BERLIN. Früher schätzte BKA-Präsident Holger Münch die Sicherheitslage in Deutschland noch als gut ein. Es seien aber mehrere Entwicklungen, die in den vergangenen fünf Jahren dazu geführt hätten, daß sich die Situation dramatisch verschlechtert hat, erklärt er gegenüber der Zeit. In den beiden Jahren vor Corona, 2018 und auch noch 2019, war die Kriminalität auf einem historischen Tiefstand. Die Pandemie habe dann aber alles verändert. Zwar verlagerten sich die Straftaten im Zuge der eingeschränkte Mobilität erst ins Internet. Doch nach der Pandemie wuchs die Kriminalität über das erwartbare Maß hinaus.
Jugendkriminalität ist ein langfristiges Problem
„Die Polarisierung der Gesellschaft hat zugenommen, ebenso die Migration”, sagte Münch. Spürbar werde das vor allem im dramatischen Anstieg der Gewaltdelikte. Auffallend auch: Die Täter werden immer jünger. „Vor allem Kinder- und Jugendkriminalität hat stark zugenommen”. Diese seien von den covidbedingten Einschränkungen besonders betroffen gewesen, etwa durch einen Mangel an sozialen Kontakten. „Wie groß und langfristig das Problem wird, können wir noch nicht genau abschätzen. Es ist jedenfalls nicht auszuschließen, daß Kinder und Jugendliche, die heute mit Gewalttaten auffällig werden, auch im Erwachsenenalter weitere Straftaten begehen. Und das verdient unsere höchste Aufmerksamkeit.”
Neben Corona seien auch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten für die Zuspitzung der Situation in Deutschland verantwortlich. „Der damit verbundene Anstieg der Inflation und die wirtschaftlichen Folgen haben wahrscheinlich dazu beigetragen, daß die Anzahl von Straftaten in Teilbereichen der Eigentumskriminalität sowie die Gewaltkriminalität gestiegen sind”, sagt der BKA-Präsident.
Dramatisches Lagebild zur Gewalt gegen Frauen
Erst Anfang der Woche lieferte ein Lagebild des BKA zum Thema Gewalt gegen Frauen ein alarmierendes Bild. Täglich werden in der Bundesrepublick drei Frauen Opfer eines Mordversuchs. Fast jeden Tag wird eine Frau getötet. Dazu kommen mehr als 50.000 Sexualdelikte. Überdurchschnittlich hoch ist dabei die Zahl der Migranten, die als Tatverdächtige ausgeforscht werden können – wie die JUNGE FREIHEIT berichtete.
Münch hält im Interview über straffällige Zuwanderer fest, diese würden häufig verschiedene Risikofaktoren wie zum Beispiel Armut, geringe Bildung oder ein junges Lebensalter mit sich bringen. So stammen „vor allem diejenigen, die besonders auffällig sind und mehrfach Straftaten verübt haben, insbesondere aus Ländern wie etwa den Maghreb-Staaten, Libyen oder Georgien. Unter ihnen befindet sich zudem ein hoher Anteil junger Männer. Die Frage, wie wir mit Tatverdächtigen umgehen, die immer wieder auffallen, ist entscheidend für die Akzeptanz von Zuwanderung.“ (rr)