DUISBURG. Der Rassismus-Verdacht rund um das abgebrochene Fußballspiel des VfL Osnabrück gegen den MSV Duisburg wurde ausgeräumt. „Die Ermittlungen haben den Verdacht der Affenlaute nach Einschätzung der Polizei nicht bestätigt“, teilte die Polizei Duisburg am Donnerstag mit.
Man habe Videoaufnahmen ausgewertet und Spieler, Schiedsrichter sowie Zuschauer befragt. „Geklärt werden konnte, daß der 55jährige Tatverdächtige ‘Du Affe kannst auch keine Ecke schießen’ gerufen hat und damit mutmaßlich den Spieler Florian Kleinhansl und nicht Aaron Opoku gemeint hatte.“ Im weiteren Verlauf werde die Staatsanwaltschaft über den Ausgang des Ermittlungsverfahrens entscheiden.
MSV Duisburg erleichtert über Ermittlungsergebnisse
Der Präsident des MSV Duisburg, Ingo Wald, zeigte sich zufrieden mit den Ermittlungsergebnissen. „Wir sind erleichtert, daß mit diesen vorläufigen Ergebnissen unsere Werte, unser Leitbild und unsere weltoffene Stadt nicht nachhaltig beschädigt wurden“, betonte der Sportfunktionär.
Der Verein blicke mit Freude auf das Wiederholungsspiel im Februar. „Dieses werden wir nutzen, um noch einmal reichweitenstark und deutlich sichtbar für unsere Werte einzustehen, um damit ein klares Signal für den MSV und für Duisburg zu setzen.“
Fußballer zeigt sich entsetzt über fiktive Beleidung
Im Dezember war das Drittliga-Spiel in der 33. Minute abgebrochen worden, nachdem ein Fan den VfL-Flügelspieler Opoku angeblich mit Affenlauten verhöhnt haben soll. Dieser äußerte sich danach entsetzt über die angebliche Schmähung.
„Der Vorfall bei unserem Spiel gegen MSV Duisburg hat mich geschockt. Es war für jeden Menschen, der schon einmal diskriminiert wurde, ein wichtiges Zeichen, das Spiel nicht fortzusetzen“, unterstrich der Sportler mit ghanaischen Wurzeln.
Integrationsstaatsministerin: „Wir müssen Rassismus bekämpfen“
Auch in der Politik war die Reaktion auf die imaginären Affengeräusche empört ausgefallen. Integrationsstaatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) etwa rief zu einem entschlossenen Handeln gegen Rassismus auf. „Wir müssen Rassismus bekämpfen, deshalb war es absolut folgerichtig, das Spiel abzubrechen“, twitterte sie im Nachgang der Ereignisse.
Wir müssen Rassismus konsequent bekämpfen, deshalb war es absolut folgerichtig das Spiel abzubrechen. https://t.co/ZCkEL2Iakk
— Reem Alabali-Radovan (@ReemAlabali) December 19, 2021
Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) zeigte sich bestürzt über die Schein-Anfeindungen. „Zur traurigen Realität gehört, daß es solche rassistischen Beleidigungen in vielen Stadien gibt. Das ist bedauerlich und bestürzend“, sagte sie damals der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Rassistische Beleidigungen und verletzende Rufe dürfe niemand auf den Tribünen dulden. „Ich würde mir bei der Nachholpartie einen gemeinsamen Auftritt beider Mannschaften gegen Haß und Hetze um Sport wünschen“, bekräftigte Bas.
In der gesamten Geschichte der Bundesliga wurde bisher noch nie ein Spiel wegen Schmährufen abgebrochen. In der Vergangenheit stellten sich vermeintlich rassistische Vorfälle im Nachhinein schon häufig als unwahr heraus. (fw)