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Unterhaltungskunst: Frank Sinatra hat es auf seine Art und Weise gemacht

Unterhaltungskunst: Frank Sinatra hat es auf seine Art und Weise gemacht

Unterhaltungskunst: Frank Sinatra hat es auf seine Art und Weise gemacht

Frank Sinatra war ein Unterhaltungskünstler mit vielen Talenten.
Frank Sinatra war ein Unterhaltungskünstler mit vielen Talenten.
Frank Sinatra war ein Unterhaltungskünstler mit vielen Talenten Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | RED
Unterhaltungskunst
 

Frank Sinatra hat es auf seine Art und Weise gemacht

Ob „New York, New York“ oder „My Way“, wohl jeder kennt mindestens einen Titel des Sängers, Schauspielers und Unterhaltungskünstlers Frank Sinatra. Vor 25 Jahren starb der Mann, der eine Karriere der Superlative hatte – mit dunklen Seiten.
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Wenn es einen Unterhaltungskünstler gab, der die Bezeichnung „Ikone des Showgeschäfts“ vollumfänglich verdient hatte, dann war dies Francis Albert „Frank“ Sinatra, welcher am 14. Mai 1998 im Cedars-Sinai Medical Center von Los Angeles an den Folgen eines Herzinfarktes starb: „Er könnte den Menschen das Telefonbuch vorsingen, und es würde ihnen immer noch gefallen“, konstatierte die Pionierin des schwarzen Middle-of-the-Road-Pop Dionne Warwick einmal zutreffend.

Das resultierte daraus, daß Sinatra die Fähigkeit besaß, die Massen für das Genre der romantischen Balladen als Ausdruck männlichen Seelenschmerzes zu begeistern. Oder, um die Worte des Urgesteins der deutschen Ausgabe der Musikzeitschrift Rolling Stone, Arne Willander, zu benutzen: „Er entdeckte das dunkle Land der Seele für den Song.“ Gleichzeitig drängte Sinatra damit die bislang dominierenden Big-Bands an den Rand, weil nunmehr die Stimme im Vordergrund stand.

Am Ende der von 1932 bis 1994 währenden Karriere des Sängers ohne Schulabschluß und musikalische Ausbildung, der als „The Voice“ einen ähnlichen Spitzenplatz in der Musikszene erreichte wie die Beatles oder Elvis Presley, stand dabei folgende Bilanz der Superlative: 150 Millionen verkaufte Tonträger mit rund 1.300 im Studio eingespielten Titeln, von denen zwischen 1940 und 2007 stets mindestens einer in den US-amerikanischen Musik-Charts vertreten war, 18 Grammy Awards als höchste internationale Auszeichnung für Musiker jeglicher Couleur, vier Emmy Awards für musikalische Fernsehshows und ein Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde für das Live-Konzert im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro, welches im Januar 1980 175.000 zahlende Zuschauer anlockte.

Eltern unterstützten Sinatras musikalische Ambitionen

Zu den Grammys und Emmys kamen drei Film-Oscars. Den ersten erhielt Sinatra 1946 für die Mitwirkung an dem Kurzfilm „The House I Live In“, den zweiten 1954 für seine Leistung als bester Nebendarsteller in dem Militärdrama „Verdammt in alle Ewigkeit“ und den dritten 1971 als Ehren-Oscar.

Dabei war dem am 12. Dezember 1915 in Hoboken (New Jersey) geborenen Sohn von aus Italien eingewanderten Eltern keineswegs in die Wiege gelegt worden, im Showgeschäft Erfolge zu feiern. Sein aus Palermo stammender Vater Antonino Martino arbeitete als Feuerwehrmann und seine Mutter Natalina Dolly als Hebamme. Allerdings unterstützte sie die musikalischen Ambitionen des jungen Francis.

Der tingelte zunächst als Sänger durch die Bars von Hoboken, bevor er 1932 erste kleinere Radioauftritte hatte und schließlich im September 1935 einen Talentwettbewerb gewann. Dem folgte die Gründung der Gesangsgruppe „The Hoboken Four“. 1939 wechselte Sinatra in die Big Band von Harry James, mit der er am 13. Juli 1939 seine erste Schallplatte aufnahm. Der landesweite Durchbruch gelang ihm dann 1940 als Sänger im Orchester von Tommy Dorsey mit seinem ersten Hit „I’ll Never Smile Again“.

Sinatra wurde Leinwandstar

Im Jahre 1942 wagte Sinatra, der aufgrund einer Trommelfellverletzung keinen Militärdienst leisten mußte, den Einstieg in die Solo-Karriere, die derart erfolgreich verlief, daß er endgültig zum musikalischen Idol der US-Weltkriegsgeneration avancierte. So führte seine Popularität am 12. Oktober 1944 zur ersten großen Massenhysterie der Musikgeschichte, als rund 30.000 vor allem weibliche Teenager auf dem New Yorker Times Square anläßlich eines Auftritts von Sinatra in wilde Ekstase verfielen.

