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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Political Correctness: „Mensa in Deutschland“ kommt aus der Deckung

Political Correctness: „Mensa in Deutschland“ kommt aus der Deckung

Political Correctness: „Mensa in Deutschland“ kommt aus der Deckung

Hirn
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Intelligenzforschung am Pranger Foto: picture alliance/Bildagentur-online
Political Correctness
 

„Mensa in Deutschland“ kommt aus der Deckung

Haben Eierköpfe etwas mit dem Begriff des Politischen zu tun? Gemeint sind nicht Volksvertreter, deren Kopfform spezifische Rundungen aufweist. Es geht um den mitunter milde belächelten „Klub der Eierköpfe“, also die „Mensa in Deutschland e. V.“ („MinD“), einen Ableger von „Mensa International“ („Mint“). Ein Kommentar von Björn Schumacher.
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Haben Eierköpfe etwas mit dem Begriff des Politischen zu tun? Gemeint sind nicht Volksvertreter, deren Kopfform spezifische Rundungen aufweist. Es geht um den mitunter milde belächelten „Klub der Eierköpfe“, also die „Mensa in Deutschland e. V.“ („MinD“), einen Ableger von „Mensa International“ („Mint“).

Exklusiv aufnahmeberechtigt sind Menschen, die (vermeintlich) intelligenter als 98 Prozent der Gesamtbevölkerung sind, was „Mensa in Deutschland“ mit einem Intelligenzquotienten von mindestens 130 gleichsetzt. Dieser wird in standardisierten Tests ermittelt. Die eingangs gestellte Frage nach Bezügen zur Politik beantwortet Paragraph 2 Absatz 4 der Vereinssatzung: „MinD ist weder politisch noch religiös gebunden. Der Verein darf nicht zu politischen oder religiösen Themen Stellung nehmen.“

Umso neugieriger macht eine Artikel-Überschrift in der aktuellen April-Ausgabe der Mitgliederzeitschrift MinD-Magazin: „Was die Morde von Hanau mit Mensa zu tun haben“. Als Autorin firmiert die „Hochbegabungsforscherin“ und Mensa-Funktionärin Tanja Gabriele Baudson, die sich dem Leser auch als „Humanistin und überzeugte Demokratin“ vorstellt.

Die Liste der Merkwürdigkeiten ist lang

Allerdings taucht der Amoklauf von Hanau im Artikel kaum auf. Dort hatte am 19. Februar 2020 ein Deutscher  neun Personen mit Migrationshintergrund und danach seine Mutter sowie zuletzt sich selbst getötet. Tanja Baudson, die wohl einen „zündenden Aufmacher“ für ihren Essay gesucht hatte, weiß lediglich zu berichten: „Daß in meiner Nachbarschaft rassistisch motivierte Morde passieren, hat mich sehr beschäftigt. Das diskriminierende Gedankengut, das diesen Verbrechen zugrunde liegt, hat jedoch […] in der Intelligenzforschung eine lange Tradition.“ Ihr zweiter Satz ist zumindest doppeldeutig. Will Frau Baudson uns mitteilen, daß sich Intelligenzforscher auf „diskriminierendes Gedankengut“ stützen?

Aber weiter im Text − die Liste der Merkwürdigkeiten ist lang. Warum dient ausgerechnet der Hanau-Mörder als Kronzeuge für die Verquickung von Intelligenz und liquidatorischem Rassismus? Kennt Tanja Baudson dessen wirres Bekennervideo nicht? Mit hoher Wahrscheinlichkeit war der Täter unzurechnungsfähig. Experten wie die forensische Psychiaterin Nahlah Saimeh stellten die Ferndiagnose einer „paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie“, wohl in Verbindung mit einer „schweren narzißtischen Persönlichkeitsstörung“.

