Anzeige
Anzeige

„Alles für Buntland!“: Klonovsky: „Deutschland wird von stilunsicheren Kleinbürgern regiert“

„Alles für Buntland!“: Klonovsky: „Deutschland wird von stilunsicheren Kleinbürgern regiert“

„Alles für Buntland!“: Klonovsky: „Deutschland wird von stilunsicheren Kleinbürgern regiert“

Michael Klonovsky liest aus seinem Buch "Alles für Buntland!" vor.
Michael Klonovsky liest aus seinem Buch "Alles für Buntland!" vor.
Michael Klonovsky: In der Bibliothek des Konservatismus stellt er sein neues Buch „Alles für Buntland!“ vor. Foto: BdK
„Alles für Buntland!“
 

Klonovsky: „Deutschland wird von stilunsicheren Kleinbürgern regiert“

In der Bibliothek des Konservatismus stellt Michael Klonovsky sein neues Buch vor. Das Publikum nimmt er dabei mit auf eine sarkastische Reise durch „Buntland“ – die gegenwärtige Bundesrepublik.
Anzeige

Nur wenigen Köpfen gelingt es heutzutage, eine Zustandsbeschreibung des Landes mit so vielen gehaltvollen Gedanken zu füllen, daß der Leser noch etwas lernt, ohne ihm gleichzeitig den Frohmut zu rauben – Michael Klonovsky schafft das mit einer schier mühelos wirkenden Leichtigkeit und Feinsinn.

Zwischen hohen Bücherwänden in der Bibliothek des Konservatismus sitzen die zahlreichen Gäste und warten gespannt auf den Autor aus München, der sein neues Buch vorstellt. Schließlich betritt Klonovsky unter Applaus den engbestuhlten Raum. Gerührt von dem herzlichen Empfang, begrüßt er die Gäste.

Michael Klonovsky: Alles für Buntland! 448 Seiten, Manuscriptum Verlag. Jetzt im JF-Buchdienst bestellen.

„Alles für Buntland!“ lautet sein neuestes Werk und ist ein Kompendium seiner Beobachtungen und Aphorismen, die die deutsche Gegenwart messerscharf zerteilen. Dabei kratzt er nicht nur an der Oberfläche, sondern analysiert – schaut hinter die bröckelnde Fassade der teils so plumpen Persönlichkeiten, die sich „da oben“ als herrschende Kaste inszenieren.

Über Transfrauen und Oktoberfeste

Mit ketzerischen Thesen wie „Kulturen werden von Aristokratien errichtet und von Demokratien niedergerissen“ provoziert Klonovsky immer wieder. „So etwas darf man nicht unter Progressiven sagen“, witzelt er.

Auch der Umstand, daß „immer mehr Frauen von sogenannten Transfrauen aus ihren Soziotopen verdrängt werden“ oder daß harmlose Oktoberfeste als „ewiggestrige“ und für Frauen unsichere Veranstaltungen verunglimpft werden, sind „Fabeln“, mit denen Klonovsky gerne mit sarkastischen Tönen aufräumt: „Die Mär, auf dem Oktoberfest seien die Mädels nicht sicher, kam nach der Kölner ‘Silvesterkirmes’ 2015/16 auf – eine Konkurrenzveranstaltung gewissermaßen.“

„Entsetzlich deutsche Formlosigkeit“

Neben einer gesellschaftlichen und medialen „Degeneration“ beobachtet Klonovsky auch in der politischen Führung einen Niedergang. Allein die Vergegenwärtigung, mit welch mangelndem Esprit der Bundespräsident Deutschland repräsentiere, sei beispielhaft. Eine „entsetzlich deutsche Formlosigkeit“ strahle Frank-Walter Steinmeier aus.

Beim Staatsbesuch von König Charles in Deutschland wirkte selbst dieser noch wie eine „attische Statue“ neben der „Fastnachtspuppe“ Steinmeier – trotz „Wokeness am Hof“ und Zeichen des Alters im Gesicht. Der oft „uninspirierende“ und „spalterisch“ redende Bundespräsident stehe sinnbildlich für das biedere Kleinbürgertum, das jeglichen Sinn für Ästhetik verloren habe. Doch „wo Sozialdemokratie die Monarchie ablöst, kann es ästhetisch nur bergab gehen“, resümiert Klonovsky.

