Wenn am Samstag König Charles III. in London gekrönt wird, schwingt auch immer die schnöde Kostenfrage mit. Doch so kann nur argumentieren, wem der Charakter der Zeremonie und der Monarchie an sich unverständlich ist. Ein Kommentar von Sandro Serafin.
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Die amerikanischen Staaten von 1776 waren auch bestrebt, sich in eine Tradition zu stellen. Mit der britischen Krone wollten sie nichts mehr zu tun haben, aber das Christliche Abendland (man mußte sich ja auch von der autochtonen Bevölkerung abgrenzen) und dessen Wurzel, das Römische Reich, daran orientierte man sich fortan.
Darum gibt es in Washington z.B. ein „Capitol“.
Die republikanischen Franzosen sagten einfach „La France!“, und haben damit den Glanz der Zeiten vor 1789 vereinnahmt.
Wir Deutsche konnten in 1871 noch an die Herrlichkeit der Deutschen Kaiser anknüpfen.
Aber in 1945, nach der Niederlage im Einunddreißigjährigen Krieg, war eine Anknüpfung nicht möglich. Die Niederlage galt als Beleg, daß es die Deutsche Kaiserherrlichkeit war, die in den Weltkrieg führte.
Glanz ist uns verwehrt.
Ein „republikanisches Staatsoberhaupt“ kann m.E. leider auch dann kein Ersatz für ein erbliches Amt sein, wenn es vom Volk direkt legitimiert ist. Die Kontinuität, die ein erbliches Amt gibt, ist nicht zu ersetzen.
Britannien, du hast es besser. Uns ist es nicht (mehr) gegeben. Ist so.
Übrigens, in der Paulkirche 1848 spielte noch Erzherzog Johann als Reichsverweser eine Rolle.
Solche nichtsnutzigen Figuren brauchen wir in D. nicht.
Die Nichtnutzigkeit wird hier schon von den woken Linksgrünen repräsentiert. !
Ein König ist Repräsentant seines Landes, er ist das Symbol seines Landes. Deshalb gilt die Prachtentfaltung einer Monarchie nicht einer Person sondern dem Land!
Ein Monarch ist überparteilich, unabhängig und nicht von wechselnden Launen eines Parlamentes oder Volkes abhängig. Ein republikanischer Präsident ist immer Parteipolitiker und verdankt seine Stellung der momentanen Mehrheit eines Parlaments oder einer Volkswahl und dem Sieg über eine Minderheit.
All das gibt es in der Monarchie nicht. Der Monarch ist einfach da und wird von Geburt an auf seine Aufgabe erzogen. Er vertritt alle, zeitlebens. Es gibt keine parteipolitischen Kämpfe um dieses Amt.
Merkmal heutiger europäischer Monarchien ist, daß die Regierung natürlich demokratisch gewählt und vom Parlament abhängig ist. Diese Regierungen stehen aber nie für das Ganze. Der Monarch ist dagegen Repräsentant aller. Der König ist Symbol für das Land.
Das hatten wir auch in Deutschland: Eine tausendjährige Kaisertradition, beginnend mit Otto dem Großen im 10. Jhd. bis Wilhelm II. Diese alt-ehrwürdige Institution haben wir 1918 einfach weggeworfen. Genutzt hat es Deutschland nichts, im Gegenteil.
Haben Sie herzlichen Dank für Ihre so wahren Ausführungen!
Wobei ich persönlich nach all dem politischen Elend der letzten zweieinhalb Jahrzehnte längst soweit bin, mir einen Kaiser nicht bloß als Repräsentanten zurück zu wünschen, sondern ganz klar auch mit politischem Einfluss – etwa, wie damals, durch Einsetzung eines Kanzlers, der sich im Parlament (ohne Fünfprozenthürde) dann wechselnde Mehrheiten (durchgängig direktgewählter Abgeordneter) suchen muss.
