MARSEILLE. Das Schiff Ocean Viking der Flüchtlingsorganisation „SOS Méditerranée“ hat den Hafen von Marseille verlassen und einen weiteren Einsatz zur Bergung von Migranten begonnen. „Diese erste Mission des Jahres findet nach fünf Monaten kostspieliger Bemühungen statt, das Schiff aus einer Verwaltungshaft zu befreien, die die italienischen Behörden am 22. Juli auf der Grundlage neuer Interpretationen der Sicherheitsanforderungen für Schiffe verhängt haben“, teilte die Organisation mit.
Die Vize-Präsidentin von „SOS Méditerranée“, Sophie Beau, beklagte, daß im vergangenen Jahr sechs Schiffe von Nichtregierungsorganisationen „systematisch blockiert“ worden seien. Das habe „ein tödliches schwarzes Loch im zentralen Mittelmeer“ hinterlassen, was mindestens 779 Menschen das Leben gekostet hätte. „Das ist eine Schande und muß ein Ende haben.“
Daher plädierten die Flüchtlingshelfer erneut für eine europäische Lösung bei der Aufnahme von Migranten. Die Einführung einer europäischen Seenotrettung, die internationales Recht einhalte, sei der schnellstmögliche Weg, um die humanitäre Katastrophe im Mittelmeer 2021 zu beenden. „Außerdem brauchen wir in der EU echte Solidarität mit den europäischen Küstenstaaten bei der Verteilung der Geretteten.“
Reporter begleiten Mannschaft der Ocean Viking
Die 22köpfige Mannschaft werde auf ihrem Weg vor die nordafrikanische Küste von zwei Reportern begleitet, die über die Situation an Bord berichten sollen. Italien hatte das Schiff festgesetzt und eine Nachrüstung für Notfälle an Bord verlangt. Die Ocean Viking ist eines der größten Rettungsschiffe der Flüchtlingsorganisationen. Sie soll Platz für bis zu 200 Menschen bieten.
Die italienische Flüchtlingshilfsorganisation „Mediterranea Saving Humans“ hat begonnen, das größte private Migrantenschiff startbereit zu machen, das bislang im Mittelmeer im Einsatz war. Die Mare Jonio 2 soll Platz für eintausend Einwanderer haben und über Drohnen, Nachtsichtgeräte und Heißluftballone verfügen.
Anfang Dezember hatte bereits das maßgeblich von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierte Bündnis „United4Rescue“ mit der Vorbereitung eines weiteren Flüchtlingshilfsschiffs begonnen. Mit Unterstützung der Vereinigung hatte der Regensburger Verein „Sea-Eye“ vor kurzem ein ehemaliges Versorgungsschiff gekauft, das nun für die Migrationsaufnahme im Mittelmeer umgebaut werden soll. (ag)