Steinmeier zeige, daß „Deutschland von stilunsicheren Kleinbürgern regiert“ wird. Sie zeichneten sich in ihrem sozialdemokratischen Geiste durch Glanzlosigkeit und falsche Bescheidenheit aus, die sich obendrein vom deutschen Steuerzahler fürstlich bezahlen lassen – auch wenn sie soweit weg vom Monarchischen sein wollen, wie es nur geht.

Realitiät und Parodie verschwimmen ineinander

Zusammengenommen bietet der Mix aus Anekdoten, Analysen und sarkastischen Bemerkungen einen Erklärungsansatz für die groteske Realität, in der wir uns befinden. Was genau aber Parodie oder nüchterne Tatsachendokumentation ist, bleibt hin und wieder offen.

Ist eine Frau beispielsweise einfach jemand, der sich dafürhält? „Quatsch!“, würden alle widersprechen, die länger als zwei Minuten im Biologieunterricht aufgepaßt haben. „Selbstverständlich ist jede*r eine Frau, der/die/das sich als solche fühlt!“, würden Pseudointellektuelle mit moralischem Hochmut entgegnen. Letztere würden über Politik und Medien verstörenderweise allzuoft die Meinungshoheit in der Öffentlichkeit ausüben, wie Klonovsky den Gästen immer wieder vorhält. Hier wird die Realität zu ihrer eigenen Parodie.

Klonovskys „Almost History“-Erzählung

Klonovsky schmeißt das Publikum auch gern ins kalte Wasser, indem er beispielsweise eine „Almost History“-Geschichte vorliest, ohne sie als solche im Vorfeld zu erklären. „Almost History“-Erzählungen befassen sich mit Ereignissen, die knapp vor einer fundamentalen Veränderung oder einem historischen Wendepunkt standen, aber aus verschiedenen Gründen so nicht stattgefunden haben. Sie handeln von Schicksalsmomenten, in denen ein einziger kleiner Faktor den Lauf der Geschichte hätte verändern können.

Fast jeder Deutsche kennt die bewegenden Momente, als Hans-Dietrich Genscher 1989 auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag zu den ostdeutschen Bürgern spricht, „um Ihnen mitzuteilen, daß heute Ihre Ausreise möglich geworden ist“. In Klonovskys „Almost History“-Erzählung spricht allerdings nicht der schneidige Genscher zu den hoffnungsvollen Ostdeutschen, sondern ein eher schimmerloser Nachwuchsattaché.

„Das Beste aus den Acta diurna 2022–2023“

Stirnrunzelnd mutmaßen die Gäste, ob sich Klonovsky vielleicht vertan hatte. „Das war doch Genscher, der da auf dem Balkon stand“, will man schon korrigierend reinrufen. Bei der Szene, als der Botschaftsmitarbeiter statt des Außenministers zu den Leuten spricht und die berühmten Worte sagt, kommt es zu einem weiteren pointierten Unterschied. „Wir sind heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, daß heute Ihre Ausreise NICHT möglich geworden ist.“

Die Begründung des Beamten: Die Corona-Einreisebestimmungen ließen dies nicht zu. „Bitte kehren Sie heim und bleiben Sie gesund!“, sagt der Attaché zu den enttäuschten Deutschen. So beendet Klonovsky die fiktive Geschichte, die hätte Realität sein können, befände man sich in den Jahren der restriktiven Corona-Maßnahmen.

Es sind Zeilen, die durch ihre Absurdität zugleich witzig sind und doch zum Nachdenken anregen. Die individuellen Geschichten, „das Beste aus den Acta diurna 2022–2023“, rütteln auf, bringen die Gäste zum Kopfschütteln und zum Lachen, ob der kafkaesken und dennoch realen Schilderungen der Gegenwart.

Michael Klonovsky: In der Bibliothek des Konservatismus stellt er sein neues Buch „Alles für Buntland!“ vor. Foto: BdK
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag