VALLETTA. Nach einer Revolte an Bord eines Flüchtlingsschiffes hat die maltesische Regierung in der Nacht auf Sonntag vier Boote mit 425 im Meer aufgenommenen Einwanderern an Land anlegen lassen. Die Migranten hätten sich mit Messern bewaffnet und gedroht, den Gastank zu sprengen, berichtete Premierminister Robert Abela laut der Times of Malta. „Sie gaben uns eine halbe Stunde zum Handeln, sonst würden sie die Crew kidnappen“, sagte Abela. Aufgrund von Hilfegesuchen der Crew-Mitglieder habe er am Samstag abend entschieden, die Migranten an Land gehen zu lassen. In einer späteren Stellungnahme bestätigte die Regierung die Aufstände indes nicht, sprach jedoch von einer „schwierigen Situation“.
Zuvor hatte der Inselstaat vier Touristenboote für 3000 Euro pro Tag gemietet, um die Migranten außerhalb der eigenen Hoheitsgewässer in Quarantäne zu halten. Einige sollen bis zu 40 Tage auf den Schiffen ausgeharrt haben. Malta Today zitierte ein Schiffsmitglied, das der Zeitung sagte: „Mit Ausnahme der Kapitänskajüte drohen die Migranten das Kommando über das Schiff zu übernehmen. Sie sind offensichtlich zahlreicher als die Besatzung und die Sicherheitskräfte. Sie drohten damit, das Schiff anzuzünden.“
Die Regierung in Valetta warf der EU mangelnde Unterstützung bei der Umverteilung der Einwanderer vor. Sie sei „nicht gewillt, das Leben sowohl der Migranten als auch das der Besatzung zu gefährden, angesichts der Tatsache, daß die Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei der Übernahme keine Solidarität zeigen“. Vorwürfe der Menschenrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatovic, die Migranten hätten unverzüglich aufgenommen werden sollen, wies Malta zurück. Sie seien gut behandelt worden. Der Times of Malta zufolge zeigten Aufnahmen, wie die Einwanderer an Bord Fußball spielten und tanzten. (hr)