WIEN. Nach Drohungen von Islamisten hat die österreichische Polizei die Familie von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) unter Schutz gestellt. Die Frau und die beiden Kinder würden ab sofort von der Eliteeinheit Cobra rund um die Uhr bewacht, bestätigte das Innenministerium der Kronen-Zeitung.
Unterdessen sind neue Details zu der Razzia gegen Islamisten am Montag bekannt geworden. Wie der Sender Ö1 berichtete, wurden 25 Millionen Euro Bargeld beschlagnahmt. Die federführender Staatsanwaltschaft Graz habe dies jedoch nicht bestätigen wollen.
Ex-Chef von offizieller Moslem-Vertretung unter Verdächtigen
Die Ermittlungen richteten sich gegen die Muslimbruderschaft und die Hamas. Unter den Beschuldigten ist dem Bericht zufolge auch ein ehemaliger Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ). Dabei handelt es sich um die offizielle Vertretung der Moslems in Österreich.
Auch ein früherer IGGÖ-Kulturreferent sowie ein Funktionär des Islamischen Religionspädagogischen Instituts, das für die Ausbildung von Religionslehrern zuständig ist, seien unter den 70 Verdächtigen. Die Staatsanwaltschaft Graz hatte am Dienstag betont, die Durchsuchungen stünden „in keinem Zusammenhang mit dem Terroranschlag in Wien vom 2. November“. Ihnen seien „umfangreiche und intensive, über ein Jahr dauernde Ermittlungen“ vorausgegangen.
Eine solche mögliche Verbindung war diskutiert worden, als der Cobra-Chef vergangenen Mittwoch bestätigt hatte, daß in der Nacht zum vergangenen Dienstag eine Razzia gegen Islamisten geplant gewesen war. Zuvor hatte Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) erstmals davon gesprochen und die Vermutung geäußert, der geplante Einsatz sei durchgestochen worden. Deshalb habe der Islamist Kujtim F. am Montag abend ein Attentat in der Wiener Innenstadt verübt, bei dem vier Passanten getötet wurden.
Wien-Attentäter wollte sich offenbar verschanzen
Der Attentäter nordmakedonischer Herkunft wurde erschossen. In seiner Wohnung hatte er sich laut KroneMöbel so zusammengestellt, daß sie eine Deckung bilden können. Außerdem fanden Ermittler dort Munition und Klebebänder, mit denen er eine Sprengstoffgürtelattrappe gebaut hatte.
Derzeit befinden sich zehn mutmaßliche Mittäter oder Mitwisser in Untersuchungshaft. Gegen sie wird wegen des Verdachts auf Beteiligung am mehrfachen Mord, terroristischer Vereinigung und Mitgliedschaft in einer Gründung einer krimineller Organisation ermittelt. (ls)