Die Grünen haben ein Problem mit Autos. Nein, es geht ausnahmsweise nicht darum, daß der gewöhnliche Grünen-Politiker im liebsten Fortbewegungsmittel der Deutschen ein klimazerstörendes Blechmonster sieht. Autos beförderten Brandenburgs grüne Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher vielmehr schnurstracks ins Kreuzfeuer der Kritik.
Zuerst wurde bekannt, daß Nonnemacher für eine Dienstfahrt Mitte April ihren personenbezogenen Audi e-tron – ein Elektroauto der höheren Preisklasse, dafür in seiner GT-Variante aber ästhetisch ansprechend – gegen den Benziner ihres Staatssekretärs getauscht hatte – aus Reichweitenangst. Das Brandenburger Finanzministerium bestätigte mittlerweile dem RBB, daß es sich bei der Fahrt um einen Verstoß gegen die Dienstkraftfahrzeugrichtlinie handelte. Linkspartei und Freie Wähler forderten eine Sondersitzung des Gesundheitsausschusses, in der sich die Grünen-Politikerin erklären soll.
Jacke vergessen: Staatssekretärin fährt mit zweiten Dienstwagen nach Berlin
Das war aber nicht die einzige Fahrt ins Fettnäpfchen. Wie die Bild-Zeitung jetzt berichtet, hatte Nonnemacher drei Wochen vor ihrer Benziner-Fahrt den Wagen ihrer Staatssekretärin auf Botenfahrt geschickt.
Weil die Ministerin ihre Jacke im Bundesrat in Berlin vergessen hatte, aber bereits zu einem Folgetermin unterwegs war, mußte ihre Staatssekretärin mit einem zweiten Dienstwagen zuerst nach Berlin fahren, die Jacke holen und sie dann ihrer Chefin übergeben. Nonnemacher betont zwar, dies sei auf eigene Rechnung erfolgt (auch Staatssekretäre werden von Steuergeldern bezahlt), doch das Finanzministerium prüft nun, „ob Botenfahrten mit fremden, personengebunden Dienstwagen der Richtlinie entsprechen“.
Auch Grünen-Politiker sind nur Menschen und Menschen haben das Auto erfunden, das sich zu einem der erfolgreichsten Verkehrsmittel der Geschichte entwickelt hat. Hätte Nonnemachers Staatssekretärin die Jacke mit öffentlichen Verkehrsmitteln holen müssen, hätte das wahrscheinlich deutlich länger gedauert und wäre komplizierter gewesen.
Grünen-Minister mit 177 Sachen unterwegs: „Ich hatte es eilig“
Wie praktisch Autos sind, gerade wenn man es eilig hat, weiß auch Nonnemachers Partei- und ehemaliger Ministerkollege in Baden-Württemberg, Franz Untersteller. Die Polizei erwischte den damaligen Landesumweltminister im Dezember mit 177 Sachen auf der A8. Erlaubt waren an der Stelle 120 Kilometer pro Stunde (km/h).
„Ich war unterwegs zu meiner Familie und hatte es eilig, ich habe die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht beachtet und die Straßenlage hat es erlaubt, schnell zu fahren“, rechtfertige sich Untersteller. Unterwegs war der Minister, der für ein generelles Tempolimit von 130 km/h eintritt, übrigens nicht mit seinem Dienst-e-tron, sondern mit dem privaten Audi mit Verbrennungsmotor.
Auch Grüne in Regierungsverantwortung erkennen offensichtlich nicht nur die Nützlichkeit von Autos, sondern auch den Vorteil der freien Marktwirtschaft, die für ein ausreichendes und vielfältiges Angebot sorgt. Für den Weg zur Arbeit reicht das klimafreundlichere E-Auto, wer längere Strecken fährt, nimmt doch lieber einen Verbrenner. Gerade die Dieseltechnologie, in der Deutschland führend ist, böte hier mit Reichweiten von 1.000 Kilometern pro Tankfüllung großes Potenzial.
Autofreunde sollten diesen Grünen-Politikern dankbar sein
Schade, daß die autofahrenden Grünen-Politiker nicht mutiger sind und sich zum vierrädrigen Untersatz bekennen. Stattdessen dominieren jene das Bild ihrer Partei, die Autos am liebsten auf 30 km/h begrenzen, sie aus den Städten verbannen oder gar ganz verbieten würden.
Als Autofreund sollte man sich über Nonnemacher und Untersteller nicht högen. Man sollte ihnen dankbar dafür sein, daß sie die Nützlichkeit und die Schönheit des Autofahrens sowie den Reiz des entspannten Rasens – freilich nur dort, wo es die Straßenlage erlaubt – ganz praktisch vorgeführt haben. Daß sie Politiker einer autokritischen Partei sind, verstärkt diesen positiven Effekt nur.