Bei der Amtseinführung ihres Ehemannes, John F. Kennedy, trug First Lady Jackie Kennedy einen Pillbox-Hut. Diesen steifen und ovalförmigen Hut, der oben abgeflacht ist, entwarf der Modedesigner Roy Halston Frowick. Halstons Art Mode zu entwerfen, revolutionierte nicht bloß den amerikanischen Modemarkt, sondern diente auch zukünftigen Designern als Vorbild.
Schon als kleiner Junge schmückte er den Strohhut seiner Mutter mit ein paar Hühnerfedern aus, um dieser ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, wenn sie von seinem Vater verprügelt worden war. Mit dieser Rückblende beginnt die Miniserie „Halston“, die Netflix dem visionären Modedesigner gewidmet hat. Dargestellt wird er von Ewan McGregor.
In ihr wird der Aufstieg, aber auch sein tiefer Fall, verursacht durch Drogenmißbrauch, ausschweifende Partys und falsche wirtschaftliche Entscheidungen, nachgezeichnet. Dem Zuschauer wird das New York der 70er-Jahre mit weltbekannten Orten wie dem Studio 54 präsentiert. Seine Karriere beginnt Halston als junger Hutmacher, der Anfang der 1960er nach New York kam.
Nachdem Jackie Kennedy eine seiner Hutkreation trug und sein Name im Fernsehen erwähnt wurde, werden seine Hüte zum Verkaufsschlager und Halston zum gefeierten Star. Er erkennt die Gunst der Stunde, sammelt ein Team von fleißigen Kreativen um sich herum und entwickelt seine eigene Modelinie. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wird die Marke wirtschaftlich ertragreich und Halstons Kreationen immer erfolgreicher.
Drogen, Partys und ausschweifender Sex fordern ihren Tribut
Liza Minnelli (Krysta Rodriguez) zählt zu seinen Musen und den wenigen Menschen, mit denen er bis ans Lebensende eng befreundet bleiben wird. Seine Homosexualität und der Kokainkonsum werden offen thematisiert und gezeigt in der Mini-Serie. Gleich in der ersten Folge spricht Halston einen attraktiven jungen Afroamerikaner in einer Bar an.
Dieser weist seine Avancen ab. Daraufhin gesteht Halston ihm, daß er sich trotz seiner luxuriösen Anzüge immer als Außenseiter gefühlt und daraus gelernt habe, sich nicht sein Leben kaputt machen zu lassen.
Denn sein Umgang mit der New Yorker Party-Prominenz, rauschende Feiern im Studio 54 und sein Rumtreiben im Stricher-Milieu fordern ihren Tribut. Wegen seiner immer stärker werdenden Kokainsucht ist er bald nicht mehr in der Lage zu arbeiten. Zusätzlich infiziert er sich mit dem neu auftretenden HIV-Virus, woran er 1990 verstirbt.
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Vorreiterrolle in der Modewelt
Das Besondere an Halston war auch seine Vorreiterrolle in der Modewelt. Er war der erste Modemacher in Amerika, der Frauen ein gesamtes „maßgeschneidertes Couture-Erlebnis“ geben wollte. Zusammen mit dem Einzelhandelsunternehmen JC Penny machte er exklusive Mode für eine breite Masse zugänglich. Viele in der Modewelt nahmen ihm diesen Schritt übel, der heute aber vollkommen selbstverständlich ist.
Er lizenzierte seine Marke und baute diese immer weiter aus. Doch das exzentrische Genie machte auch schwerwiegende Fehler. Zum Beispiel weigerte er sich anfangs, eine eigene Jeans-Kollektion auf den Markt zu bringen, da er diese für eine Arbeiterhose und nicht für Mode hielt. Als er seinen Fehler einsah, war es bereits zu spät. Doch sein Dickkopf brachten ihn auch zu Ideen wie einem eigenen Parfüm. Dessen Entwicklung und Herstellung werden in der Serie gut in Szene gesetzt und bieten Einblick in das Innenleben von Halston.
Produziert wurde „Halston“ von Ryan Murphy, der auch für die Erfolgsserien von Netflix wie „American Horror Story“ und „The Politician“ verantwortlich ist. Neben den beeindrucken Szenen im nachgestellten Studio 54 kommen Mode-Liebhaber auch auf ihre Kosten bei einer Modenschau im Versailler Schloss. Anwesend sind Yves Saint Laurent, Hubert de Givenchy, Josephine Baker und Andy Warhol, um nur ein paar Namen zu nennen.
Halston verkörpert das hedonistische Lebensgefühl der 70er-Jahre, mit dessen selbstverliebter, aufgedrehter, aber auch nachdenklicher Darstellung Ewan McGregor ihm ein Denkmal gesetzt hat.
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„Halston“, eine Staffel mit fünf Folgen auf Netflix.