ZÜRICH. Die Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat hat das Ermittlungsverfahren gegen die Weltwoche wegen eines politisch unkorrekten Titelfotos eingestellt. Der konservativen Schweizer Wochenzeitung war Rassendiskriminierung vorgeworfen worden, weil sie einen Zigeunerjungen auf ihrer Titelseite gezeigt hatte.
Die Ausgabe der Weltwoche vom 5. April über das Thema „Die Roma kommen: Raubzüge in die Schweiz. Familienbetriebe des Verbrechens“ wurde von der Zeitung mit einem Bild illustriert, auf dem ein minderjähriger Zigeunerjunge mit einer Pistole auf den Betrachter zielt. Linke Schweizer reagierten empört auf das Titelfoto, so zum Beispiel Peter Studer. Der Medienrechtsexperte kritisierte, es handele sich um ein „unerhörtes Bild“ mit „rassistischen Zügen“. Der österreichische Journalist Klaus Kamholz schwang sich zum Wortführer der Weltwoche-Gegner in seinem Land auf und stellte Strafanzeige. Der deutsche Zentralrat der Sinti und Roma schließlich wollte die Verbreitung des Heftes in Deutschland unterbinden. Insgesamt seien „mehrere“ Strafanzeigen bei der Zürcher Staatsanwaltschaft eingegangen.
Jedoch: Wie die Staatsanwaltschaft in ihrer Einstellungsverfügung mitteilt, sei die Anzeige gegen die Veröffentlichung des Bildes unberechtigt und aus dem Zusammenhang gerissen. Die Weltwoche habe „die Roma als Volk nicht heruntergesetzt“. Aus dem Text gehe hervor, daß die Kinder „eher Opfer als Täter seien“.
Schweizer und internationale Medien haben über den Fall aufmerksam berichtet und auch über die Ermittlungen der Justiz. Für tagesschau.de etwa war der Vorfall ein „Rassismus-Skandal“. Nachrichten über die bereits am 15. Juni erfolgte und längst rechtskräftige Einstellung des Verfahrens suchen die Zeitungsleser jedoch vergebens. Dies hat sich erst geändert, als die Weltwoche nun selbst das Schreiben der Staatsanwaltschaft zur Verfahrenseinstellung veröffentlicht hat. (rg)