenschaft gegangen. Bis zuletzt sei um eine Metallfabrik gekämpft worden. Die ukrainische Regierung bestätigte die Angaben nicht.
Rußland setze Phosphorbomben ein
Unterdessen sollen in der Region Kiew nach dem Abzug der Russen Hunderte Leichen von Einwohnern gefunden worden sein. „Die Zahl der entdeckten und untersuchten Körper umgekommener ziviler Personen im Gebiet Kiew im Ergebnis der russischen Aggression beläuft sich bereits auf über 720 Personen“, teilte der Polizeichef des Gebiets, Andrij Njebytow, mit. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, warf Moskau vor, Phosporbomben gegen die Zivilbevölkerung einzusetzen. Eine unabhängige Bestätigung dafür gibt es bislang nicht. In seiner Videoansprache an das estnische Parlament drängte er auf die Fortsetzung der Sanktionen gegen den Kreml.
Angesichts des Krieges kündigte Finnlands Regierungschefin Sanna Marin für die kommenden Wochen eine Entscheidung über den Nato-Beitritt ihres Landes an. Damit werde man nicht monatelang warten, sagte sie während einer Pressekonferenz mit der schwedischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson in Stockholm.
Klitschko kritisiert Steinmeier-Ausladung
Kritik an der Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vonseiten der ukrainischen Regierung äußerte der frühere Box-Weltmeister Wladimir Klitschko. Der Bruder des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko sagte der Bild-Zeitung: „Ich hoffe, daß der Besuch des Bundespräsidenten in Kiew nur aufgeschoben ist und in den kommenden Wochen nachgeholt werden kann. Deutschland ist Partner Nummer eins bei der finanziellen Hilfe für die Ukraine, leistet humanitäre Unterstützung, hilft massiv Flüchtlingen und schickt immer mehr Waffen, auch wenn wir davon mehr brauchen.“
Die Rat der Europäischen Union einigte sich auf eine Aufstockung der Militärhilfe für Kiew um weitere 500 Millionen Euro auf bislang 1,5 Milliarden Euro. Das Geld soll den ukrainischen Streitkräften und dem Schutz der Zivilbevölkerung dienen. (ag)