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Französischer Trump: François Fillon – Stichflamme aus der Tiefe Frankreichs

Französischer Trump: François Fillon – Stichflamme aus der Tiefe Frankreichs

Französischer Trump: François Fillon – Stichflamme aus der Tiefe Frankreichs

François Fillon
François Fillon
François Fillon: Ein französischer Trump Foto: dpa
Französischer Trump
 

François Fillon – Stichflamme aus der Tiefe Frankreichs

In Frankreich bahnt sich eine tiefgreifende Wende an. In Scharen laufen Abgeordnete und politische Schwergewichte zu dem Überraschungssieger des ersten Wahlgangs im bürgerlichen Lager für die Bestimmung des Präsidentschaftskandidaten, François Fillon, über. Wer ist der Underdog? Und was bedeutet sein Erfolg für Marine Le Pen? Eine Analyse von Jürgen Liminski.
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In Frankreich bahnt sich eine tiefgreifende Wende an. In Scharen laufen Abgeordnete und politische Schwergewichte zu dem Überraschungssieger des ersten Wahlgangs im bürgerlichen Lager für die Bestimmung des Präsidentschaftskandidaten, François Fillon, über. Unter dem Radar des Mainstreams war das „Projekt Fillon“ ans erste Ziel geflogen und dort krachend eingeschlagen. Mit 44,2 Prozent der Stimmen hat der ehemalige Premierminister seine Rivalen Alain Juppé (28,7) und Nicolas Sarkozy (21,2) erstaunlich weit hinter sich gelassen. Es ist das ländliche, kleinstädtische Frankreich, „la France profonde – das tiefe, wahre Frankreich“ wie de Gaulle und Mitterrand einst sagten, das den lange unterschätzten Politiker gewählt hat.

François Fillon repräsentiert die Wählerschaft, die man in den Medien und in der politischen Klasse (ähnlich wie in Deutschland) nicht mehr wahrnimmt: Die wertkonservativen und liberalen, die europakritischen, patriotisch gesinnten Bürger, die von Grund auf reformieren aber nicht umstürzen wollen. Fillon ist die Alternative zum linksliberalen Lager, aber auch zum Front National von Marine Le Pen. Sein Aufstieg bricht wie eine Stichflamme aus der Tiefe des französischen Gemüts empor und könnte sich zum Flächenbrand jener Demokraten ausweiten, die es satt haben, von einer linksliberalen Mehrheit in Politik und Medien gegängelt zu werden.

Ein französischer Trump

In diesem Sinn ist Fillon ein französischer Trump. Natürlich eleganter und ohne grobschlächtigen Sprüche, abgesehen von der persönlichen Integrität. Aber eben doch ein Gegner festgefahrener, ideologischer Denkmuster, ein Politiker, der den Wähler achtet und nicht nur sich plus ein paar Parolen, sondern ein „Projekt für Frankreich“ vorschlägt. Dieses Projekt hat viele Franzosen überzeugt, die in dem gesellschaftspolitisch eher linksextremen und außenpolitisch eher rechtsextremen Programm von Marine Le Pen keine vernünftige Alternative sehen und für die Juppé allzu kompromißbereit und systemhaft, eben wie der Repräsentant des ancien regime, daherkommt.

Ein entscheidender Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten der Stichwahl am kommenden Sonntag ist die Haltung zum Islam. Hier der verharmlosende Alain Juppé, enger Freund des Imam der großen Moschee in Bordeaux, dort der kampfbereite François Fillon, dessen jüngste Streitschrift mit dem programmatischen Titel „Den islamischen Totalitarismus besiegen“ gerade zum Kassenschlager wird. An keinem anderen Thema zeigt sich heute so deutlich, wes Geistes Kind ein Politiker ist. Es geht dem bekennenden Christ Fillon nicht um den Kampf gegen den Islam als solchen, sondern um die eigene freiheitliche Werteposition wider den totalitären Zug im Islam.

Sieg gegen Le Pen

Entweder der Islam reformiert sich oder er hat keine Zukunft in einem freien Frankreich – solch ein Bekenntnis ist selten. Aber offenbar wollen viele Franzosen gerade das hören und sehen. Beide, Juppé und Fillon, würden nach Umfragen bei den Präsidentschaftswahlen gegen Marine Le Pen gewinnen, Juppé deutlicher als Fillon, weil er dabei mit den Stimmen der Linken rechnen könnte. Gesellschaftspolitisch setzt Fillon auf die normale Familie von Vater, Mutter, Kind. Das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare will er rückgängig machen. Juppé will daran nicht rühren. Wirtschaftspolitisch sind die Unterschiede eher graduell.

Fillon will in den kommenden fünf Jahren den Staatsapparat um rund eine halbe Million Angestellte auf europäisches Niveau abbauen, Juppé um eine viertel Million. Beide wollen die 35-Stunden-Woche abschaffen, Fillon will die Arbeitszeit bis 48 Stunden zulassen, Juppé bis 39 Stunden. Beide wollen das Rentenalter auf 65 Jahre anheben und die Steuerlast für die Unternehmen senken, um so die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Das wird Geld kosten wegen der anfangs fehlenden Steuereinnahmen.

Einfluß der EU verringern

Fillon will zur Finanzierung die Mehrwertsteuer um zwei Prozent anheben und so 16 Milliarden Euro hereinholen, Juppé will die notwendigen Milliarden auf dem Geldmarkt leihen und das Staatsdefizit erhöhen. Außenpolitisch gilt Fillon als Gaullist. Er sucht das Gespräch mit Moskau und mit Berlin. Assad sieht er, anders als Juppé, nicht als Hindernis für eine Friedenslösung in Syrien. Den Einfluß der EU-Kommission will er schmälern und die EU stärker vom Rat der Staatschefs gelenkt sehen. Juppé will das europäische Rad weder zurückdrehen noch beschleunigen. Ganz gleich wer am Sonntag die Stichwahl gewinnt, Brüssel und Berlin werden sich umstellen müssen.

François Fillon: Ein französischer Trump Foto: dpa
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