12:10 Uhr: Thurn und Taxis erklärt, daß sie bereits in jungen Jahren gelernt habe, daß politisch Verfolgte toleranter und liberaler seien als der Mainstream. „Wer links war, war streng“, betont die Fürstin. „Die Linken wurden durch die Macht verdorben.“
12:00 Uhr: Auf der großen Bühne stellt Fürstin Gloria von Thurn und Taxis ihr aktuelles Buch „Lieber unerhört als ungehört“ vor.
Die Fläche vor der Bühne ist brechend voll. Tatsächlich versteht man vor lauter lautem Applaus teils kaum den Vortrag.
Zunächst kündigt Gastgeberin Dagen allerdings an, daß Alexander Kissler von Nius eingetroffen sei. Auch dafür gibt es Applaus.
11:45 Uhr: Die Schlange in der Messekantine ist beeindruckend. Wer eine Bockwurst haben will, steht sicher zwanzig Minuten lang. Es steht zu hoffen, daß die Leute nicht anfangen, stattdessen die Bücher zu essen …
11:30 Uhr: Der Schriftsteller Eugen Zentner stellt derweil im Raum 4 seinen Sammelband mit Kurzgeschichten unter dem Titel „Coronaschicksale“ vor. In der Veranstaltung des Radios „Kontrafunk“ über Literatur und Pandemie gibt der Journalist Auskunft über Kultur im Ausnahmezustand.
11:20 Uhr: Im Raum 3 hält nun der Gerhard-Hess-Verlag eine Veranstaltung ab: Der Jurist Thomas Darsow stellt sein Buch „Islam und Grundgesetz“ vor. In ganz Europa komme es zum gleichen Phänomen, erklärt Darsow. Ein über Jahrhunderte christlich geprägter Kontinent und ein christlich geprägtes Staatswesen werde mit einer Religion konfrontiert, mit der er in vergangenen Jahrhunderten in erster Linie militärischen Kontakt gehabt habe.
Der Grundsatz von der Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz werde durch diese Entwicklung bedroht.
11:00 Uhr: Der Medienwissenschaftler Michael Meyen skizziert in seinem Einführungsvortrag auf der großen Bühne das Bild einer Gesellschaft im Griff des Nachrichtenmainstreams. „Wir beobachten eine Veränderung hin zu einer Expertokratie“, erläutert der LMU-Professor. Die Messehalle ist zwar nicht ganz so still wie der Münchner Vorlesungssaal – das Publikum hört trotzdem aufmerksam zu.
10:45 Uhr: Am Messeeingang staut sich am Vormittag die Besuchermenge. Der Redakteur denkt sich insgeheim: „Ein Hoch auf den Personaleingang …“
Großer Andrang auf der Buchmesse »Seitenwechsel« in Halle/Saale pic.twitter.com/2PTLaC3XYY
— JUNGE FREIHEIT (@jungefreiheit) November 8, 2025
10:30 Uhr: Das offizielle Programm der Buchmesse beginnt mit einer Rückkopplung. Kurz quietscht das Mikrofon durch den Saal. Dann die Begrüßungsrede der Gastgeberin Susanne Dagen : „Vielen Dank, daß ihr alle da seid“, empfängt die Dresdner Buchhändlerin ihr Publikum. Es folgt ein Podium mit dem renommierten Medienwissenschaftler und JF-Autor Michael Meyen – ohne Mikrogeräusche.
10:05 Uhr: Nach den Handgreiflichkeiten zwischen Antifas und dem Chefredakteur von Tichys Einblick, Roland Tichy, hat dieser nun der JUNGEN FREIHEIT gegenüber Stellung genommen. „Naja, da gibt es ja Posten der Antifa mit Fotographen rund um das Messegelände herum – die haben mich fotografiert. Ich habe zurück fotografiert. Und dann wurde ich körperlich angegriffen, an der Schulter gepackt und geschüttelt. Der Übergriff ging Tichy zufolge von den Photographen selbst aus. „Die Polizei musste mich dann freistoßen.“ Zwar gehe es ihm gut, der Angriff zeige aber, daß es sich bei der Antifa um eine „Schlägerbande“ handele. Die Polizei habe den Vorfall dokumentiert, Tichy werde Anzeige erstatten.
10:00 Uhr: Das libertäre Magazin Krautzone hat seinen Stand in der Nähe der großen Bühne. „Wir freuen uns, wenn Leute zu unserem Stand kommen und unsere Sachen lesen“, betont ein Mitarbeiter. Zudem könne man sich vor Ort gratis-Sticker mitnehmen.