Denn Prinz Georg Friedrich von Preußen hat schließlich, anders als viel zu viele westliche Politiker, Kinder (derer sogar vier: Carl Friedrich, Louis Ferdinand, Emma Marie und Heinrich) – und hätte somit ein natürliches Interesse daran, ihnen anstelle des derzeitigen Ausverkaufs ein prosperierendes Land zu hinterlassen.
In Republiken mit direkt gewähltem Staatsoberhaupt, das zudem wesentliche Funktionen wie Berufung des Regierungschefs oder Ausschreibung von Wahlen ausübt, kann jenes durchaus eine bedeutsame repräsentative Stellung im Staat einnehmen. Unsere Weimarer Reichsverfassung sah eine starke und – damit verbunden – repräsentative Stellung – des Staatsoberhauptes vor. Die Entwicklung der Demokratie hin zu einem korrupten Parteienstaat wäre viel schwerer gewesen. Auch die grandiose Selbstherrlichkeit von Richtern hätte in der WRV keine Basis gehabt.
Was den Verrat der Deutschen am Kaisertum angeht, s. die 2. Strophe von „Heil Dir im Siegerkranz“:
Nicht Ross und Reisige
sichern die steile Höh,
wo Fürsten stehn:
Liebe des Vaterlands,
Liebe des freien Manns
gründet den Herrscherthron
wie Fels im Meer.
So wurde es ständig gesungen, auch von etablierten Sozialdemokraten, aber so war es dann doch nicht.
„grundsätzlich fehlendes Verständnis für den Sinn der Zeremonie zugrunde“
Diesen Punkt hatte ich bei meinem Kommentar weiter unten vergessen.
Die in der Tradition gewachsenen Zeremonien, die sichtbaren „Zeichen“, die ehrwürdigen „Worte“, die feierlichen „Töne“, …
Dem Banausen bedeutet so was nun mal nichts.
„Das kann keine Republik“
Doch, das kann auch eine Republik.
Zum einen, seit der Glorious Revolution ist auch das britische „Königreich“ im Effekt eine Republik. Damals freilich noch nicht unter Einschluß des g a n z e n Volkes.
Auch das deutsche Reich von 1871 war im Effekt eine Republik.
Zum anderen ist die Voraussetzung für staatlichen „Glanz“ nicht eine monarchische Obrigkeit sondern T r a d i t i o n, mit der „alle“ sich identifizieren.
Die Glorious Revolution stellte sich in die Tradition von Jahrhunderten Englischen Königtums. Das 1871 Reich stellte sich in die Tradition des 1806 untergegangenen Reichs und dessen Kaiserherrlichkeit seit Karl dem Großen bzw. Heinrichs I.
Und selbst die Französische Republik, die in 1871 endgültig von ihren Königen und Napoleonen Abstand nahm, kultiviert auch heute noch „Glanz“. Wenn nicht königlicher, dann eben republikanischer Glanz.
Nur das post-68er-Selbsthaßdeutschland …
Werter Diogenes, Ihr Beitrag weckt bei mir Widerspruch und Zustimmung zugleich. Zunächst ein kleiner Einwand: natürlich ist Grossbritannien auch im ‚Effekt‘ keine Republik, sondern eine konstitutionelle Monarchie, was nicht im Widerspruch zum demokratischen Prinzip steht. Ansonsten stimme ich Ihnen zu. Länder wie USA und Frankreich zeigen, dass es sehr wohl auch republikanische Traditionen und Zeremonien gibt, die sich vor Monarchien nicht zu verstecken brauchen. Allerdings setzt es voraus, dass ein republikanisches Staatsoberhaupt sich auf eine direkte Legitimation vom Volk stützen kann. Der bürokratische Akt, mit dem in Deutschland Bundespräsidenten von der Bundesversammling ausgekungelt werden, kann das natürlich nicht bieten.
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London bereitet sich auf die Krönung von Charles III. vor: Der Glanz der Monarchie ist spürbar Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Vuk Valcic