MAINZ. Zwei Drittel aller Beschwerden, die im jüngsten Berichtzeitraum des ZDF beim Sender eingingen, betrafen Jan Böhmermann. Insgesamt 21mal erreichte den Sender Kritik zum Moderator des „ZDF Magazin Royal“, wie t-Online berichtete. Mit einer Ausnahme betrafen alle Eingänge eine Sendung vom 2. Dezember 2022. Böhmermann hatte dort gegen feministische Kritiker der Trans-Bewegung geschossen.
Die Beschwerden umfassen den Zeitraum vom 22. November 2022 bis zum 20. Februar 2023. Zum Vergleich: im gesamten Jahr 2021 kamen nach ZDF-Angaben gerade einmal 50 Beschwerden.
Böhmermann nannte Trans-Kritiker „Kothaufen“
In der Sendung, die diese Kritikwelle auslöste, hatte Böhmermann angebliche Trans-Feinde angegriffen. Es sei wissenschaftlich erwiesen, so die Argumentation des Moderators, daß es mehr als zwei Geschlechter gäbe. Menschen, die anderer Meinung seien, wie etwa Alice Schwarzer oder Birgit Kelle, bezeichnete er als „Trottel“ und „Nazis“.
Vertreter der feministischen Bewegung, die sich dieser Argumentation nicht anschließen würden, seien „Turds“. Auf Deutsch heißt das etwa so viel wie „Kothaufen“. Das Wort ist eine Verballhornung des Begriffes „Terfs“. „Terfs“ steht für „Trans-Exclusionary Radical Feminist“, also Feministen, die sich gegen die Trans-Bewegung positionieren.
ZDF vermutet rechte Kampagne hinter Beschwerden
Ein Mitglied des ZDF-Verwaltungsrates, Leonhard Dobusch, vermutete eine rechte Kampagne hinter den Beschwerden. Denn Kritik an der Trans-Bewegung sei „eines der zentralen Themen rechtspopulistischer Kreise“. Diese würden stark mobilisieren, was man „an den Beschwerden erkennen“ könne. Zugleich räumte Dobusch ein, daß die Beschwerden „dennoch begründet“ sein könnten.
Doch scheinbar ist Böhmermann auch innerhalb des Senders umstritten. Beim Beschwerdeausschuß sei Böhmermann Dauerthema, berichtete Dobusch. Viele Fernsehrat-Mitglieder hätten Verständnis für die Argumentation der Beschwerdebriefschreiber. Er selbst sehe die Beschwerden allerdings als Auszeichnungen: „Für Satiresendungen ist es bis zu einem gewissen Grad Bestätigungen, daß ihre Inhalte relevant sind.“ (lb)