Wer seinen Laptop oder heimischen Kühlschrank verschönern will, darf sich Sticker mitnehmen:

9:45 Uhr: Trotz kaltem Herbstwetter wächst der Besucherandrang auf der Buchmesse langsam aber sicher an. Für die erwarteten rund 5.000 Besucher heißt es nun erstmal: Anstehen. Im Unterschied zu Samuel Becketts absurdistischem Theaterstück „Warten auf Godot“ gibt es für die Lesebegeisterten aber ein Happy End.

09:20 Uhr: Die ersten Antifa-Fotografen stehen außerhalb der Gitterzäune und lichten Messebesucher ab. Auch der Chefredakteur von Tichys Einblick, Roland Tichy, wird von den Fotografen belästigt. Es kommt zu einer verbalen Auseinandersetzung, bei der die Polizei einschreitet.
9:15 Uhr: Auch Philipp Lies vom „Manuscriptum“-Verlag – nicht zu verwechseln mit der Bio-Wohlfühl-Kunsthandwerkskette „Manufactum“ – blickt gespannt auf das Messewochenende. „Am meisten freue ich mich auf die Gespräche mit den Autoren“, verrät er der JUNGEN FREIHEIT. Seine Hoffnung: Viele Besucher und aufregende Debatten. Dem können wir nur beipflichten!
09:00 Uhr: Der Stand des Gerhard-Hess-Verlag wurde bereits am Vortag aufgebaut. „Unser Stand ist klein, aber fein. Zum Glück verlief der Aufbau gut“, berichtet uns eine Mitarbeiterin. Alles sei „eng beieinander“. Der Verlag bietet unter anderem Übersetzungen von Alain de Benoist, einen Roman des Bruders von Benjamin Netanjahu, Iddo Netanjahu, und ganz neu, das Sachbuch „Kriegstüchtig oder postheroisch?“ von Reiner Fink, an.
Derzeit sind alle Zugänge zur Messe gut erreichbar. Die Polizei ist vor Ort und hat die Messehalle mit Gittern umsperrt ‒ nur wer ein Ticket vorzeigen kann, kommt rein. Gegendemonstranten sind hingegen noch nicht zu sehen.
8:45 Uhr: In der noch recht verwaisten Messehalle werden letzte Vorbereitungen am JF-Stand getroffen. Mit dabei: Chefredakteur Dieter Stein. Die Bibliothek des Konservatismus und das Cato-Magazin gesellen sich dazu. Wie Sie sehen können, gibt es viel zu entdecken. Kommen Sie doch einfach mal bei uns vorbei!

8:30 Uhr: JF-Redakteur Florian Werner startet übrigens mit „Die Welt von Gestern“ im Gepäck in die Berichterstattung zur Buchmesse „Seitenwechsel“ in Halle. Die 1941 abgeschlossene Autobiographie des Wiener Romanschriftstellers Stefan Zweig zeigt dem Leser das alte Europa in voller Pracht, bevor es von Revolutionen und Weltkriegen verwüstet wird. Kurz nach der Fertigstellung des Manuskripts nahm sich Zweig das Leben. Ein wunderschönes Stück Literatur mit tragischem Hintergrund. Wir lassen uns gleich erstmal vom Messetrubel aufheitern …

