Am Wochenende beim Frühstück eine lebhafte Diskussion mit meinen jüngsten Kindern: Auslöser war die Nachricht, daß die Zahl getöteter ungeborener Kinder in Deutschland 2022 um zehn Prozent auf 104.000 gestiegen ist und damit den höchsten Stand seit 2012 erreichte. Gleichzeitig sank die Zahl der Geburten um rund sieben Prozent – was das Ganze noch dramatischer werden läßt.
Doch was hören und sehen wir dazu in den Medien? Die Zahlen werden in den meisten Zeitungen allenfalls als Randnotiz gebracht. Ansonsten herrscht großes Schweigen, wenn es um das alltägliche Töten im Mutterleib geht. Im Mittelpunkt aller Debatten steht im öffentlichen Raum fast ausschließlich die Frage weiterer Legalisierung und wie Abtreibungen noch mehr erleichtert werden können. Familienministerin Lisa Paus (Grüne) hat Anfang des Jahres sogar die Forderung erneuert, den Strafrechtsparagraphen 218 völlig zu streichen. Gegenwehr aus bürgerlichen Parteien? Nicht wahrnehmbar.
Thema Abtreibungen wird im Diskurs ausgeblendet
Wie allmächtig gängige Zeitgeist-Narrative sind, höre ich durch die eigenen Kinder. Wann sprechen wir auch über diese sensible Frage? Wie oft stattdessen an Schulen über Klimaschutz und Tierversuche? Wöchentlich! Wie oft das Thema LGBTQ, „sexuelle Vielfalt“ und Selbstbestimmung? Permanent! Und wie oft über Lebensschutz und Bejahung der Elternschaft? NIE! Es ist ein totales Tabu und wird ausgeblendet!
Noch ist ungeklärt, was die Gründe für den besonderen Anstieg der Abtreibungen 2022 sind. Sind es wachsende Zukunfts- und Existenzängste aufgrund von Krieg und explodierenden Lebenshaltungskosten? Woran fehlt es denn, um das Ja zum ungeplanten neuen Leben zu begünstigen?
Die Feigheit ist empörend
Es ist erschütternd, wie sehr gesellschaftlich relevanten Gruppen – allen voran den christlichen Kirchen – der Mut fehlt, den Skandal des hunderttausendfachen Neins zum eigenen Leben offen anzusprechen. Diese Feigheit ist empörend! Jenseits moralischer und juristischer Bewertung müßte doch die alptraumhafte Zahl aufrütteln und daß in einem der reichsten Länder der Erde kaum Anstrengungen unternommen werden, diese Tötungen durch Hilfsangebote egal welcher Art massiv zu senken!
Der Marsch für das Leben München ist gestartet #muc2503 pic.twitter.com/l6fRXo2oBI
— Lukas Steinwandter (@LSteinwandter) March 25, 2023
Nur kleine, tapfere Lebensschutzgruppen wagen es, das große Beschweigen dieses Skandals zu brechen. So beim „Marsch für das Leben“ in München, bei dem am vergangenen Wochenende 4.000 Menschen auf die Straße gingen. Der Bayerische Rundfunk bezeichnet typisch die friedliche Demonstration im ersten Satz seines Berichtes eilfertig als „umstritten“. Ein Wort, das in bezug auf linksradikale Gegendemonstranten nie fällt. Das sagt alles über die Asymmetrie, die in dieser Frage in der Öffentlichkeit herrscht.