Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm . . .
Von Walter Burkhardt (Auszug)

Und in dem Sinn läßt sich durchaus mutmaßen, daß der „Apfel“ fortsetzt, was der „Stamm“ begonnen hat. Bei diesen „Äpfeln“ und ihrem Stamm ist der Wurm erkennbar, den sie beherbergen und den Cornelius Tacitus, römischer Geschichtsschreiber, Konsul und Prokonsul schon den alten Germanen zu Recht anlastete: den Verrat am eigenen Volk. Und so müssen wir heute wieder sehen, daß nicht nur der eine, „glänzende“ Apfel durchführt, was der Stamm begann.

„Ich spreche zu Ihnen, meine Herren Mitglieder des siebenundsiebzigsten Kongresses, in einem Augenblick, der in der Geschichte der Union beispiellos ist. Ich sage «beispiellos», weil noch nie die Sicherheit Amerikas von außen her so ernsthaft bedroht war wie jetzt.
Unsere Politik läuft auf folgendes hinaus:
Erstens haben wir uns, dem deutlichen Willen des Volkes gehorchend und ohne alle parteipolitischen Rücksichten, verpflichtet, eine allumfassende Landes¬verteidigung aufzubauen.
Zweitens haben wir uns, dem deutlichen Willen des Volkes gehorchend und ohne alle parteipolitischen Rück-sichten, verpflichtet, die Völker überall in der Welt, die den Angreifern entschlossenen Widerstand leisten und dadurch den Krieg von unserer Hemisphäre fernhalten, in vollem Ausmaße zu unterstützen. Durch diese Unter¬stützung betonen wir unsere Entschlossenheit, der Sache der Demokratie zum Siege zu verhelfen, und gleichzeitig stärken wir die Abwehrbereitschaft und Sicherheit unseres eigenen Landes… Heute ist es bereits ganz klar, daß man im ganzen Lande die un¬mittelbar drohenden Gefahren erkennt und schnelles und gründliches Handeln fordert und unterstützt.
Deshalb muß sofort unsere Rüstungsproduktion rasch und kräftig gesteigert werden.
Ein ganzes Land von der Friedensproduktion auf eine Kriegsproduktion umzustellen, ist keine leichte Sache…“

Am 6. Januar 1941 richtete der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Franklin Delano Roosevelt, in einer Ansprache diese eindringlichen Worte an den Kongreß, um das neutrale Amerika in seinen Krieg einzustimmen. Er sagte dies bereits fast ein Jahr bevor am 11. Dezember 1941 das Deutsche Reich notgedrungen den USA den Krieg erklärte. Denn seit längerer Zeit leisteten da schon die USA zu Gunsten des Kriegsgegners Großbritannien logistische und aufklärende Unterstützung, die auch in offene Kriegshandlungen mündete.
Und er sagte dies vor dem 11. September 1941, an dem dieser Präsident öffentlich erklärt, daß er der amerikanischen Flotte und Luftwaffe den Befehl gegeben habe, auf jedes deutsche Kriegsfahrzeug ohne weiteres zu schießen. Demgemäß haben seit Anfang September 41 amerikanische Kriegsfahrzeuge deutsche Seestreitkräfte systematisch angegriffen.

Dann führt Roosevelt in seiner Rede vor dem Kongreß weiter aus: „In der Zukunft, die wir jetzt zu sichern versuchen, hoffen wir eine Welt schaffen zu können, die sich auf vier wesentliche menschliche Freiheitsrechte gründet.
Erstens – Redefreiheit, und zwar in der ganzen Welt.
Zweitens – Freiheit für jeden einzelnen, Gott auf seine Weise zu verehren, und zwar überall in der Welt.
Drittens – Freiheit von aller Not – das bedeutet, international gesehen, wirtschaftliche Abkommen, die in jedem Lande den Einwohnern gesunde Friedens¬verhältnisse sichern -, und zwar überall in der Welt.
Viertens — Freiheit von aller Angst – das bedeutet, international gesehen, eine weltumfassende Abrüstung, so gründlich und bis zu einem solchen Grade, daß kein Land mehr in der Lage ist, irgendeines seiner Nachbar-länder gewaltsam anzugreifen -, und zwar überall in der Welt…“

