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Entwicklungshilfe: Stiftung Weltbevölkerung: Afrika braucht mehr Verhütungsmittel

Entwicklungshilfe: Stiftung Weltbevölkerung: Afrika braucht mehr Verhütungsmittel

Entwicklungshilfe: Stiftung Weltbevölkerung: Afrika braucht mehr Verhütungsmittel

Dorf
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Nigrische Bäuerin (mit braunem Kopftuch) mit einigen ihrer hundert Enkelkinder Foto: picture alliance/dpa
Entwicklungshilfe
 

Stiftung Weltbevölkerung: Afrika braucht mehr Verhütungsmittel

Befürworter sehen in mehr finanziellen Mitteln für Sexualaufklärung und Abtreibung einen wichtigen Schritt, um das Bevölkerungswachstum einzudämmen. Gegner befürchten einen ideologischen Trojaner. Die AfD wirft der Bundesregierung vor, trotz kostenintensiver Entwicklungshilfe zu wenig erreicht zu haben.
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NAIROBI. Die Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW), Renate Bähr, hat sich anläßlich der Weltbevölkerungskonferenz in Kenia für stärkere Maßnahmen zur Beschränkung des Bevölkerungswachstums in Afrika ausgesprochen. „Eine bessere Gesundheitsversorgung mit einem breiten Angebot an Verhütungsmitteln, Sexualaufklärung, die bereits in der Schule beginnt“, forderte Bähr am Dienstag in der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Außerdem müßten Rechte gestärkt werden, die es Frauen ermöglichten, „wirklich über Schwangerschaft und Geburt entscheiden“ zu können. Die finanzielle Unterstützung „im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit“ reiche bei weitem nicht aus.

Am Dienstag hat die dreitägige Weltbevölkerungskonferenz in Kenias Hauptstadt Nairobi begonnen. Die Zusammenkunft wird vom Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNO) und den Regierungen Dänemarks und Kenias organisiert. Sie orientiert sich an den Beschlüssen der „International Conference on Population and Development“ (ICPD) im ägyptischen Kairo vor 25 Jahren und wird deshalb ICPD25 genannt. Ziel ist es, wie damals Mittel zu finden, den weltweiten Bevölkerungsanstieg, aber vor allem den afrikanischen, zu begrenzen. Etwa 160 Länder nehmen daran teil.

Bähr: Abtreibungsgegner schaden Entwicklungshilfe

Gleichzeitig kritisierte Bähr Gegner des Treffens. Dazu zählen katholische Bischöfe in Afrika, die Verhütungsmittel ablehnen. Aber auch US-Präsident Donald Trump, der „allen ausländischen Organisationen die Gelder gestrichen“ habe, „die in ihrer Arbeit auch nur über Schwangerschaftsabbrüche“ informierten. Zudem bildeten sich in Europa „neue christlich-konservative Organisationen, Einzelpersonen und auch Mitglieder rechtspopulistischer Parteien“, die sich vernetzen und versuchten, „auf die Politik in Brüssel oder in den EU-Mitgliedsstaaten einzuwirken“, sagte Bähr.

Eine weltweite Überbevölkerung sehe sie noch nicht. Wie viele Menschen die Welt „tragen“ könne, hänge auch davon ab, wie mit Ressourcen umgegangen würde. „Hier müssen auch die geburtenschwachen Industrieländer an sich arbeiten“, folgerte Bähr.  „Gesundheit, Bildung und die Stärkung von Frauenrechten“ sieht sie als Schlüssel zur Begrenzung des Bevölkerungswachstums an. Der Fokus müsse dabei auf „jungen Menschen im Kinder- und Teenageralter“ liegen. „Die zukünftige demographische Entwicklung liegt in ihren Händen“, mahnte Bähr.

AfD: katholische Kirche nicht hilfreich

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Dietmar Friedhoff kritisierte die Maßnahmen der Bundesregierung gegen das Bevölkerungswachstum als unzureichend. „Auch nach 60 Jahren Entwicklungspolitik und dem Einsatz von circa zwei Billionen Dollar ist man im Wesentlichen keinen Schritt vorangekommen“, sagte Friedhoff der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Die Verdopplung der afrikanischen Bevölkerung bis 2050“ würde in den „westlichen Industrienationen bestenfalls zur Kenntnis“ genommen. Wenn sich nur zehn Prozent von den Binnenvertriebenen innerhalb Afrikas auf den Weg nach Europa machten, „würden unsere Systeme hier kollabieren“.

Zudem sei die jetzige Entwicklungshilfe nicht stringent. Friedhoff forderte, die Entwicklungshilfe zurückzufahren, „um die dadurch geschaffenen künstlichen Systeme in Afrika zu beenden“. Die afrikanischen Staaten müssten Selbstverantwortung für sich und ihre Bürger übernehmen. Das wäre in „unserem Interesse“ und solle „notfalls“ auch sanktioniert werden.

Auch Friedhoff bezeichnete die katholische Kirche bei Entwicklungsfragen als nicht hilfreich. Sie verhindere „Fortschritte im Bereich der selbstbestimmten Fortpflanzung und Sexualität“ und lehne „jegliche Form der modernen Familienplanung vehement ab“.  In „wenig entwickelten Ländern“ sei die Meinung des Vatikans jedoch noch von Bedeutung, bedauerte Friedhoff. Dennoch sprach er sich „strikt gegen jede Form von Abtreibung“ aus.

Vatikan nimmt nicht teil

Der Vatikan hatte der Regierung Kenias bereits im Oktober angekündigt, nicht an der Konferenz teilzunehmen. „Die ICPD und ihr umfassendes Aktionsprogramm im Rahmen der erweiterten Entwicklungsagenda der internationalen Gemeinschaft sollten nicht auf sogenannte ‘sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte’ sowie ‘umfassende Sexualerziehung’ reduziert werden“, teilte der Vatikan laut der katholischen Nachrichtenagentur CNA mit.

Die kenianische Bischofskonferenz bemängelte ebenfalls die Themensetzung der ICPD25. Der Vorsitzende Erzbischof Philip Anyolo sagte laut CNA: „Wir glauben nicht, daß dies die Themen sind, die die Entwicklung der Frauen und der Menschheit wirklich betreffen.“

Die christliche Kampagnengruppe CitizenGo hat eine Petition online gestellt, die sich gegen die „Pro-Abtreibungs-Agenda des UN-Weltbevölkerungsfonds“ positioniert. Die Konferenz setze sich dafür ein, „Abtreibung als Menschenrecht anzuerkennen, die Sexualisierung der Kinder in den Schulen und Abtreibung und Verhütung auch für junge Mädchen“ voranzutreiben.

Luis Losada von CitizenGo sagte der Nachrichtenagentur Reuters: „Die Agenda repräsentiert nicht den Geist der afrikanischen Kultur, die überwiegend lebensbejahend ist, und der kenianischen Verfassung, die erklärt, daß ungeborene Babys das Recht auf Leben verdienen.“ Die Afrikaner würden erpresst. Hilfe gebe es nur, wenn sie im Gegenzug Abtreibung akzeptieren würden. (hr)

Nigrische Bäuerin (mit braunem Kopftuch) mit einigen ihrer hundert Enkelkinder Foto: picture alliance/dpa
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