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Wegen Rassismusvorwürfen: Politisch korrekte Säuberungswelle bei Streamingdiensten

Wegen Rassismusvorwürfen: Politisch korrekte Säuberungswelle bei Streamingdiensten

Wegen Rassismusvorwürfen: Politisch korrekte Säuberungswelle bei Streamingdiensten

„Vom Winde verweht“: Schauspielerin Hattie McDaniel als Kindermädchen Foto: picture alliance/Everett Collection
Wegen Rassismusvorwürfen
 

Politisch korrekte Säuberungswelle bei Streamingdiensten

Wegen „Black Lives Matter“-Protesten haben mehrere Streamingdienste ihr Programm politisch korrekt angepaßt. Etwa ist der Filmklassiker „Vom Winde verweht“ nicht mehr abrufbar. Netflix kündigte an, nun die Geschichten dunkelhäutiger Menschen in den Fokus zu rücken.
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Wegen „Black Lives Matter“-Protesten haben mehrere Streamingdienste ihr Programm politisch korrekt angepaßt. Einige Filme sind verschwunden, darunter auch der Klassiker „Vom Winde verweht“ mit Vivien Leigh und Clark Gable aus dem Jahr 1939. Die Schauspielerin Hattie McDaniel hatte für ihre Rolle des Kindermädchens als erste afro-amerikanische Frau einen Oscar gewonnen.

Das Südstaatendrama pflege einen „problematischen“ Umgang mit Sklaverei und „rassistischen Vorurteilen“, teilte der amerikanische Video-Anbieter HBO Max mit. „Die rassistischen Darstellungen waren damals schon falsch und sind es heute auch noch“, sagte ein Sprecher des Streamingdienstes der US-Zeitschrift Hollywood Reporter. Jedoch werde das Unternehmen den Film mit einer „Erläuterung seines historischen Kontexts und einer Distanzierung von rassistischen Darstellungen“ wieder ins Programm aufnehmen, um nicht zu verschleiern, welche Vorurteile es einst gegeben habe.

John Ridley, Drehbuchautor des Dramas „12 Years a Slave“ hatte zuvor gefordert, den Film dauerhaft zu entfernen, weil er den „Horror der Sklaverei romantisiere“. Es sei ein Film, der „in den Momenten, in denen er nicht ohnehin den Horror der Sklaverei ignoriert, einige der schmerzhaftesten Stereotype über People of Color (Menschen mit dunkler Haut) verbreitet“, sagte Ridley der Los Angeles Times. Die größten Hollywood-Talente hätten damals daran gearbeitet, die Geschichte zu glorifizieren, obwohl es diese so nicht gegeben habe. Jedoch erhob der Film diesen Anspruch auch nie, die Geschichte ist fiktiv. Nach der Entfernung durch HBO Max bekam der Klassiker plötzlich so viel Zulauf, daß er nun zu den meistverkauftesten Filmen auf Amazon gehört.  

Auch Little Britain fliegt aus dem Programm

Auch BBC und Netflix haben ihr Programm „korrigiert“. Sie bieten die Sketch-Serie „Little Britain“ vorerst nicht mehr an, weil dort „Blackfacing“ (Schwarzschminken weißer Schauspieler, um Dunkelhäutige darzustellen) zu sehen war. Die Gesellschaftssatire war dafür bekannt, jeden auf die Schippe zu nehmen – ohne Ausnahmen.

Matt Lucas, einer der Macher, bereute die Kult-Show schon vor Jahren und sagte der Zeitung Big Issue 2017, er würde die Serie so nicht mehr produzieren, weil die Gesellschaft sich verändert habe und die Show heute Menschen verletzen würde. Die Darstellung von schwarzen Menschen und Witze über Transvestiten seien falsch und grausam gewesen. Auch eine zweite Serie von Matt Lucas, „Come Fly With Me“, die 2011 endete, wurde wegen Rassismusvorwürfen aufgrund von „Blackfacing“ entfernt.

Die „Säuberungswelle“ spült derweil weitere Titel aus dem Programm der Streamingdienste. Etwa die Reality-Doku „Cops“, des Senders Fox, in der Polizisten bei der Patrouille begleitet werden. Kritiker beklagte, die Serie zeige unverhältnismäßig viele Kriminelle mit dunkler Hautfarbe und befeuere somit Vorurteile gegen Schwarze.

Der britische Video-Dienst UKTV entfernte am gestrigen Donnerstag eine einzelne Folge der Serien-Komödie „Fawlty Towers“, um sie auf Rassismus zu überprüfen. Die Episode mit dem Namen „The Germans“ war für ihre „Don’t mention the war“ („Erwähne nicht den Krieg“)-Szene mit John Cleese als Basil Fawlty bekannt. Der Schauspieler zeigte sich verärgert über die Entscheidung des Unternehmens. Wer nicht sehe, daß Rassismus dort kritisiert und nicht befürwortet werde, sei schlicht „dumm“, sagte Cleese laut der Süddeutschen Zeitung.

„Black Lives Matter“ statt Comedy

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Doch die Streamingdienste entfernen nicht nur Titel, sie fügen auch neue hinzu. Nur politisch Korrektes versteht sich. Das Medienunternehmen „Netflix“ kündigte am Mittwoch an, einige Serien über die rassische Ungerechtigkeit in den USA zu veröffentlichen. Mit dem Wissen, daß ihr Bekenntnis zu einem wahren Systemwandel Zeit erfordere, starte es damit, starke und komplexe Erzählungen von „schwarzen Erfahrungen“ hervorzuheben. „Wenn wir sagen ‘Black Lives Matter’, meinen wir auch ‘Black storytelling matters’“, äußerte das Unternehmen auf Twitter.

Danach präsentierte Netflix eine Liste an Filmen, mit dunkelhäutigen Darstellern, die aktuell auf dem Video-Portal verfügbar seien, um „Schwarze zu zelebrieren“.

„Vom Winde verweht“: Schauspielerin Hattie McDaniel als Kindermädchen Foto: picture alliance/Everett Collection
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