LONDON. Großbritanniens Innenministerin Priti Patel (Konservative) hat den Vorwurf des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zurückgewiesen, ihr Land sei für die Bootsunglücke von Migranten auf dem Ärmelkanal verantwortlich. „Macrons Anschuldigungen sind falsch. Sie sind vollkommen falsch. Das muß ganz klar gesagt werden“, betonte die Politikerin am Mittwoch laut der Daily Mail im Innenausschuß des britischen Unterhauses.
„Ich will außerdem anmerken, daß die gesamte französische Regierung – sowohl der Innenminister als auch Präsident Macron selbst – sich der außerordentlich guten Arbeit unserer Botschafterin in Paris sehr wohl bewußt ist, die mit ihren Mitarbeitern nach Wegen sucht, gemeinsam mit Frankreich und gleichgesinnten Partnern in Europa gegen gefährliche Grenzübertritte und illegale Migration vorzugehen. Diese Kommentare sind also einfach nur verwerflich.“
Macron fordert legale Migration
Am Dienstag hatte Macron im Gespräch mit der französischen Zeitung Voix du Nord angekündigt, den Druck auf die britische Regierung zu erhöhen, um legale Migrationswege ins Vereinigte Königreich zu eröffnen. „Die Verantwortung für die auf See umgekommenen Flüchtlinge trägt nicht Frankreich, sondern die britische Weigerung, legale Migration zu ermöglichen“, bekräftigte das französische Staatsoberhaupt.
Das Asylsystem Großbritanniens leiste illegaler Einwanderung Vorschub. „Die Briten schleppen ein System aus den 1980er Jahren mit sich herum, welches Wirtschaftsmigration mit Heuchelei begegnet. Es gibt in solchen Fällen einfach keine legalen Fluchtrouten“, mahnte er. Die Briten müßten ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse klar artikulieren und einen Weg für legale Migration nach Großbritannien freimachen.
Flüchtlingszahlen steigen stark
Nachdem im November vergangenen Jahres 27 Migranten bei dem Versuch ertrunken sind, den Ärmelkanal in Richtung Großbritannien zu überqueren, überziehen sich Frankreich und der Inselstaat gegenseitig mit Anschuldigungen. Premierminister Boris Johnson forderte damals den französischen Präsidenten auf, alle in Großbritannien anlandenden Flüchtlinge wieder zurückzunehmen.
Macron lehnte dies ab und drängte auf eine Vereinbarung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU. Im Vergleich zum vergangenen Jahr kamen in diesem Januar sechsmal so viele Migranten über die Meerenge. Die britischen Behörden griffen 1.341 Flüchtlinge zwischen Großbritannien und Frankreich auf. Vergangenes Jahr waren es noch 223. (fw)