HANNOVER. Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben sich für eine liberalere Flüchtlingspolitik in ausgesprochen. Die EU dürfe sich nicht abschotten, mahnten sie in dem am Donnerstag präsentierten Grundsatzpapier „Migration menschenwürdig gestalten“. Darin fordern evangelische, katholische, freikirchliche und orthodoxe Theologen ein Umdenken in migrationsethischen Fragen.
„Daß die Würde und Rechte von Geflüchteten an so vielen Orten weltweit mißachtet und verletzt werden, so auch an den Außengrenzen der EU, ist skandalös und zutiefst beschämend“, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, auf der Veranstaltung. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, schloß sich seinem Vorredner an und betonte, man müße lernen, die Bibel als ein „Buch der Migration“ zu verstehen.
Theologin: Verdanken unseren Glauben Migranten
Auch der Bischof von Onsabrück, Franz-Josef Bode, mahnte zu einer menschlicheren Flüchtlingspolitik in der EU. „Wir dürfen bei all dem die Grundwerte Europas nicht verraten. Man kann nicht einfach an den Außengrenzen Zäune bauen“, kommentierte der Kirchenmann die Präsentation des Thesenpapiers am Donnerstag im Interview mit dem katholischen Sender Domradio.
Seit 25 Jahren erarbeiten die beiden Kirchen in Deutschland gemeinsame theologische Orientierungshilfen in Asyl- und Flüchtlingsfragen. Die neueste Fassung des Handbuchs bemüht sich darum, Migration als ein zentrales Thema der christlichen Religion darzustellen.
Die Wiener Theologin Regina Polak sprach sich am Freitag grundsätzlich dafür aus, Migration theologisch zu sehen. „Denn wir verdanken unseren Glauben Menschen mit Migrationserfahrungen; Menschen auf der Flucht, die Vertreibung, den Exodus erlebt haben und das Leben in der Diaspora kennen. Unser Glaube hat insofern eine Migrationsmatrix“, unterstrich die Professorin für Praktische Theologie an der Uni Wien am Freitag gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur. (fw)