USA im Zweiten Weltkrieg: Ein Land im Standby-Modus
USA im Zweiten Weltkrieg: Ein Land im Standby-Modus
USA im Zweiten Weltkrieg: Ein Land im Standby-Modus
US-Kampfflugzeuge Thunderbolt 1941: Schon vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor waren die USA auf Krieg eingestellt Foto: picture alliance / akg-images | akg-images
Vor achtzig Jahren begann für die USA durch den japanischen Angriff auf Pearl Harbor der Zweite Weltkrieg. Die militärische Rüstung und die Propaganda waren darauf bereits eingestellt. Die verantwortlichen US-Strategen hatten den Waffengang gegen Deutschland und seine Verbündeten schon geplant.
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Wie sagt man in den USA:
Die Vereingten Staaten erklären nicht den Krieg, sie führen ihn!
Die USA waren ja schon vor der deutschen Kriegserklärung durch ihre logistische Unterstützung für England de facto Kriegsteilnehmer, aber eben nicht de iure, was immer noch ein entscheidender Unterschied ist. Mir ist bis heute schleierhaft, warum das Deutsche Reich den Amis den Krieg erklärt hat. Einen besseren Gefallen konnte Hitler denen gar nicht tun. Es erinnert ein wenig an den 1. Weltkrieg, als auch Deutschland formal als erste Macht den Krieg erklärt hat. Wenn man das macht, dann muss man den Krieg auch unbedingt gewinnen oder auf der Seite der Sieger stehen. Dann macht es nichts aus, wie im Falle Englands und Frankreichs, die ja 1939 dem Reich den Krieg erklärt hätten. Sonst gilt man nach einer Niederlage als doppelter Looser: Agressor und Kriegsverlierer, blöder geht es nicht!
Und wenn wir schon bei ‚blöd‘ sind: es ist mit absolut unerklärlich, wie man ernsthaft auf einen Sieg gegen die USA hoffen konnte, wenn man gleichzeitig Krieg gegen England und Russland führt.
Lieber Herr Schulz, Sie machen auf gravierende diplomatisch-politische deutsche Fehler sowohl im ersten als auch zweiten Weltkrieg hin. Ich habe diesbezüglich – jedenfalls was den WK II betrifft – keine Antwort, sondern nur eine vage Vermutung. Könnte es sein, dass die faschistische Führung nach dem Motto handelte: Viel Feind, viel Ehr? Könnte es sein, dass – entgegen aller triumphalistische Rhetorik – ein Scheitern als Möglichkeit mit einkalkuliert war? Dass es der deutschen Führung eben nicht auf Erfolg um jeden Preis ankam, sondern auf den (aus ihrer Sicht) stolzen und heldenmütigen Entschluss, es mit einer ganzen Welt von Feinden und Verschwörern aufzunehmen? Falls das dritte Reich neben seiner biologistischen Ideologie zugleich religiös-esoterisch geprägt war (wie manche Forscher annehmen), wäre in diesem „übersinnlichen“ Kontext ein Helden- und Märtyrerkonzept sogar sinnstiftend – weil es vor allem auf die unsichtbaren Tapferkeitsmedaillen ankommt, und weil aus opfervollen Niederlagen neue Lebenskräfte hervorgehen. Eine ähnliche Strategie wird in Serbien verfochen. Die Niederlage auf dem Amselfeld 1389 wird umgebildet zur Geburtsstunde des serbischen Mythos.
Ja, das habe ich mir auch schon gedacht. Es sind ja ganze Kohorten im Bewußtsein einer ungeheuren, unverdienten Kränkung (Versailles) aufgewachsen und erzogen worden.
Der Nibelungen-Mythos; Treue bis in den Tod, Kohlhaas usw.
Später konnte man nicht mehr zurück, teils, weil man (dieses „man“ müßte weiter spezifiziert werden) zu viele Verbrechen begangen hatte, teils weil für die andere Seite nur noch eine bedingungslose Kapitulation in Frage kam.
Sicher sind mit der Zeit immer mehr „vom Glauben abgefallen“, aber wenn man einmal in einem Schiff ist und nicht wegkann, muß man alles dransetzen, daß es nicht untergeht.
So sind wohl die unglaublichen Anstrengungen und unwahrscheinlichen Erfolge (auf militärtechnischem Gebiet) noch bis zuletzt zu erklären.
