WIESLOCH. Ärzte und Patienten erwarten für die Zukunft massive Einschnitte im Gesundheitswesen. Das hat eine Allensbach-Umfrage im Auftrag des Finanz- und Vermögensberaters MLP ergeben. Gegenwärtig schätzen neunzig Prozent der Ärzte und achtzig Prozent der Bürger die medizinische Versorgungslage zwar noch als gut bis sehr gut ein. Doch wird allgemein innerhalb der nächsten zehn Jahre mit starken Einsparungen in allen Bereichen gerechnet.
Über zwei Drittel der Befragten sehen eine Zwei-Klassen-Medizin kommen, bei der nur noch eine medizinische Grundversorgung gewährleistet wird. Darüber hinaus gehende Leistungen, wie für Operationen, würden wohl privat bezahlt werden müssen. Rund 64 Prozent der Ärzte und 38 Prozent der Gesamtbevölkerung halten daher Qualitätsverluste bei der Gesundheitsversorgung für unausweichlich. Insbesondere an Krankenhäuser rechnen 79 Prozent der Ärzte mit einer Zuspitzung der Arbeitsbelastung.
Kein Vertrauen in die Politik
Rund die Hälfte der Bevölkerung ist der Meinung, daß künftig an Krankenhäusern weniger nach rein medizinischen, sondern vor allem nach wirtschaftlichen Kriterien behandelt werden wird. Achtzig Prozent der Ärzte gaben an, bereits jetzt in ihrer Therapiefreiheit eingeschränkt zu sein. Bei der Vorgängerstudie waren es noch sechzig Prozent. Aus Kostengründen haben demnach eine Behandlung 64 Prozent der befragten Ärzte schon einmal verschoben und 27 Prozent nicht verordnet.
Wenig Vertrauen wird in die Politik gesetzt. 79 Prozent der Ärzte und 62 Prozent der restlichen Befragten wünscht sich hier zwar mehr Engagement, doch rechnen 90 Prozent mit keiner Verbesserung. Großen Zuspruch erhält die im Koalitionsvertrag vorgesehene Regelung, die Patienten das grundsätzliche Recht einräumt, sich vor Operationen auf Kosten der Krankenkassen eine zweite Arztmeinung einzuholen. Neunzig Prozent der Ärzte und 86 Prozent der Bevölkerung befürworten diese Möglichkeit. (FA)