Wann sind Sie zur JUNGEN FREIHEIT gestoßen? Diese Frage stelle ich häufig Lesern, denen ich im persönlichen Gespräch begegne. Wie schnell wird doch etwas vorhandenes als selbstverständlich wahrgenommen. Womöglich unterhalten sich JF lesende Studenten heute: „Die JF? Die war doch immer schon da!“ Mir ging es selbst so, als ich als Gymnasiast konservative Zeitschriften wie Criticón oder Mut in die Hände bekam. Doch diese existierten zu dem Zeitpunkt auch erst seit nicht einmal 20 Jahren.
Wie steinig der Weg am Anfang war, wie oft auf Messers Schneide in den Aufbaujahren ein Projekt stand, ist später kaum nachzuvollziehen. Es ist für Historiker eine spannende Frage, weshalb sich zu bestimmten Zeitpunkten Dinge herauskristallisieren und konkretisieren. Martin Schmidt, JF-Autor bis heute, schildert in der aktuellen Ausgabe, wie wir beide 1993 von Freiburg im Breisgau nach Berlin umzogen. Wie wir als Studenten das damalige aus einem Zimmer bestehende Büro der Monatszeitung JF räumten, um in der künftigen Hauptstadt daraus eine überregionale Wochenzeitung zu machen.
Es gab keine „Businesspläne“. Wir hatten keine Unternehmensberater. Die Konzepte waren nur grob skizziert. Rückblickend glaube ich, daß das für den Erfolg Entscheidende der unbedingte Wille war, etwas – komme, was das wolle – durchzusetzen. Wir wollten, daß es endlich eine unabhängige konservative Wochenzeitung gibt und diese sich auf Dauer etabliert. Am 21. Januar 1994 erschien die JF erstmals als Wochenblatt, und schon die Pressekonferenz, die von Hunderten gewaltbereiten Linksextremisten gesprengt wurde, signalisierte uns, daß dies kein Spaziergang werden würde. Noch im selben Jahr brannte unsere Druckerei, gingen Vertriebsfahrzeuge in Flammen auf, und es häuften sich brutale Überfälle auf Autoren und Redakteure.
Wir haben durchgehalten. 20 Jahre lang. Aus dem Gegenwind haben wir Energie gezogen. „Jetzt erst recht“ war unsere Parole. Gleichzeitig verfolgte diese Zeitung jedoch stets das Ziel der Offenheit, des Dialogs, der Debatte. Die Meinungsfreiheit ruht auf freien und unabhängigen Redaktionen; die Spielräume müssen aber selbstbewußt erkämpft werden.
In diesen 20 Jahren erlebte die Presselandschaft revolutionäre Veränderungen. 1994 war für uns das Internet ein Fremdwort. Nicht zuletzt die Digitalisierung hat reihenweise Platzhirsche vom Sockel gestoßen. Auch bei den Wochenblättern: Wochenpost, Die Woche, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, Rheinischer Merkur – alles damalige Mitbewerber, die in den letzten Jahren vom Markt verschwunden sind. Die Arroganz der Großverlage weicht Furcht vor dem Untergang.
Die JF hat sich gegen den Trend des Zeitungssterbens behauptet und wächst von Jahr zu Jahr. Dies verdanken wir treuen Lesern, die unsere Zeitung solidarisch unterstützen.
JF 04/14