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Marc Jongen, ESN Fraktion

Eine Mannschaft gegen einen Götzen

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Eine Mannschaft gegen einen Götzen

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Cato, Palmer, Exklusiv

Er bleckt die schneeweißen Zähne in die Kameras, lachend wie ein Raubtier auf Beutezug, die schwarzen Haare, wie eigentlich immer gegeelt, der Körper eisern gestählt, Frauen aller Nationen reißen sich sogar um sein verschwitztes Trainingshemd, wenn er es dann mal gnädigerweise ins Publikum schleudert. Gnädig wie ein König, der seinen Untertanen Brosamen hinwirft. Cristiano Ronaldo, Superstar (eigentlich nur ein Fußballer) der portugiesischen Nationalmannschaft, hat es geschafft, eine quasi gottesähnliche Attitüde um seine Person zu entwickeln – oder entwickeln zu lassen. Teils selbsterzeugt, obendrein getrieben durch Fernsehen, durch Zeitungen, auch durch Leistung auf dem Fußballplatz.

Dann war aber dieser denkwürdige, vergangene Montag. Die deutsche Nationalmannschaft trat gegen die portugiesische an. Also auch gegen Ronaldo, den Superstar, zweifelsohne ein begnadeter Fußballer. Wenn Müller mit schiefem Mund in die Kameras grinst, Götze und Lahm sich verlegen beim Interview am Kopf und am Hals kratzen, haben sie nicht ansatzweise einen Hauch der heiligen Aura eines Ronaldo-Superstar. Wenn der seinen Astralkörper freilegt, werden nicht nur Reporter demütig wie Welpen.

Wo war er nur? Bedeutungslos, nicht zu entdecken

Haben Sie das Spiel am Montag gesehen? Das erste der Deutschen während dieser Weltmeisterschaft? Wenn ja, dann haben Sie allerdings nichts – oder wenig – von Ronaldo gesehen. Der gottesgleichen Grinsebacke mit dem blendendweißen Raubtiergebiß schlief nämlich das Gesicht ein. Müller tritt zu und ballert dreimal mitten in Ronaldos Tor, drei von vieren insgesamt.

Aber wo war Ronaldo, der Göttliche? Bedeutungslos, nicht zu entdecken. Vielleicht war er ja Zähne putzen oder er lag auf der Hantelbank, um den Brustmuskel fürs nächste Fotoshooting zu modellieren. Auf jeden Fall war er nicht präsent. Kaltgestellt, wie ein „Aperol Sprizz“. Nicht eine einzige erfolgreiche Aktion. Die Kameras hielten dennoch auf ihn drauf, wenn er filmreif im Rückwärtsgang in den eigenen Strafraum zurücktänzelte. Ist ja ein Superstar, der bringt Quote, und seinetwegen schauen ja vielleicht auch Millionen Frauen diesen sonst so bierseligen Männersport und verderben den mitguckenden Gatten, Liebhabern, Freunden mit solchen Sprüchen die gute Laune: „Ach, sieht der gut aus…“ Seufz! Männer!

Den tänzelnden Superstar alt aussehen lassen

Vergeßt Ronaldo. Ein Kroos, ein Neuer, ein Lahm, ein Götze – oder eben dieser Müller haben vielleicht nicht den besten und teuersten Dentisten dieser Welt, haben vielleicht nicht so eine Luxus-Hantelbank wie Ronaldo im dreigeschossigen Keller mit Blick aufs Mittelmeer stehen, noch keine Yacht und nicht ganz so viel und millionenschwere Werbeverträge wie dieser.

Aber: Sie haben eine Mannschaft. Ja, sie sind eine. Eine, die Mann für Mann steht, im Block agiert und den Superstar, der da rumtänzelt, plötzlich ganz alt aussehen läßt. Trotz Brustmuskel, schneeweißer Zähne und gottesähnlicher Attitüde.

 

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