Sogar ein (logischer) Widerspruch tut sich auf. Einerseits stimmt Frau Baudson der Aussage des jüdischen Komponisten und Kabarettisten Gerhard Bronner (1922-2007) zu, „Intelligenz, Anstand und Nationalsozialismus“ ließen sich „nicht vereinbaren“. Andererseits stützt sie sich auf Befunderhebungen des  amerikanischen Psychologen Gustave M. Gilbert (1911-1977), der die Angeklagten der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse untersucht und mehrfach Mensa-kompatible Intelligenzquotienten ermittelt hatte.

Verhältnis von Intelligenz, Makro- und Staatsverbrechen

Was gilt denn jetzt? Kann man zugleich Nationalsozialist und „intelligent“ sein oder kann man es nicht sein? Falls ja, warum wird ein bestimmtes „ethisches Minimum“ (Georg Jellinek, deutsch-österreichischer Rechtsphilosoph) in den gängigen IQ-Tests nicht abgefragt?

Der Fragenkomplex verweist auf Paragraph 2 Absatz 3 Satz 2 der Satzung von „Mensa in Deutschland“: „MinD strebt an, Intelligenz zum Wohle der Menschheit einzusetzen.“ Aufgegriffen wird hier das zentrale Leitbild der Mensa-Gründer Roland Berrill und Lancelot Ware. Entsetzt waren die beiden Juristen von einer Zugfahrt durch kriegszerstörte Londoner Vororte zurückgekehrt. Ihr humanitärer Impuls verdient Respekt, ist zugleich aber auch diskussionswürdig. Offenbar interpretierten sie die Bombardierung Londons in der „Battle of England“ (1940) als Kriegsverbrechen des NS-regierten Deutschland.

Auch am moralischen Pranger der „Humanistin“ Tanja Baudson steht exklusiv der Nationalsozialismus. Dessen Menschheitsverbrechen sind unbestritten. Wer das Verhältnis von Intelligenz, Makro- und Staatsverbrechen umfassend erforschen will, kommt an Analysen aller modernen Kriege und Völkermorde aber nicht vorbei. Hier erschließt sich ein weites Feld. Abermillionen Tote und Entrechtete sind untrennbar mit den Unrechtssystemen des Stalinismus und Maoismus verbunden.

Kompetenzschickeria für Denksportaufgaben

Der britische Premier Winston Churchill und sein Luftmarschall Arthur Harris waren ebenfalls hochintelligent. Warum wurden sie zu Urhebern und gnadenlosen Vollstreckern einer „Area Bombing Directive“, die das Leben Hunderttausender unschuldiger Zivilisten auslöschte? Kein geschichtsbewußter Europäer wird die Bombentoten von Dresden und London gegeneinander aufrechnen.

Zur objektiven Sicht auf den Zweiten Weltkrieg gehört aber auch die Feststellung, daß Flächenbombardements „ganz sicher nicht in Deutschland die Oberhand im militärischen Denken“ gewonnen haben (Paul Crook, „Science and War“, 1994; James S. Corum, „The Luftwaffe“, 1997).

Wer sich, wie Mensa-Funktionärin Tanja Baudson, um „diskriminierendes Gedankengut“ sorgt, verliert auch den Totalitarismus aktueller Utopien rasch aus dem Blick. Man denke an die von Genderideologen gefeierte Geschlechtsumwandlung, die der „Sexualwissenschaftler“ John Money 1967 an einem zweijährigen Jungen vornahm, um vergleichende Entwicklungsstudien zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder präsentieren zu können (was mit dem späteren Suizid der beiden endete). Man denke ferner an die von radikalen „Klimaschützern“ teils unverhohlen propagierte „Ökodiktatur“.

Was „Mensa in Deutschland“ zur demokratischen Meinungsbildung beiträgt, ist sehr unbefriedigend. Hochbegabte „Eierköpfe“, die sich als unpolitische Kompetenzschickeria für Denksportaufgaben feiern oder − bei weltanschaulichen Grenzgängen − in den ideologischen Abwasserkanälen der Political Correctness steckenbleiben, verschleudern ihr Talent.

Intelligenzforschung am Pranger Foto: picture alliance/Bildagentur-online
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