BERLIN. Der ehemalige Sky-Sportkommentator Jörg Dahlmann hat mangelnde Meinungsvielfalt und übertriebene Korrektheit in seiner Branche beklagt. „Ich finde es wichtig, daß man nicht eine Schere im Kopf hat, sondern daß man auch einfach mal so reden kann, wie einem der Schnabel gewachsen ist“, sagte er der Bild-Zeitung.
Mit Blick auf seine Zeit bei Sat1 in den neunziger Jahren äußerte der 62jährige: „Wenn ich an meine ran-Zeit mit Beckmann, Kerner und Wontorra denke – boah, was wir damals alles gesagt und gemacht haben. Da hättest du aus jeder Sendung 20-mal Sexismus-Vorwürfe, 20 Rassismus-Vorwürfe und zehnmal was Homophobes rausarbeiten können. Das war sicherlich die krasseste Zeit.“
Doch durch die sozialen Medien habe sich das Geschäft stark verändert. „Ich weiß von vielen Kollegen, daß sie extrem darüber nachdenken, was sie sagen.“
Bei Sky säßen nur noch spaßbefreite Chefs
Laut Dahlmann habe die Aufregung auf Twitter über seine „Land der Sushis“-Aussage über Japan zu seinem Rauswurf bei Sky im März geführt. Während der Berichterstattung über ein Zweitligaspiel hatte er Japaner als Sushis bezeichnet. „Der Sender hat den Riesenfehler gemacht, sich zu sehr durch Twitter leiten zu lassen. Diese Empörungsgemeinde hat die Politik des Senders beeinflußt. Ich empfinde diese Reaktionen von Sky einerseits als traurig, andererseits als unprofessionell“, kommentierte Dahlmann. Wer sich von Twitter regieren lasse, gebe eine journalistische Bankrotterklärung ab.
Die Art und Weise, wie Sky mit ihm umgegangen sei, falle in die Kategorie „allerfeinstes Mobbing“. Bei dem Sender säßen nur noch spaßbefreite Chefs, klagte Dahlmann.
Dahlmann verteidigt Thomalla-Spruch als „Altherrenhumor“
Zugleich betonte der Reporter, er habe von vielen Kollegen Zuspruch erhalten, die kein Problem in der Formulierung gesehen hätten. Es seien nur rund zwei Prozent negative Reaktionen gekommen. „Das sollte vielleicht auch mal Sky zu denken geben.“
Dahlmann sagte weiter, daß er auch seinen Spruch über die Moderatorin Sophia Thomalla nicht schlimm finde. Über die damalige Freundin des Fußballtorhüters Loris Karius hatte er Ende vergangenen Jahres gesagt: „Für so eine Kuschelnacht mit Sophia würde ich mich auch auf die Bank setzen.“ Er habe sich jedoch bei den betroffenen Personen entschuldigt, auch wenn er die Aussage nicht als Sexismus empfinde. Man könne das als „Altherrenhumor“ sehen. (ag)