Seit 1982 gibt es nun in Middelburg (Niederlande) eine private Stiftung; die „Roosevelt Stichting“, in Kooperation mit dem „Franklin and Eleanor Roosevelt Institute“ in Hyde Park, New York. Sie wurde eigens im Zuge der Erweiterung einer Preisvergabe, zur Organisation der Verleihung ge¬gründet und wird von privaten Spendern fi¬nanziert.
Mit einem Preis werden heute die Personen bedacht, die sich um die von F. D. Roosevelt in seiner damaligen Rede vom 6. Januar 1941 formulierten „Vier Freiheiten" ver¬dient gemacht haben.
Dieser Preis, „Four Freedoms Award“ genannt, ist eine jährlich verliehene Auszeichnung, die in ungeraden Jahren in New York vom Franklin and Eleanor Roosevelt Institute vergeben wird; in Jahren mit gerader Zahl werden in Middelburg aber Nicht-Amerikaner von dieser „Roosevelt Stichting“ geehrt.

Weizsäcker erhielt Roosevelt-Preis
8. Mai 1945: „Tag der Befreiung"

Und so ist dieses Jahr, am 24. Mai in Middelburg der Bundespräsidenten a. D., Richard Freiherr von Weizsäcker mit dem „International Four Freedoms Award 2008“ geehrt worden. Er erhält den Preis für seinen Beitrag zur Erneuerung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, indem er das Ende des Krieges als den „Tag der Freiheit“ definiert hat.
Von Weizsäcker, er ist auch Ehrenmitglied des „Club of Rome”, zeichne sich, so das Komitee, besonders durch seine Rede vom 8. Mai 1985 anläßlich des vierzigsten Jahrestages der deut¬schen Kapitulation aus. Hier habe er seinen großen Anteil an der Bewälti¬gung und Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit bewiesen, indem er vom 8. Mai als „Tag der Befreiung" sprach.

Der 8. Mai – So sieht Befreiung aber nicht aus!
Uns Vertriebenen ist besonders dieser Teil seiner Rede ins Gedächtnis eingebrannt. Hatte doch keiner seiner Amtsvorgänger oder ein anderer deutscher Politi¬ker die Bewältigung der NS-Zeit zu solchen Exzessen getrieben wie er. Unter Beifall aller Fraktionen rief er den 8. Mai, sozusagen hochoffiziell zum „Tag der Befreiung" aus: „Und den¬noch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sa¬gen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Be¬freiung."
In seiner Rede behandelt er zwar auch recht ausführlich die Schattenseiten dieses 8. Mai, was eigentlich ungewöhnlich ist, indem er u. a. sagte: „Bei uns selbst wurde das Schwerste den Heimatvertriebenen abverlangt. Ihnen ist noch lange nach dem 8. Mai bitteres Leid und schweres Unrecht widerfahren. Um ihrem schweren Schicksal mit Verständnis zu begegnen, fehlt uns Einheimischen oft die Phantasie und auch das offene Herz…“. Aber die weitere Aussage: „Der erzwungenen Wanderschaft von Millionen Deutschen nach Westen folgten Millionen Polen und ihnen wiederum Millionen Russen.“ relativiert und gibt dem Ganzen einen vollkommen anderen Anstrich; abgesehen davon, daß hier ganz offensichtlich Ursache und Wirkung verwechselt werden.

