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Machtverlust: Merz’ Tag der Demütigungen

Machtverlust: Merz’ Tag der Demütigungen

Machtverlust: Merz’ Tag der Demütigungen

Berlin, Deutschland: Bundeskanzleramt: Besuch des NATO-Generalsekretärs: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU)
Berlin, Deutschland: Bundeskanzleramt: Besuch des NATO-Generalsekretärs: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU)
Friedrich Merz mal wieder den Tränen Nahe: Dem Bundeskanzler gelingt einfach gar nichts. Foto: picture alliance / dts-Agentur | –
Machtverlust
 

Merz’ Tag der Demütigungen

Für Friedrich Merz endet der Tag, wie er angefangen hat – mit einem Desaster. Erst will die EU nicht wie er will, und dann zeigt ihm die eigene Partei auch noch den Mittelfinger. Sie wählt gegen seinen Vorschlag ein Merkel-Gewächs zur Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ein Kommentar von Ulrich Clauß.
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Wie viel der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz in seiner eigenen Partei zu sagen hat, merkt man immer dann, wenn er sich nicht auf die SPD herausreden kann. Denn die sind ja angeblich ganz allein schuld am faulen Rentenkompromiß und am vertagten „Herbst der Reformen“. In der Tat konnte die Merkel-Fraktion in der CDU bislang in Deckung bleiben und ihre Beharrungskräfte sammeln, solange die schlimmen Sozen den ungestümen Sauerländer ein ums andere Mal auflaufen ließen.

Jetzt aber mußten die Laschets, Günthers und die anderen Widergänger der alten Polenz-Bande tatsächlich wieder einmal selbst Hand anlegen. Bei der Wahl zum Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) bescherten sie ihrem Parteivorsitzenden eine krachende Niederlage und stimmten mit 28 zu 21 für das Merkel-Gewächs Annegret Kramp-Karrenbauer und gegen den Merz-Kandidaten Günter Krings.

Dem hatte Merz den Posten schon im April zugesagt, aber offenbar vergessen, für seinen Mann durchschlagend zu werben. Da half es auch nichts, daß der Parteivorsitzende direkt nach seiner Brüsseler Nachtschicht persönlich zur KAS-Mitgliederversammlung eilte, um diese zusammen mit Carsten Linnemann bis zur letzten Minute in seinem Sinn zu beknien.

Merkels langer Schatten

So spendet Segen noch immer Merkels Hand, die ja immer wieder mit Seitenhieben nicht spart gegen ihren alten Widersacher, wann immer sich die Gelegenheit ergibt. Zuletzt mahnte sie bei Merz „Maß und Mitte“ im Zusammenhang mit der „Stadtbild“-Debatte an.

Und man gewinnt wieder einmal ganz praktische Anschauung, was in der CDU los ist und wie es mit der Loyalität zum Vorsitzenden steht. Und man versteht, warum – so raunt man sich in der Partei zu – Merz seine persönlichen Notizen im Tresor einschließt, wenn er sein Büro im Konrad-Adenauer-Haus verläßt und zum Mittagessen in die Kantine geht.

Fernsehbilder zeigten nach dem Abstimmungsdesaster für Merz bei der KAS seine Widersacher Armin Laschet (CDU) und Daniel Günther (CDU), die sich in bester Laune und jovial kumpelnd vor dem Ort der Tat am Berliner Tiergarten Witze erzählten. Das „dem haben wir’s aber gezeigt“ stand ihnen in die Gesichter geschrieben.

Der rabenschwarze Tag

Diesen 19. Dezember 2025 kann Friedrich Merz ohnehin komplett schwarz schraffieren in seinem Terminkalender. In Brüssel blieb sein Werben für die direkte Beleihung der eingefrorenen russischen Auslandsguthaben zugunsten der Ukraine ohne Gehör (JF berichtete). Und dann ließ sich auch noch die zügige Beschließung des Mercosur-Handelsabkommens nicht durchsetzen und scheiterte wegen ein paar tausend randalierender Bauern vor den Türen, nach 25 Jahren Verhandlung.

Leicht hat der Merz es derzeit wahrlich nicht. Als Außenkanzler hatte er kein Glück. Und für den Innenkanzler kam auch noch Pech dazu. Währenddessen sitzen seine Gegner getreu einem indischen Sprichwort am Ufer des Flusses und warten in aller Ruhe, bis die Leiche ihres Feindes vorbeigeschwommen kommt. Wenn Friedrich Merz da mal nicht zum Frohen Fest über die Stränge schlägt und wenigstens daheim im Sauerland als Ausgleichssport mit der Kettensäge in der Schonung einfällt und den Christbaum fällen geht.

Friedrich Merz mal wieder den Tränen Nahe: Dem Bundeskanzler gelingt einfach gar nichts. Foto: picture alliance / dts-Agentur | –
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