WIEN. Nach einer weiteren Festnahme im Fall des islamistischen Anschlags vom vergangenen Herbst in Wien hat sich der Verdacht erhärtet, daß der Attentäter Teil eines Netzwerks war. Wie am Wochenende bekannt wurde, hatte die österreichische Spezialeinheit „Cobra“ Freitag früh einen 21 Jahre alten Österreicher mit ägyptischen Wurzeln festgenommen.
Er steht im Verdacht, das Sturmgewehr beschafft zu haben, mit dem Kujtim F. am 2. November 2020 vier Personen getötet und mehrere weitere verletzt hatte. Der nun festgenommene Verdächtige lebte wie der Attentäter von Sozialhilfe. Mittlerweile sind mehr als 20 Islamisten, darunter auch in der Schweiz, verhaftet worden, die Teil eines Netzwerkes sein sollen.
Attentäter hatte auch Kontakte nach Deutschland
Laut deutschen Sicherheitsbehörden hatte Kujtim F. auch enge Verbindungen nach Deutschland gepflegt. Moslems in Osnabrück unterhielten via Facebook und Instagram bis kurz vor dem Anschlag Anfang November Kontakt zu ihm. Die Gruppe habe einen geheimen Gebetsraum unterhalten und unter anderem im westfälischen Rheine Paintball-Spiele organisiert, um den Kampf gegen „Ungläubige“ zu trainieren.
Unterdessen sorgt die Wiedereröffnung einer Wiener Moschee für Kritik, die nach dem Anschlag geschlossen worden war. In der Tewhid-Moschee soll auch der Attentäter aktiv gewesen sein. Das interne Schiedsgericht der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) beschloß nun, der Gemeinde die Rechtspersönlichkeit zurückzugeben.
Moschee wieder geöffnet
Österreichs Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP) bezeichnete die Entscheidung als „absolut nicht nachvollziehbar und unverantwortlich“. Es handle sich nämlich um genau jene Moschee, „in der sich der Attentäter von Wien mehrfach aufgehalten und wo nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden seine Radikalisierung begünstigt wurde“. Außerdem habe die Islamische Glaubensgemeinschaft selbst die Moschee als salafistische Einrichtung bezeichnet.
Raab forderte die IGGÖ auf, „konsequent und mit aller Entschlossenheit gegen jede Form von Extremismus vorzugehen. Moscheen sind kein rechtsfreier Raum“, sagte die ÖVP-Politikerin der Nachrichtenagentur APA. Es zeige sich abermals, daß die geplanten Gesetzesverschärfungen bei der Extremismusprävention notwendig seien. (ls)