BERLIN. Ein elfjähriger moslemischer Schüler hat einer Berliner Lehrerin gedroht, sie zu enthaupten. Anlaß für die Aussage war die Ankündigung der bevorstehenden Elterngespräche an einer Spandauer Schule. Die Pädagogin soll dabei darauf hingewiesen haben, daß Eltern die unentschuldigt nicht daran teilnähmen, mit Konsequenzen rechnen müßten, sagte die Leiterin der Ganztagsschule, Karina Jehniche, dem Tagesspiegel. Daraufhin soll der Elfjährige gesagt haben: „Wenn das passiert, dann mache ich mit dir das Gleiche wie der Junge mit dem Lehrer in Paris.“
Die Klasse sei von der Drohung „völlig schockiert“ gewesen. „In dieser Schärfe habe ich so etwas noch nie erlebt“, schilderte Jehniche.
Der Moslem habe sich mit seiner Aussage auf den Mord an Samuel Paty bezogen. Der französische Geschichtslehrer war Mitte Oktober von einem Tschetschenen enthauptet worden, weil er in einer Unterrichtsstunde über Meinungsfreiheit Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte.
Eltern: Schule ist Schuld
Der Schüler sei eine Woche zuvor bereits durch Gewaltäußerungen aufgefallen. „Ich war dabei, als der Junge direkt nach der Schweigeminute für Samuel Paty erklärte, man dürfe jemanden töten, der den Propheten beleidigt habe, das sei in Ordnung“, berichtete der Sozialpädagoge der Schule dem Tagesspiegel. Bei dem Gedenken sei auch ein Imam anwesend gewesen. Dieser habe den Jungen erklärt, daß man niemanden töten dürfe.
Die Eltern hätten sich uneinsichtig bei der Lösung des Konflikts gezeigt, kritisierte Jehniche. Die Mutter des Jungen habe am Telefon gesagt, es müsse an der Schule liegen, wenn ihr Sohn so etwas sage. Sie und ihr Mann seien anderer Ansicht als der Elfjährige. (zit)