Vielleicht gibt es eine viel trivialere Erklärung. Die Provokationen der USA (’short of war‘) hatten im Laufe des Sommers und Herbstes ein unerträgliches Ausmaß angenommen, das bereits eine Kriegserklärung gerechtfertigt hätte. Die deutsche Führung zögerte aber, wollte offensichtlich einen Krieg mit den USA so lange wie möglich hinauszögern, vielleicht sogar vermeiden. Der japanische Angriff auf Pearl Harbour änderte nun die Situation. Die Japaner besaßen die Mittel, die US–Besitzungen und ihre Satelliten im Pazifik anzugreifen und zu besetzen, vielleicht sogar die USA selbst. Die deutsche Führung konnte daher damit rechnen, daß sich die USA erst einmal auf Japan konzentrieren würden und den Atlantik als Nebenkriegsschauplatz betrachteten, was der deutschen Marine die Möglichkeit gab, sich im Atlantik erfolgreich gegen die Amerikaner zu wehren.
Das ist vielleicht nur eine Spekulation, aber gewiß keine unvernünftige.
Trotzdem ist eine offielle Kriegserklärung nun mal ein Schritt, vor der gesamten Weltöffentlichkeit vollzogen und – im Falle einer Niederlage – vor dem Weltforum mit einem Schuldvorwurf belastet. Was dann ja auch der Fall war. Die Verliererstaaten können dann nur darauf hinarbeiten, dass sich die Meinungsbildung im Weltforum ändert – zuungunsten der Sieger. Genau das geschieht derzeit – und zwar ausgerechnet von der Black-Life-Matters-Bewegung. Die sind unsere heimlichen Verbündeten. Das Denkmal von Theodore Roosevelt wird gerade abgebaut in Neu York. Franklin Delano R. und Winston Churchill kommen auch bald an die Reihe. Ich werde dann mit einem Glas Sekt darauf anstoßen.
Wenn es stimmt, was Herr Scheil herausgefunden hat, und seine Aussagen nicht durch anderslautende Forschungen widerlegt oder relativiert werden, ist die deutsche Alleinschuld an der Entfesselung des WK II nicht mehr als absolut gültige Tatsache einzustufen. Dann ist die schuldhafte Ursache jenes weltweiten militärischen Ringens auf mehrere Schultern verteilt. Sicherlich ist auch dann noch der deutsche Anteil hoch, vielleicht 50 bis 70 Prozent. Aber die restlichen 30 bis 50 Prozent würden dann auf das Konto der Westmächte und womöglich sogar der Sowjetunion gehen. Dies publik zu machen, würde einer künftigen deutschen Regierung, die verteidigungspolitisch selbstbewusst auftritt, einen gewissen Spielraum eröffnen für eine Revision der moralpolitischen Betrachtung des WKII. Es könnte übrigens noch allerhand andere Länder geben, die ebenfalls Interesse an einer solchen Revision haben – und zwar nicht nur die Länder des ehemaligen Dreipakts (plus damalige Verbündete), sondern viele zusätzliche asiatische und afrikanische Länder, die nicht in den Achsen-, sondern in den Westmächten das eigentliche (weil imperialistische)Problem der neueren und neuesten Weltgeschichte sehen.
Ja, sicherlich, aber eben deswegen wird es nicht geschehen.
Es wird (wahrscheinlich immer abgeschwächter) im vorpolitischen und unterbewußten Raum bleiben (Geraune, Großvater grummelte usw.) und natürlich bekämpft werden. Ich kenne dies aus DDR-Zeiten, wo auch einer offiziellen Legende die „oral und mental history“ entgegenstand.
.. aber das ist doch gerade ein Zeichen der Hoffnung, Herr Schmidt – dieses „Geraune und Grummeln“. Aus Küchenphilosophen werden ernstzunehmende Konkurrenten um offizielle Ämter und Funktionen, wie die Geschichte der Warschauer-Pakt-Staaten während der Umbruchszeit belegt.
Nicht „wenn es stimmt“ – es gibt genügend ernstzunehmende Literatur darüber, „daß es stimmt“.
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US-Kampfflugzeuge Thunderbolt 1941: Schon vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor waren die USA auf Krieg eingestellt Foto: picture alliance / akg-images | akg-images