Ab 1950 begann Sinatras Stern allerdings zu sinken: Er litt unter Stimmproblemen und verlor schließlich auch noch seinen lukrativen Plattenvertrag mit Columbia Records. In dieser Situation ergatterte der auf dem absteigenden Ast Befindliche die Rolle des Soldaten Angelo Maggio in Fred Zinnemanns Erfolgsfilm „Verdammt in alle Ewigkeit“. Diese bescherte ihm ein Comeback in der Showbranche und eine Parallelkarriere als Leinwandstar.

Um musikalisch künftig autarker zu sein, gründete Sinatra 1960 die Plattenfirma Reprise Records, welche ab 1962 all seine neuen Titel produzierte. Zu denen gehörte „Strangers in the Night“ von 1966, der bis dahin größte kommerzielle Erfolg des Sängers überhaupt. 1968 nahm Sinatra dann die ganz persönliche Hymne „My Way“ auf. Und 1977 gelang ihm mit „New York, New York“ ein weiterer Welthit ersten Ranges.

Sinatra engagierte sich für soziale Projekte

Nachdem Sinatra 1994 noch über achtzig Auftritte und zwei längere Konzertreisen absolviert hatte, kündigte der Entertainer Ende des Jahres den Rückzug von der Bühne an, auf der er letztmals am 19. November 1995 anläßlich der Aufzeichnung der offiziellen Gala zu seinem 80. Geburtstag stand. Dem folgten ab Ende 1996 wachsende gesundheitliche Probleme, die Sinatras letzte Lebensphase überschatteten. So konnte er nach einem ersten Herzinfarkt die ihm verliehene Congressional Gold Medal 1997 nicht mehr persönlich entgegennehmen, obwohl es sich dabei um eine der beiden höchsten zivilen staatlichen Auszeichnungen der Vereinigten Staaten handelte. Die andere, nämlich die Presidential Medal of Freedom, hatte der Künstler bereits 1985 von Ronald Reagan überreicht bekommen.

Die zwei Orden erhielt Sinatra sowohl wegen seiner künstlerischen Ausnahmestellung als auch aufgrund eines jahrzehntelangen politischen und sozialen Engagements. Beispielsweise hatte er stets offensiv für die Gleichberechtigung aller Rassen beziehungsweise Religionen plädiert und die Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King unterstützt. Dazu kam die Finanzierung von Kinderhilfsprojekten in aller Welt sowie der Jugendarbeit in Israel. In Nazareth gründete Sinatra 1964 sogar ein Heim für jüdische und arabische Waisenkinder. Die Summe aller von ihm gespendeten Gelder und Einnahmen aus Benefizveranstaltungen wird auf insgesamt etwa eine Milliarde US-Dollar geschätzt.

Politisch sympathisierte Sinatra lange Zeit mit den Demokraten, was wohl nicht zuletzt die Folge davon war, daß seine Mutter als Ortsvorsitzende der Demokratischen Partei in Hoboken fungiert hatte. Deshalb engagierte er sich 1944 und 1960 in den Wahlkämpfen von Franklin D. Roosevelt und John F. Kennedy. Darüber hinaus war Sinatra ein entschiedener Gegner der antikommunistischen Hexenjagden während der McCarthy-Ära und beschäftigte daher auch Hollywood-Filmschaffende, die auf Schwarzen Listen standen.

Zu seinem Bekanntenkreis gehörten Mafia-Größen

Dem allem stand freilich eine dunkle Seite gegenüber. Sie drückte sich unter anderem in Alkoholproblemen, ständigen Affären und dem unbändigen Haß auf Journalisten aus, welcher gelegentlich sogar in Gewalttätigkeiten mündete wie im April 1947, als Sinatra in Hollywood einen Reporter niederschlug, was ihn 25.000 Dollar an Schmerzensgeld und Anwaltshonoraren kostete.

Diese Abneigung resultierte aus dem permanenten Drang der Presse, die Kontakte des Entertainers zum organisierten Verbrechen zu thematisieren – und davon gab es wahrlich nicht wenige. So zählten zu Sinatras Bekanntenkreis unter anderem die Mafia-Größen Louis „Lepke“ Buchalter, Charles „Lucky“ Luciano, Meyer Lansky, Carlo Gambino, Constantino Paul Castellano, Thomas „Tommy“ Bilotti, Guarino „Willie“ Moretti, Rocco Fischetti, Sam „Momo“ Giancana, Francesco Castiglia alias Frank Costello und Gregory DePalma. Daher trat Sinatra am 26. Dezember 1947 auf der legendären Havanna-Konferenz der Mafia im Hotel Nacional de Cuba als Sänger auf.

Daß er indes auch in die kriminellen Machenschaften der Mafia-Bosse verwickelt gewesen war oder Geld in deren Unternehmen investiert hatte, bestritt Sinatra zeitlebens – und es kam trotz aller polizeilichen Ermittlungen tatsächlich niemals zu einer Anklage deswegen. Dennoch behielt er das Image des auf soziale Konventionen pfeifenden Draufgängers. Darüber hinaus behaupten Kenner der Szene bis heute, darunter der aus Las Vegas stammende Autor John L. Smith 2005 in der Filmdokumentation „Sinatra: Dark Star“, der Künstler sei zumindest „im Herzen ein Gangster“ gewesen.

JF 20/23 

Frank Sinatra war ein Unterhaltungskünstler mit vielen Talenten Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | RED
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