8:00 Uhr: Die erste Seitenwechsel-Buchmesse hat begonnen: Um die 70 Aussteller, etwa 4.000 Besucher.
Auch die JUNGE FREIHEIT ist vor Ort – am Stand C6 – und wird fortlaufend von der Veranstaltung berichten. Was passiert an unserem Stand, welche Veranstaltungen gibt es, was wird dem Besucher geboten und wie sehr stört die Antifa?
7:45 Uhr: Der Sprecher der Schriftstellervereinigung PEN Berlin, Deniz Yücel, findet die Buchmesse hingegen nur halb so schlimm. Sie solle „für niemanden ein Anlaß zur Beunruhigung sein“, sagte er der Mitteldeutschen Zeitung. Das widerspreche dem Naturell einer Buchmesse. „Unsereins hat ja der extremen Rechten immer vorgehalten, sie sollten mal ein paar Bücher lesen, anstatt nur rumzugrölen. Jetzt kann ich mich nicht darüber beschweren, wenn einige von ihnen genau dies tun. Besser Buchmesse als Menschenjagd.“
Allerdings handele es sich beim Seitenwechsel durchaus um eine „sehr rechte bis rechtsradikale Messe“, betonte der ehemalige taz– und Welt-Journalist. Zudem zeige es, daß „man am rechten Rand inzwischen eine solche Reichweite aufgebaut“ habe, daß „ man die allgemeine Öffentlichkeit nicht mehr“ brauche. Dabei sei nicht „die Messe das Problem, sondern das, was sich darin ausdrücke: „Daß wir es heute mit einer selbstbewußten, gewachsenen extremen Rechten zu tun haben, die ihre eigenen kulturellen und intellektuellen Ableger hervorgebracht hat. Und die kommen in Halle zur Buchmesse zusammen.“
Vor radikalen linken Störaktionen warnte Yücel. Diese könnten, argumentierte er, im Zweifelfall „den rechtsextremen Kreisen“ nutzen.
7:30 Uhr: Die linke Szene hat weitreichende Proteste gegen die Buchmesse angekündigt. So will etwa das „Wir“-Festival nach eigener Aussage ein „vielfältiges Programm“ gegen die Messe setzen, welches Menschen verbinde und „Haltung“ zeige. Direkt vor dem Messegelände ist eine Antifa-Kundgebung unter dem Titel „Rechte Buchmesse stoppen“ angemeldet.
Ebenso rief die linksextreme Gruppen „Antifaschistischer Zeitenwechsel“, „Solidaritätsnetzwerk“ und „Internationale Jugend“ riefen zum Protest gegen die Buchmesse auf. Einigkeit gibt es unter ihnen allerdings offenbar nicht. Da die beiden letzteren Gruppen sich eher am klassischen Real-Sozialismus orientieren, erstere Gruppe aber „autonom“ und „undogmatisch“ sein will, veröffentlichte der „Antifaschistische Zeitenwechsel“ zuvor eine Distanzierung auf Indymedia. Wird es eventuell also sogar zu Handgreiflichkeiten unter verschiedenen Linken kommen? Wir halten auf dem Laufenden!
Um die Durchführung der Buchmesse zu gewährleisten, will die Polizei mehrere Hundert Einsatzkräfte vor Ort platzieren. Damit solle „sowohl die Durchführung der Veranstaltung auf dem Messegelände als auch friedliche Versammlungsverläufe“ gewährleistet werden, erklärte die Polizeiinspektion laut Tagesspiegel. Es bestehe die Gefahr, daß die Gegendemonstranten versuchen könnten, die Zufahrtsstraßen zur Messe zu blockieren. „Für die Zeit von 09.00 bis etwa 11.00 Uhr ist mit erheblichen Verkehrsbehinderungen in der Dieselstraße und auf der Leipziger Chaussee zu rechnen“, warnte die Polizei. Auch die Busverbindungen der Halleschen Verkehrs-AG könnten betroffen sein.
7:00 Uhr: Mittlerweile steht fest, wer alles auf der Seitenwechsel-Buchmesse ausstellen wird. Neben der JUNGEN FREIHEIT und der Zeitschrift Cato ist das Magazin Tichys Einblick mit einem Stand vertreten – ebenso der Radiosender Kontrafunk und der österreichische Ares-Verlag. Der Manuscriptum-Verlag und das von ihm verlegte Magazin Tumult sind anwesend.
Die Achse des Guten ist vor Ort, ebenso wie der Veranstalter – das Buchhaus und Kulturhaus Loschwitz –, welches an seinem Stand dazu einlädt, mit den Autoren in Kontakt zu treten. Der Schriftsteller und ehemalige Focus-Redakteur Michael Klonovsky präsentiert seine Werke an einem eigenen „kleinen Eckladen“. Der christliche Renovamen-Verlag schlägt auf. Beim Ahriman-Verlag gibt es psychoanalytische, historische und – ja, ganz recht – marxistische Literatur. Und wer antiquarische Bücher erwerben will, kann dies am Stand des Antiquariat Zeitenstrom tun.
Als Redner und Vortragende werden unter anderem erwartet: Gloria von Thurn und Taxis, Roger Köppel, Gerald Grosz, Jörg Bernig, David Engels, Artur Abramovych, Akexander Wendt, Hans-Georg Maaßen, Ulrich Vosgerau, Uwe Steimle und Uwe Tellkamp. Auch JF-Chefredakteur Dieter Stein wird eine Veranstaltung moderieren: Zusammen mit Social-Media-Redakteur Vadim Derksen und den Influencerinnen Lena, Iris Aschenbrenner und Anna Scherer wird es am Samstag den 8.11. um 17:15 im Raum Vier ein Podiumsgespräch geben.





