In der Hauptstadt mobilisiert die linksextreme Szene gegen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Neben den üblichen Sachbeschädigungen in Form von Graffitis an U-Bahnwagen wählen die Täter neuerdings auch Plakate im Stil der BVG-Werbung. In Umkehrung eines Slogans des Unternehmens lautet der Schlachtruf „Weil wir euch hassen“.
Den Unmut haben sich die Verkehrsbetriebe nicht etwa wegen Zug- oder Busausfällen im Personennahverkehr zugezogen, sondern weil ihre Kontrolleure Schwarzfahrer zur Kasse bitten. Dagegen gingen im vergangenen April fünf Personen gewaltsam vor. In einem Linienbus attackierten sie drei Kontrolleure und verhalfen so mehreren Schwarzfahrern zur Flucht.
Deswegen müssen sich drei der mutmaßlichen Täter ab Donnerstag wegen gefährlicher Körperverletzung, Nötigung, Sachbeschädigung und Diebstahl vor Gericht verantworten. Was andernorts nicht der Rede wert wäre, erfordert in der Hauptstadt den ganz großen Bahnhof. Weil Linksextreme im Internet mobilisieren, wird im Hochsicherheitstrakt verhandelt, berichtet der Tagesspiegel. Angesichts vergangener Störaktionen von linksaußen in Berliner Gerichtssälen ist die Maßnahme nicht unbegründet.
Schwarzfahren als Protest gegen Gentrifizierung
Allerdings sind die „Rüpelkontrolleure“-Vorwürfe aus linksextremen Kreisen an die Adresse der BVG nicht ganz unbegründet. So mußte das Unternehmen in der Vergangenheit einräumen, daß 2017 insgesamt 30 Kontrolleure eines privaten Sicherheitsdienstes wegen Fehlverhaltens abgezogen wurden. Die Verfehlungen reichten vom privaten Abkassieren von Bußgeldern bis Körperverletzung.
Derweil stilisieren Linksextreme das Schwarzfahren als Widerstandsakt gegen die Gentrifizierung im Bezirk Kreuzberg. In einem Schreiben auf dem linksextremen Portal „Indymedia“ heißt es: „Helft euch gegenseitig, den Kontrollettis zu entkommen! Für den Nahverkehr muß mensch nicht bezahlen!“