Das Zitat des Grünen-Politikers Daniel Cohn-Bendit über die multikulturelle Gesellschaft ist so bekannt wie berüchtigt. „Die multikulturelle Gesellschaft ist hart, schnell, grausam und wenig solidarisch, (…) sie hat die Tendenz, in eine Vielfalt von Gruppen und Gemeinschaften auseinanderzustreben und ihren Zusammenhalt sowie die Verbindlichkeit ihrer Werte einzubüßen.“
Das gilt auch immer mehr für die Gruppen, die sich über ihre sexuelle Identität definieren, wie ein Fall aus England derzeit anschaulich zeigt. Die Textil-Künstlerin Jess De Wahls sieht sich dort Angriffen aus der LGBTQ-Gemeinde ausgesetzt, die ihr vorwirft, „transphob“ zu sein.
Deswegen nahm nun die Royal Academy of Arts ihre Produkte aus dem Angebot. Verschiedene Organisationen beendeten in jüngster Vergangenheit die Zusammenarbeit mit De Wahls, nachdem ihr ein Blog-Eintrag von 2019 auf die Füße fiel.
Royal Academy folgt LGBTQI-Forderungen
Darin hatte die aus Berlin stammende Künstlerin, die sich in ihrer Arbeit unter anderem mit Feminismus, Misogynie und Fetischismus beschäftigt, die Überzeugung vertreten, sogenannte Transfrauen seien keine richtigen Frauen.
Das führte von Seiten der LGBTQI-Vorkämpfer im Netz zu den mittlerweile obligatorischen Boykott-Forderungen, Shitstorms und Hexenjagden. Da sprang die Royal Academy sogleich brav über das Stöckchen. Zudem betonte die Kunstinstitution pflichtschuldig, die Ansichten von De Wahls stünden im Gegensatz zu ihren „Diversity-, Gleichheits- und Inklusions-Prinzipien“, wie die britische Zeitung The Guardian berichtete.
Ein Kämpfer für sexuelle Vielfalt legte gegenüber dem Blatt nach und ereiferte sich, daß die Aussagen der Künstlerin auch nicht durch die Redefreiheit gedeckt seien. Immerhin werde die Identität von Transfrauen geleugnet.
Transgender attackieren J. K. Rowling
In einem Interview mit dem Magazine Spiked gab De Wahls an, daß auch Unternehmen und Organisationen, mit denen sie gearbeitet habe, Ziel der Attacken geworden seien. Ihre Beteuerungen, nichts gegen Transpersonen zu haben, halfen da wenig.
Der Fall ist ein weiteres Scharmützel im jeder-gegen-jeden-Kleinkrieg der multikulturellen und -sexuellen Gesellschaft. Solidarität ist dabei eine knappe Ressource, die der eigenen Gruppe vorbehalten bleibt. Je weitverzweigter das politisch-sexuelle Spektrum sich auffächert, desto empfindlicher fallen die Reaktionen darin aus.
Da kennen dann Trans-Propagandisten und -Vertreter kein Pardon, wenn Feministinnen biologische Tatsachen aussprechen. De Wahls befindet sich damit zumindest in prominenter Gesellschaft.
Auch Bestseller-Autorin J. K. Rowling, die Schöpferin der „Harry Potter“-Romane, geriet in den vergangenen Jahren wiederholt aus der „Regenbogen-Community“ unter Beschuß. Unter anderem fühlten sich ihre Gegner von einem Roman provoziert, in dem ein Mörder in Frauenkleidern seinen Opfern nachstellt. Das stachele zu Haß gegen Transgender auf, so der Vorwurf. Daß eben jene Personen ihren Haß mittels Todeswünschen gegen die Autorin artikulieren, fällt dabei unter den Tisch.