CALAIS. Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron hat Großbritannien im Falle des „Brexit“ gedroht, Einwanderer aus dem Auffanglager in Calais nach England weiterreisen zu lassen. „An dem Tag, an dem sich die Beziehungen auflösen, wird es keine Migranten mehr in Calais geben“, sagte der Minister im Gespräch mit der Financial Times.
Bislang läßt Frankreich keine Migranten nach Großbritannien weiterziehen und es nimmt die wenigen, die es auf die Insel schaffen, wieder zurück. Ein EU-Austritt Großbritanniens werde jedoch die bilateralen Verträge zur Grenzsicherung in Frage stellen, warnte Macron. Unterdessen setzten die französischen Behörden die teilweise Räumung des als „Dschungel“ bekannt gewordenen Lagers in Calais fort. Dort sammeln sich seit Jahren Menschen, die illegal nach Großbritannien gelangen wollen. Die britischen Asylbedingungen gelten unter Einwanderern als die deutlich attraktivere Option. Derzeit halten sich etwa 4.000 Menschen im Lager der französischen Hafenstadt auf.
Räumung von Zeltlager in Calais
Wegen gesundheitsschädlicher Bedingungen hatten die französischen Behörden damit begonnen, den südlichen Teil des Slum-ähnlichen Lagers zu räumen. Allein diese Fläche im Südteil umfaßt sieben bis acht Hektar. Wegen der seit Montag andauernden Räumarbeiten war es zu Auseinandersetzungen von Einwanderern und ihren Unterstützern mit der Polizei gekommen.
Die Räumung des Lagers würde trotz des Widerstands und zahlreicher Brände „in Ruhe und mit System“ fortgesetzt, bekräftigte Innenminister Bernard Cazeneuve. Ein Hektar sei bereits geräumt aber die weiteren Arbeiten könnten sich noch längere Zeit hinziehen. Im ganzen Land wurden Aufnahmezentren eröffnet, in denen die Einwanderer nun untergebracht werden sollen. (mv)