LISSABON. Der konservative Politiker Marcelo Rebelo de Sousa hat die Wahl zum neuen Staatsoberhaupt von Portugal mit absoluter Mehrheit gewonnen. Der 67jährige Juraprofessor und TV-Kommentator kam bei der Präsidentenwahl am Sonntag im ersten Wahlgang auf 52 Prozent, teilte die Wahlbehörde CNE nach Auszählung von mehr als 99 Prozent der Stimmen mit.
Rebelo versprach am Wahlabend, das „gespaltene“ Land wieder zu einen. „Ein Land wie unseres, das aus einer tiefen wirtschaftlichen und sozialen Krise kommt, kann sich nicht den Luxus erlauben, seine Energie zu verschwenden“, sagte er vor hunderten Anhängern in der juristischen Fakultät der Lissaboner Universität. Nur Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung könnten das Land vor sozialen Spannungen und Radikalisierung schützen.
Politik für „alle Portugiesen“
Er wolle ein „freier und unabhängiger“ Präsident sein, dessen Anstrengungen keiner Partei, sondern ausschließlich „allen Portugiesen“ gelten. Rebelo übernimmt das Amt vom ebenfalls konservativen Aníbal Cavaco Silva, der am 9. März nach zwei Perioden abtreten muß. Rebelo muß nach der Amtsübernahme mit der noch jungen und als instabil geltenden Linksregierung von Ministerpräsident António Costa zusammenarbeiten.
Der Präsident hat vor allem repräsentative Funktionen, kann aber das Parlament auflösen und sein Veto gegen Gesetze einlegen. Rebelo hat den Wahlkampf nicht mit Plakaten und Programmen, sondern in erster Linie mit direktem Kontakt zu Bürgern bestritten. Die Wahlbeteiligung war den Angaben zufolge mit 48 Prozent etwas höher als das Rekordtief von 46,5 Prozent im Jahr 2011. (ls)