BERLIN. Der Ausschluß der Berliner Bibliothek des Konservatismus (BdK) aus dem Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) der norddeutschen Bundesländer hat in den vergangenen Tagen für deutliche Kritik, teils über das konservative Lager hinaus, gesorgt. Die Zeit-Redakteurin Mariam Lau bezeichnete die Bibliothek bei X als „unverzichtbaren Recherche- und Vortragsort“, dessen Existenz nun gefährdet sei, und fragte: „Warum???“
Ohne Angabe von Gründen hat der Gemeinsame Bibliotheksverbund, also letztlich das Land Niedersachsen, der Bibliothek des Konservatismus – einem unverzichtbaren Recherche-und Vortragsort die Mitgliedschaft gekündigt. Dadurch ist ihre Existenz gefährdet. Warum???
— Mariam Lau (@MariamLau1) November 20, 2025
Welt-Herausgeber Ulf Poschardt schrieb in einem Meinungsbeitrag, „die Kulturlinken“ würden „auf ihren Rückzugsgefechten noch möglichst viel zerstören“. Die BdK drohe „im Orkus“ zu verschwinden. „Dabei wäre es wichtiger denn je, daß sich die Bürgerlichen auch mit den konservativen und – ja, auch das – rechten Wurzeln ihrer Geschichte auseinandersetzen.“
NZZ: Angriff auf freie Wissensgesellschaft
In der Neuen Zürcher Zeitung schrieb der stellvertretende Chefredakteur für Deutschland, Morten Freidel, von einem Angriff auf die „Grundpfeiler der freien Wissensgesellschaft“. Die Vermutung liege nahe, daß es für den Ausschluß politische Beweggründe gebe. Es gehe in Wahrheit um folgendes: „Ein herrschendes Dogma soll nicht in Frage gestellt werden. Wäre es anders, dann hätten die Gegner dieser Bibliothek und ihres Zirkels die Souveränität, ihnen mit der Überzeugungskraft ihrer Argumente entgegenzutreten.“
Philip Plickert, Wirtschaftskorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in London, sprach bei X von einem „inakzeptablen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit“. Er verwies darauf, daß die BdK auch linken Forschern offensteht. Nun solle sie „(aus-)gelöscht werden“.
Netzwerk Wissenschaftsfreiheit warnt
Der Publizist und emeritierte Kommunikationswissenschaftler Norbert Bolz nannte den Vorgang bei Welt-TV „alarmierend“. „Wir erfahren etwas, was wir in früheren Jahrzehnten, etwa beim McCarthyismus, von der anderen Seite erlebt haben. Es passe aber auch „ins Bild einer ja zunehmend auch paternalistisch operierenden Gesellschaft“.
Der Würzburger Geschichtsprofessor Peter Hoeres zeigte sich ebenfalls fassungslos und sprach bei X von „Cancel Culture im Bibliothekssystem“ und von „Zensur“. „Das darf kein Wissenschaftler unwidersprochen lassen, zumindest keiner, der sich noch kritisch zu den wissenschaftlichen Verhältnissen in den USA äußern will“. Auch das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit meldete sich zu Wort. „Wenn der GBV keine sehr guten Gründe nachliefert, warum er seiner Aufgabe nicht nachkommt, liegt hier ein klarer Verstoß gegen die Wissenschaftsfreiheit vor.“
Unfassbar, #CancelCulture im Bibiothekssystem! Verantwortlich für diese Zensur ist die Direktorin des #GBV Regine Stein. @NetzwerkW Das darf kein Wissenschaftler unwidersprochen lassen, zumindest keiner, der sich noch kritisch zu den wiss. Verhältnissen in den USA äußern will. https://t.co/2zVBgqtcmg
— Peter Hoeres (@PHoeres) November 21, 2025
Tichy: „Schritt Richtung Bücherverbrennung“
Rückendeckung für die BdK gibt es auch aus den alternativen Medien. Der Journalist Roland Tichy (Tichys Einblick) sieht einen „weiteren Schritt Richtung Bücherverbrennung“. Nius-Journalistin Pauline Voss bezeichnete die BdK bei X als „einen der wenigen Orte in Berlin, der nicht der linken Gedankenpolizei unterworfen ist“. Nun solle sie „zermürbt und zerstört“ werden. „Das darf auf keinen Fall geschehen.“
Die Direktorin des Bibliotheksverbundes GBV hat der BdK bereits im Sommer zum Jahresende kündigen lassen. Auf einen Einspruch der Bibliothek ging sie nicht ein. Laut Bibliotheksleiter Wolfgang Fenske ist der Schritt „existentiell bedrohlich“. Die BdK könne die Daten mit ihren Buchtiteln nicht ohne weiteres selbst speichern und zur Recherche anbieten. Sie drohe nun für Bibliotheksnutzer, die auf der Suche nach einem bestimmten Buchtitel sind, unsichtbar zu werden. Die Bibliothek hat rechtliche Schritte eingeleitet. (ser)





