Es ist eines der größten politischen Comebacks in der Geschichte des Staates Israel. Nachdem Benjamin Netanjahu bei der Wahl vor einem halben Jahr hinter seinem Herausforderer Benny Gantz ins Ziel kam und ihm zahlreiche Umfragen erneut ein Scheitern prophezeiten, hat „König Bibi“ abermals alle, die ihn politisch totgesagt hatten, Lügen gestraft.
Obwohl das rechte Lager auch beim dritten Urnengang binnen eines Jahres die absolute Mehrheit von 61 Stimmen knapp verpaßte, ist der Führungsanspruch Netanyahus diesmal unumstritten. Im Zweifel würden sich wohl auch zwei Oppositionsabgeordnete finden, die – trotz möglicher Sanktionen – gegen ein Ministeramt oder einen Ausschußvorsitz Netanyahus Regierung unterstützen würden.
Gantz hat sich verpokert
Wie sehr das Mitte-Links-Lager abgestraft wurde, unterstreicht der Katzenjammer bei „Blau-Weiß“. Der frühere Generalstabschef Gantz hat zu hoch gepokert. Nach den September-Wahlen hatte er alle Trümpfe in der Hand, in einer Rotationsregierung mit Netanjahu sogar für die Hälfte der Legislaturperiode das Amt des Premierministers zu bekleiden.
Doch seine Abneigung gegen den Likud-Chef hat ihn zum Hasardeur werden lassen. Von der Korruptionsanklage gegen Netanjahu, die Gantz im Wahlkampf landauf, landab thematisierte, haben sich die Israelis nicht beeindrucken lassen. Mit dem Ergebnis ist auch ein innerparteilicher Aufstand gegen Bibi vom Tisch. Der neue Premierminister wird der alte sein.