NEW YORK. Twitter hat die Verbreitung eines kritischen Berichts über den US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden (Demokraten) blockiert. Der Artikel der amerikanischen Tageszeitung New York Post kann demnach nicht auf dem sozialen Netzwerk geteilt werden.
Laut Informationen der Zeitung hatte Bidens Sohn Hunter seinem Vater einen ukrainischen Geschäftsmann Vadym Pozharskyi vorgestellt. Dieser sei beratend für die Burisma Holding tätig gewesen, in deren Verwaltungsrat Bidens Sohn damals saß.
Biden soll Sohn finanzielle Vorteile verschafft haben
Biden selbst sei zu dieser Zeit unter Barack Obama (Demokraten) Vizepräsident und in dieser Funktion für die Ukraine-Politik der USA zuständig gewesen. Durch den Kontakt zu Pozharskyi soll er seinem Sohn später finanzielle Vorteile verschafft haben, in dem er schützend die Hand über die Holding gehalten habe.
Biden hatte die Regierung in Kiew 2016 damals dazu aufgefordert, den nationalen Chefermittler zu entlassen, der Untersuchungen gegen die Gasfirma Burisma Holdings angestrengt hatte.
Bidens Wahlkampf-Team weist Behauptungen zurück
US-Präsident Donald Trump (Republikaner) war im Juni des vergangenen Jahres vorgeworfen worden, den damals neu gewählten ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelensky dazu gedrängt zu haben, diesbezüglich Untersuchungen anzustellen. Anschließend war ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump wegen einer vermeintlichen Erpressung Zelenskys in dem Fall eingeleitet worden.
Bidens Wahlkampfteam wies den Vorwurf der New York Post in einer Stellungnahme auf der Internetseite der US-Zeitung Politico zurück. Es habe den damaligen Zeitplan des Politikers geprüft. Daraus gehe hervor, daß es ein Treffen zwischen Biden und Pozharskyi nie gegeben habe.
New York Post-Redakteur beklagt „digitalen Bürgerkrieg“
Sohrab Ahmari, Redakteur der New York Post, teilte auf Twitter ein Bild der Fehlermeldung, die erscheint, sobald versucht wird, den Beitrag zu posten. „Ich, ein Redakteur der New York Post, einer der auflagenstärksten Blätter des Landes, kann einen unserer eigenen Artikel nicht posten. Dieser handelt von der Korruption eines Präsidentschaftskandidaten einer der großen Parteien, Biden“, schrieb Ahmari. „Das ist digitaler Bürgerkrieg.“
This is a Big Tech information coup. This is digital civil war.
I, an editor at The New York Post, one of the nation’s largest papers by circulation, can’t post one of our own stories that details corruption by a major-party presidential candidate, Biden. pic.twitter.com/BKNQmAG19H
— Sohrab Ahmari (@SohrabAhmari) October 14, 2020
Auch Trump kritisierte das Blockieren des Artikels.
Das Vorgehen sei „schrecklich“. Der New York Post-Artikel über Biden sei aber erst der Anfang.
So terrible that Facebook and Twitter took down the story of “Smoking Gun” emails related to Sleepy Joe Biden and his son, Hunter, in the @NYPost. It is only the beginning for them. There is nothing worse than a corrupt politician. REPEAL SECTION 230!!! https://t.co/g1RJFpIVUZ
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) October 14, 2020
Twitter-Mitbegründer kritisiert Vorgehen
Twitter rechtfertigte die Sperre des Beitrags. Die Bilder in dem Artikel hätten persönliche Informationen wie beispielsweise E-Mail-Adressen und Telefonnummern beinhaltet. Die Zeitung habe nicht deutlich genug gemacht, woher das veröffentlichte Material stamme. Auch Facebook-Sprecher Andy Stone verteidigte die Blockierung. „Dies ist Teil unserer Standardprozedur gegen die Verbreitung von Falschinformation“, verdeutlichte er.
Twitter-Mitgründer Jack Dorsey hingegen bedauerte das Vorgehen des sozialen Netzwerks. Die Blockierung des Artikels sei „inakzeptabel“, betonte er.
Our communication around our actions on the @nypost article was not great. And blocking URL sharing via tweet or DM with zero context as to why we’re blocking: unacceptable. https://t.co/v55vDVVlgt
— jack (@jack) October 14, 2020
(zit)