BigTech-Firmen drehen den Lautstärke-Regler für regierungskritische Stimmen weiterhin in Richtung Stummschaltung. Besonders die Einwände zu den Corona-Maßnahmen, scheinen sie in den Ohren zu Schmerzen. Derzeit werden wieder verstärkt Inhalte gelöscht und Kanäle eingeschränkt. So traf es jüngst auch den Journalisten Boris Reitschuster. Der hatte vergangene Woche eine Demonstration gegen die Corona-Politik der Bundesregierung live auf seinem YouTube-Kanal übertragen. Eine Reaktion der Plattform folgte prompt.
Das zu Google gehörende Unternehmen entfernte das Video, da es angeblich gegen die „Richtlinien zu medizinischen Falschinformationen“ verstoße. Nachdem sich der Journalist gegen die Sperrung wehrte, gab YouTube ihm zunächst recht und hob diese auf, nur um dann wenig später ein anderes Video zu bemängeln: Die Liveübertragung einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Berlin. „In der Gesamtheit steckt hinter den Löschungen die Absicht, hart und schikanös gegen Stimmen vorzugehen, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Bundestagswahlen“, bekräftigt Reitschuster gegenüber der JUNGEN FREIHEIT.
Sein gesamter Kanal mit rund 224.000 Abonnenten wurde für eine Woche gesperrt. In dieser Zeit kann er keine Videos hochladen. Eine Information von YouTube erhielten die Abonennten nicht. Ähnlich sieht es bei dem Ökonomen und Publizisten Max Otte aus. Dessen YouTube-Kanal mit mehreren Hunderttausend Abonnenten wurde ebenfalls mit einer einwöchigen Sperrung belegt, die noch zwei Tage andauert.
Otte: Leben in einem Zeitalter massiver Zensur
Grund dafür ist ein Video, das er am vergangenen Sonnabend hochlud. Darin zu sehen war die Rede des früheren Fußballnationalspielers Thomas Berthold auf einer Demonstration der „Querdenken“-Bewegung. Noch am Abend desselben Tages hatte YouTube das Video entfernt und den Kanal blockiert. In der Vergangenheit waren auf Ottes Kanal bereits fünf weitere Videos entfernt, drei davon nach einem Einspruch aber wieder freigegeben worden.
Otte sieht die deutsche Gesellschaft in einem „Zeitalter massiver Zensur“ angekommen, wie er gegenüber der JUNGEN FREIHEIT betont. „Die Meinungsfreiheit ist nicht nur stark eingeschränkt, sondern sie ist da, wo es darauf ankommt, nämlich bei den Aussagen relevanter Entscheidungsträger und Meinungsführer, oft faktisch abgeschafft.“
Erfolgreiche Videos geraten ins Visier der Zensur
Ein dritter Leidensgenosse ist der Blogger Gunnar Kaiser, dessen YouTube-Kanal derzeit ebenfalls für eine Woche gesperrt ist. Auch ihm wird zur Last gelegt, in einem vor der Löschung unter anderen von Moderator Jörg Kachelmann beanstandeten Video, „medizinische Falschinformationen“ verbreitet zu haben. Binnen einer Woche war dieses 350.000 Mal aufgerufen worden.
Der Mann im Video bisher das Gefährlichste aus der Renaissance des Rechtsextremismus über das Covidiotentum.
Im kraftdurchwanderfreudigen Natur-Setup gefilmt, sanft bewindet #DerLehrerErklärtEuchWas Menschenverachtung subkutan in den Volkskörper gesäftelt. Man wird von ihm hören https://t.co/UUoezIPOqV
— Jörg (@Kachelmann) March 29, 2021
Der stellvertretende Berliner Landesvorsitzende der AfD-Jugendorganisation Jungen Alternative (JA), Martin Kohler vermutet, daß insbesondere solche Inhalte gelöscht werden, die große Aufmerksamkeit auch über ihren gewöhnlichen Zuschauerstamm hinaus erreichen. Sie gerieten dadurch wohl „ins Visier“ und würden häufiger gemeldet, sagt Kohler der JUNGEN FREIHEIT.
Bier und Brezel – zu viel für Instagram
Ihn hat die Löschwelle auf dem sozialen Netzwerk Instagram erwischt. Dort entfernte das zu Facebook gehörende Unternehmen ein Bild, auf dem Kohler lesend auf seinem Balkon zu sehen ist. Bei der Lektüre handelt es sich um das Buch „Nation, Populismus, Nachhaltigkeit“ des Chefs der AfD-Bundestagsfraktion, Alexander Gauland. Auf dem Tisch vor Kohler befindet sich ein Glas Bier und in seiner Hand eine Brezel. Besagte Speis und Trank in Form von Emojis werden laut dem „Recherchebüro Correctiv“ häufig von Nutzern aufgegriffen, die eine „Verbundenheit mit deutschen Traditionen“ zum Ausdruck bringen möchten.
Instagram hingegen sieht dahinter „Gewalt“ oder „eine gefährliche Organisation“, wie es in der Begründung für die Maßnahme heißt. „Auf Löschungen folgen Sperrungen“, macht Kohler deutlich. Instagram sei für die Jugend das wichtigste Medium.
Die Fälle von Reitschuster, Kaiser und Otte zeigten, daß alternative Medien immer mehr beschnitten würden. Durch die Sperrungen auf den wichtigsten Kommunikationsplattformen werde kritischen Stimmen das Sprachrohr genommen. Auch Reitschuster sieht in den Löschwellen einen „Generalangriff auf Regierungskritiker“ wenige Monate vor der Bundestagswahl, wie er auf Twitter verdeutlicht. Wer jetzt noch schlafe, werde in finsteren Zeiten aufwachen.