STRASSBURG. Die beigeordnete Ministerin im französischen Innenministerium, Marlène Schiappa, hat angekündigt, Straßburger Polizisten besser in der Handhabung von Belästigungsfällen zu schulen. Bis zum kommenden Jahr soll ein Sozialarbeiter den Dialog zwischen Opfern sexueller Gewalt und den Beamten verbessern, sagte Schiappa dem Radiosender France Bleu.
Anlaß ist der Angriff auf eine Straßburger Studentin vergangene Woche. Sie sei in der Innenstadt auf drei Männer getroffen, schilderte das Opfer dem Sender. Einer von ihnen habe zu den anderen beiden gesagt: „Schau dir diese Nutte in dem Rock an.“ Als sie empört darauf reagiert habe, erwiderte demnach einer der Männer: „Halt den Mund, Schlampe und senk den Blick.“ Daraufhin sei sie festgehalten und mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden. Anschließend seien die Täter geflüchtet.
TÉMOIGNAGE – Une étudiante strasbourgeoise agressée parce qu’elle portait une jupe https://t.co/kcx2LdN27L pic.twitter.com/xg442pjmiI
— France Bleu Elsass (@bleuelsass) September 21, 2020
Rund 15 Zeugen hätten den Vorfall beobachtet, aber weder während noch nach der Tat ihre Hilfe angeboten. Sie sei in der Stadt aufgewachsen und habe „noch nie ein so ungesundes Klima für Frauen gespürt“. Aufdringlichkeiten auf offener Straße seien aber zu einer fast alltäglichen Plage geworden.
Straßburgs Bürgermeisterin verneint Anstieg von Übergriffen
Straßburgs Bürgermeisterin Jeanne Barseghian widersprach dem. Belästigungen kämen in der Stadt nicht überdurchschnittlich häufig vor. In den vergangene zwei Jahren seien in ganz Frankreich deswegen rund 1.800 Verwarnungen ausgesprochen worden. Die Dunkelziffer könne aber wesentlich höher sein, räumte Barseghian ein.
Regierungssprecher Gabriel Attal bezeichnete die Tat laut der Nachrichtenagentur dpa als „völlig inakzeptabel“. In Frankreich müsse jeder so auf die Straße gehen können, wie es ihm gefalle, ohne befürchten zu müssen, „beleidigt, bedroht oder geschlagen zu werden“.
Der Rock sei genauso wenig der Grund für den Angriff wie die Studentin selbst, betonte Schiappa gegenüber dem Sender BFMTV. „Jede Frau weiß, worum es geht: Die Grenze ist die Zustimmung“. (zit)