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Otto mag die Gendersprache: Ideologie frißt Geschäftssinn

Otto mag die Gendersprache: Ideologie frißt Geschäftssinn

Otto mag die Gendersprache: Ideologie frißt Geschäftssinn

Titelblatt eines OTTO-Katalogs (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa | Nicolas Armer
Titelblatt eines OTTO-Katalogs (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa | Nicolas Armer
Titelblatt eines OTTO-Katalogs (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa | Nicolas Armer
Otto mag die Gendersprache
 

Ideologie frißt Geschäftssinn

„Otto? Find ich gut.“ Das trifft wohl auf die Zeitgenossen zu, die die Gendersprache mögen. Den anderen hilft der Versandhändler gern dabei, sein Kundenkonto zu löschen. Ob das Unternehmen sich mit der bedingungslosen Propagierung des Gendersprechs einen Gefallen tut? Ein Kommentar.
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Wie schaffe ich es, auf einen Schlag zwei Drittel meiner möglichen Kunden vor den Kopf zu stoßen und womöglich für immer zu vergraulen? Diese für ein Wirtschaftsunternehmen eher ungewöhnliche Frage scheint sich jemand in der Social-Media-Abteilung der deutschen Otto Group dieser Tage gestellt zu haben.

Eine Antwort hatte die PR-Fachkraft des Online-Händlers auch schnell parat. Was übrigens durchaus wörtlich verstanden werden darf. Schließlich wurde die Kundenvergraulungsmaßnahme als Reaktion auf die Kritik eines Nutzers auf Twitter präsentiert. Dieser hatte sich über einen in Gendersprache verfaßten Tweet von Otto mokiert und angekündigt, künftig nicht mehr dort einkaufen zu wollen.

Otto gibt Hilfe beim Löschen des Kundenkontos

Daraufhin gab es eine hochinteressante Erwiderung von den Betreibern des Otto-Twitter-Accounts, die zwar an den verärgerten Kunden direkt gerichtet war, aber auch als klare Ansage an die große Mehrheit der Deutschen zu verstehen sein dürfte, die das Gendern ebenfalls ablehnt: „Stimmt, so einfach ist das: Wir gendern. Und du mußt nicht bei uns bestellen.“

Daß es sich bei dem Tweet nicht etwa nur um die Kurzschlußhandlung irgendeines ideologisch durchgeknallten Praktikanten handelte, sondern diese Arroganz der generellen Unternehmenshaltung entspricht, zeigten die Reaktionen des Konzerns. „Hallo, du kannst die Datenlöschung direkt in deinem Online-Kundenkonto unter `Meine persönlichen Daten` auswählen. LG^KC(FK)“, war zum Beispiel eine Antwort des Unternehmens auf die Anfrage eines Kunden, der wissen wollte, wie er seine Kundendaten auf der Bestellseite des Händlers löschen kann.

Genderkritische Kunden zu halten, scheint offenbar nicht zu den Interessen des Versandhändlers zu gehören. Dafür spricht auch ein Statement seines Unternehmenssprechers Frank Surholt, der die „gendersensible Sprache“ öffentlich verteidigte und betonte, daß der Konzern zu seiner Entscheidung stehe. „Wir sind überrascht von der Kritik“, so der Otto-Sprecher, der offenbar lange keine Nachrichten mehr verfolgt. Nicht mal gegenderte.

Geht Otto das Gespür für Trends verloren?

Denn selbst dort hätte er in den vergangenen Monaten mehrfach erfahren können, wie ablehnend die Mehrheit der Bevölkerung dieser Verhunzung der deutschen Sprache gegenübersteht. Weiter betonte der mit der öffentlichen Meinung offenkundig wenig vertraute, aber dennoch für die Öffentlichkeitsarbeit bei Otto zuständige Mann: Es sei „jedem freigestellt“, wie er die Entscheidung für die Gendersprache finde.

Die Otto GmbH & Co KG ist eines der wenigen altehrwürdigen deutschen Versandhäuser, das den Übergang von der großen Zeit der Modekataloge ins Zeitalter des Internets erfolgreich geschafft hat. Die Firmenverantwortlichen können sich also mit Fug und Recht ein durchaus gutes Gespür für Trends ans unternehmerische Revers heften. Nun ist das mit Trends allerdings so eine Sache.

Otto lehnt sich aus dem Fenster

Manchmal sind die vermeintlichen Trendsetter ihrer Zeit soweit voraus, daß sie den Erfolg ihrer innovativen Ideen selbst nicht mehr erleben. Andere Trends erweisen sich als Eintagsfliegen, die schneller verfliegen, als sie gekommen sind. Wieder andere bleiben eine reine Szene-Erscheinung, die sich zwar innerhalb eines sehr kleinen elitären Kreises enormer Beliebtheit erfreuen, beim großen Rest der Menschen aber verpönt sind. Wer ein möglichst breites Publikum erreichen will, ist in jedem Fall gut beraten, sich in Trendfragen stilistisch nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Das gilt vor allem für den Bereich des gesellschaftlichen Zeitgeistes.

Daß der trendbewußte Versandhändler aus Hamburg hier gerade etwas übermütig zu werden scheint, könnte dem Unternehmen einen harten Aufprall bescheren. Die Chefetage sollte sich und ihre Mitarbeiter vielleicht besser schon mal mit der aus den USA kommenden Formel „get woke, go broke“ vertraut machen.

Titelblatt eines OTTO-Katalogs (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa | Nicolas Armer
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