Obwohl er wußte, daß es in der JCS 1067 Direktive des ame¬rikanischen Generalstabs, vom US-Prä¬sident Truman verant¬wortet, hieß: „Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Be¬freiung, sondern als besiegter Feindstaat.", wählte er sehr sorgfältig seine Worte.
Und auch die Engländer sahen sich selbst keineswegs als „Befreier". Mi¬chael Balfour, britischer Beauftragter von der Alliierten Kontrollkommission in Berlin, stellte klar; „Man unterließ ab¬sichtlich die Anwendung des Wortes: ,Befreier'." Auch für Stalins Rote Armee galt die Devise, das sie nicht zur „Befreiung" Deutschlands von Hitler angetreten sei. Vor dem Sturm auf Ostpreußen 1944 ließ vielmehr die Sowjetunion verlauten: „Die Rote Armee ist angetreten, um der deutschen Bestie den Todesstoß in ihrer Höhle zu ver¬setzen. Mit glühendem Haß im Her¬zen betreten wir das Land des Fein¬des. Wir kommen als Richter und Rä¬cher. Der Feind muß ohne Gnade ver¬nichtet werden."
Auch die alliierte Forderung nach der „bedingungslosen Kapitula¬tion" Deutschlands, die jeglichen Kompromißfrieden ausschließen sollte und nur die Unterwerfung vorsah, ist nicht nur ihm bekannt.
Und so ist diese unselige Interpretation als Befreiung, was für die Zerschlagung der „von Bismarck geschaffenen Konstruktion“ gilt, das höchst erstaunliche Produkt der Nachkriegszeit eines Landes, daß gar nicht befreit werden sollte.

„Und den¬noch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sa¬gen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Be¬freiung." – Richard von Weizsäcker hat diese Worte mit Bestimmtheit, großer Überzeugung, wohl überlegt und aus tiefem Herzen kommend gesprochen. Sehr glaubhaft sogar!
Aber bei seinem Wissen um den Widerstand, insbesondere um die Putsch- und Umsturzpläne und sicherlich auch bei dem Wissen um die maßgebende Beteiligung seines Vaters daran, wobei offen ist in welchem Umfang die beiden Söhne selbst beteiligt waren; darf dabei durchaus davon ausgegangen werden, daß der Herr Bundespräsident am 8. Mai 1985 mit diesen Worten nicht das gesamte deutsche Volk gemeint hatte. Uns Vertriebene schon gar nicht! – Nein, diese Worte von der Befreiung können nur ausnahmslos an sich, seine Familie, derer von Weizsäckers und an die anderen, zum Teil heute noch lebenden „Helden“ aus dem weiten Kreise des sog. „Widerstands“ gerichtet gewesen sein. Also Jene, die sich ausnahmslos als Gegner Hitlers bekannten und dem nationalsozialistischen Gedanken und seinem Regime kompromißlos feindlich gegenüberstanden. Sie hatten sich in der Hauptsache aus der traditionellen Elite herausgebildet, zu der Politiker, Industrielle, das gehobene Bürgertum und nicht zuletzt die Militärs; insbesondere durchweg Aristokraten, die ihre Laufbahn in der Reichswehr begannen, angehörten.
Ihr aller „Einsatz“ wird uns heute als „Aufstand des Gewissens“ verkauft und war doch nichts weiter als schnöder, hundsgemeiner Verrat mit Putschabsichten; mit dem Versuch, auf Grund fehlenden Rückhalts im Lande, fremde Mächte einzuspannen. Der aber letztendlich mehr Menschenleben gekostet hat, als das sie ihren Vorstellungen näher kamen oder ihrem Einsatz insgesamt der „erwünschte“ Erfolg beschieden war und der auch dazu beigetragen hat, durch unnötig begangene Greueltaten; die stellenweise bewußt begangen wurden, um die Gegenseite noch mehr anzustacheln und den unbändigen Haß weiter zu schüren und zu verschärfen.
Genau genommen hatte der Kern der Umstürzler und Landesverräter schon Jahre vor dem Krieg gegen die eigene Staatsführung konspiriert und dabei bewußt und dauerhaft die Schwelle vom Hoch- zum Landesverrat nachhaltig überschritten.