Am 13. November 2015 verübten Selbstmordattentäter im Auftrag der Terrorgruppe Islamischer Staat Anschläge in Paris. Sie stürmten ins Bataclan-Theater, in Cafés, Restaurants, Bistros nahe des Stade de France und ermordeten 130 Menschen. Wahllos töteten sie ihre Opfer. Der Angriff hätte jeden treffen können.
Dies alles geschah kein Jahr nach dem Angriff auf die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“, bei dem Islamisten Rache für die Mohammed-Karikaturen üben wollten. Paris, die Stadt der Liebe, verwandelte sich in einen Schauplatz des Schreckens.
Avshalom (Eli Ben David), der Hauptprotagonist der Serie „The Attaché“, hätte sich keinen schlechteren Tag für seine Ankunft in Paris aussuchen können. Dorthin war er seiner Frau Annabelle gefolgt, gespielt von der französischen Schauspielerin Héloïse Godet. Diese hat eine Anstellung als Kultur Attaché in der israelischen Botschaft in Paris angenommen.
Der Protagonist fremdelt mit Frankreich
In Israel verdiente Avshalom seinen Lebensunterhalt für sich, seine Frau und den gemeinsamen Sohn Uri (Ilay Lax) als Musiker einer bekannten Band. Er unterstützt die Pläne seiner Frau. Trotzdem fremdelt er mit seiner neuen Umgebung und fühlt sich sichtlich fehl am Platze, als nach seiner Ankunft die Botschaft in Paris einen Empfangsparty zu seinen Ehren schmeißt.
Kurz darauf wird ihm jedoch nonchalant per Telefon von seinen Musikerkollegen mitgeteilt, daß er zur Fertigstellung des neuen Albums nicht gebraucht werde. Damit hat er nicht nur seine komplette Musikausrüstung vergebens mitgebracht, er ist auch plötzlich arbeitslos.
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Als ob das noch nicht genug wäre, entflammt ein Streit zwischen Annabelle und ihm, die ihm Undankbarkeit vorwirft. Wie ein geprügelter Hund streift er allein durch die Straßen von Paris und gerät unvermittelt in die ausbrechende Panik der Anschlagsnacht.
Die Serie setzt nicht auf Action
Die Folgen dieser Terrorattacke bleiben nicht folgenlos für das Familienleben. Avshalom leidet zunehmend unter Verfolgungswahn und ist unsicher, ob man den Sohn mit dem Großvater unbesorgt ins Kino lassen kann. Der eben noch freundliche Araber, in dessen Café er verkehrt, ist plötzlich verdächtig.
Dass der Antisemitismus Einzug in das jüdische Leben Frankreichs gehalten hat, wird in der Serie subtil aufgezeigt. Die Botschaft und die Synagoge stehen unter permanenten Polizeischutz. Selbst Annabelle hat stets einen eigenen Personenschützer an ihrer Seite.
Wer nach action-lastigen Produktionen aus Israel wie „Fauda“ und „Teheran“ jetzt aber erwartet, dass Avshalom selbst Jagd auf die Terroristen macht, wird enttäuscht werden. Die anfängliche Bedrohungslage nimmt ab und die Handlung entwickelt sich mehr zu einer Liebesgeschichte. Es geht um die Herausforderungen einer neuen Umgebung für eine Beziehung, und wie die Partner mit diesen umgehen.
„Israelis sind gute Geschichtenerzähler“
Die zehnteilige Serie wurde von Eli Ben-David geschrieben, der auch Regie führte und die Hauptrolle übernahm. Sie basiert lose auf seinen Erlebnissen.
Angesprochen auf das Erfolgsrezept israelischer Serien, die seit Jahren internationale Erfolge feiern, sagt Ben-David der JUNGEN FREIHEIT: „Israelis sind gute Geschichtenerzähler. Wir haben kein großes Budget für große Produktionen. Darum fokussieren wir uns auf die Handlung, die Handlung und nochmals die Handlung. Natürlich auch auf die Entwicklung der Charaktere und deren Beziehung untereinander. Für diese Herangehensweise benötigt man nicht viel Geld.“
Hilfe beim Drehbuch und der Figurenentwicklung bekam er von Ori Elon. Dieser war für den Netflix Serienhit „Shtisel“ verantwortlich. Aufgrund des Erfolgs von „The Attaché“ in Israel werden Gespräche über eine mögliche israelisch-französische Co-Produktion einer zweiten Staffel geführt.
Die zehn Episoden der ersten Staffel sind bei Starzplay/Amazon zu sehen.