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Israels Bodenoffensive: Gordischer Knoten Nahost

Israels Bodenoffensive: Gordischer Knoten Nahost

Israels Bodenoffensive: Gordischer Knoten Nahost

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zu Besuch bei der israelischen Polizeieinheit 33
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zu Besuch bei der israelischen Polizeieinheit 33
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zu Besuch bei der israelischen Polizeieinheit 33 Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Amos Ben Gershom/Israel Gpo
Israels Bodenoffensive
 

Gordischer Knoten Nahost

Die israelische Bodenoffensive hat begonnen, doch das Land befindet sich in einer Zwickmühle. Über die militärische und moralische Asymmetrie. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Es war abzusehen, daß die Bilder vom Schrecken des Terrors weichen würden. Direkt nach dem 7. Oktober dominierte die Erschütterung der (vornehmlich westlichen) Weltöffentlichkeit über die von islamistischen Terrorkämpfern ermordeten 1.300 Menschen in Israel. Doch war klar, sobald der jüdische Staat zurückschlagen würde, daß sich andere Bilder und andere Deutungen davorschieben würden. Jetzt werden die Stimmen täglich lauter, die nach Waffenruhe und diplomatischen Lösungen rufen. Auch aus Israel selbst.

Aber was ist die „Lösung“ in einem Konflikt, der weitgehend auf ein „Entweder-Oder“ angelegt ist? Vor allem seitens der arabischen Gegner Israels, die sich grundsätzlich und egal in welcher Form nicht damit abfinden wollen, daß es überhaupt einen jüdischen Nationalstaat am Jordan gibt.

Zusätzlich geht es im Fall von Israel nie um nur einen regionalen Konflikt zwischen Israelis und Arabern in Gaza und im Westjordanland: Wie in einem Gordischen Knoten verschlingen sich globale Interessen um Macht und Einfluß am Golf. Beim jüngsten Terrorüberfall der Hamas ziehen sich die Fäden auch über den Iran nach Moskau, auf der israelischen Seite finden sich die Interessen der USA. Als quasi „lachende Dritte“ stehen die Chinesen am Rand, profitieren wie Rußland kurzfristig von der Bindung erheblicher US-Ressourcen beim Krieg in Israel.

Der militärischen steht eine moralische Asymmetrie gegenüber – dies wird Israel im Gazastreifen bewußt.

Ob gemäßigtere Fatah im Westjordanland oder radikalere Bewegungen wie Hisbollah im Libanon und Hamas im Gazastreifen: Sie alle haben faktisch ein Geschäftsmodell, das vom auf Dauer gestellten „Nahost-Konflikt“ lebt. Eine immer wieder besungene „Friedenslösung“ hat das kleine Problem, daß sie unterm Strich eine Anerkennung des Staates Israel – in welchen Grenzen auch immer – beinhalten müßte. Wer sich auf arabischer Seite darauf ernsthaft einläßt, ist sein Geschäftsmodell los und kann sein Testament machen. Die Interessen an einer offengehaltenen Wunde im Nahen Osten sind übermächtig, eine „Zweistaaten-Lösung“ deshalb eine Utopie.

Angesichts dessen steht Israel vor dem bleibenden Dilemma, als militärisch übermächtige Nation seine arabischen Nachbarn und ihre palästinensischen Brüder dauerhaft in Schach zu halten. Dem scheinbar oder tatsächlich Schwächeren sind jedoch immer wieder die Sympathien gewiß – insbesondere, wenn der Stärkere unverhältnismäßig und unrechtmäßig agiert. Dies muß die israelische Armee bei ihrer jetzt anrollenden und riskanten Bodenoffensive im Gazastreifen in Rechnung stellen. Der militärischen steht eine „moralische Asymmetrie“ gegenüber. Will es seine Existenz nicht aufs Spiel setzen, kann Israel nur so der unbestrittene Hegemon der Levante bleiben.

JF 45/23

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zu Besuch bei der israelischen Polizeieinheit 33 Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Amos Ben Gershom/Israel Gpo
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