In dieser Woche wurden wie in jedem Jahr die Nobelpreisträger bekanntgegeben. Die Gewinner in den Kategorien Physik, Chemie und Medizin sind wie schon in mehreren Jahren zuvor ausschließlich männlich. Insgesamt sind die Preisträger in den Naturwissenschaften seit 1901 zu über 95% männlich.
Für die beiden Wissenschaftshistoriker Nils Hansson und Thorsten Halling ein Skandal. Sie sehen in der ungleichen Geschlechterverteilung ein Zeichen für einen gesamtgesellschaftlichen Sexismus.
Auch merken sie an, daß Stifter Alfred Nobel verlangt hatte, den Preis an die Besten ihres Faches zu verleihen – unabhängig von der Nationalität. Wie könne es da sein, daß die meisten Sieger aus den USA stammen, gefolgt von Europa und Asien? Wohl nur ein Quotenmodell könnte hier Abhilfe schaffen. Oder können beide Autoren bedeutende Leistungen afrikanischer Wissenschaftler aufführen?
Marie Curie gewann zweimal den Nobelpreis
In einem früheren Beitrag hatte Hansson ernsthaft bemängelt, daß Forscher, die nicht auf Englisch publizierten, benachteiligt seien! Nun muß sich aber die internationale Forschergemeinde auf eine einheitliche Kommunikationssprache verständigen und diese ist nun mal seit der Vertreibung jüdischer Wissenschaftler aus Deutschland und dem Sieg der USA im Zweiten Weltkrieg Englisch.
Aber ist die Nobel-Jury tatsächlich sexistisch? Unwahrscheinlich. Schon sehr früh wurde der Preis auch an Frauen verliehen. Marie Curie gewann die Auszeichnung 1903 und 1911 zuerst für Physik, dann für Chemie.
Umgekehrt gibt es aber tatsächlich weibliche Forscherinnen, die den Nobelpreis unzweifelhaft verdient hätten. Zu nennen wären zum Beispiel Lise Meitner für die erste Kernspaltung, Rosalind Franklin für ihre Arbeit über die Doppelhelixstruktur der DNS und Jocelyn Bell Burnell für die Entdeckung der Pulsare.
Frauen sind stärker in den Kategorien Literatur und Frieden vertreten
Aber ist Sexismus die einzig mögliche Erklärung? Franklin verstarb bereits 1958 und konnte den Preis posthum nicht erhalten. Umgekehrt wird oft nicht thematisiert, daß die beiden Nobelpreisträger James Watson und Francis Crick bei ihr plagiiert hatten.
Doch ebenso lassen sich auch viele männliche Wissenschaftler benennen, die den Nobelpreis ohne Zweifel verdient hätten. Und Hansson selbst hätte es wissen müssen. 2017 benannte er zahlreiche Mediziner, denen die höchsten Weihen verwehrt blieben – seine Auflistung ist aber komplett männlich. Die Spitzenforschung ist überwiegend männlich. Eine Jury kann niemanden nominieren, der den akademischen Weg nicht eingeschlagen hat.
Zudem sind Frauen in den „weicheren“ Kategorien Literatur und Frieden stärker vertreten als in den „harten“ Naturwissenschaften. Diskriminierung hat es umso schwieriger, je objektiver ein Vergabeverfahren ist. Doch nach welchen Kriterien ließe sich entscheiden, welcher der beiden diesjährigen Literaturnobelpreisträger Olga Tokarczuk und Peter Handke über das größere schriftstellerische Talent verfügt?
Mathematische Leistungen hängen von der Kraft des Geistes ab
Ganz so einfach ist es aber nicht. Natürlich ist das Talent in der Physik ausschlaggebend, aber eben nicht nur. Was, wenn einer genialen Physikerin verwehrt wird, an Experimenten mit kostspieliger Ausrüstung mitzuarbeiten? Ohne die entsprechenden Messdaten kann sie keine Erfolge vorweisen.
Doch in der Mathematik spielen derlei Erwägungen keine Rolle. Auch ohne millionenschwere Fördergelder lassen sich bahnbrechende Entdeckungen einzig mit der Kraft des Geistes erzielen. Und tatsächlich unterscheiden sich die Geschlechterverhältnisse in beiden Disziplinen nicht grundlegend.
Aber könnte es nicht sein, daß eine bedeutende Entdeckung allein deswegen als nebensächlich abgetan wird, weil sie zuerst einer Frau glückte? Gibt es einen objektiven Maßstab für die Schwierigkeit einer mathematischen Fragestellung?
Wissenschaftliches Talent ist nicht gleich verteilt
Im Jahr 1900 formulierte der berühmte deutsche Mathematiker David Hilbert die 24 größten Probleme der Mathematik. Ihm zu Ehren wurden im Jahr 2000 mehrere weitere ungelöste Rätsel vorgestellt, die sogenannten Millenium-Probleme.
In beiden Fällen ließ sich vorab nicht sagen, ob der entscheidende Beweis von einem Mann oder einer Frau erbracht würde, ganz abgesehen davon, daß mehrere dieser Beweise immer noch ausstehen. Bislang wurden fast alle Probleme von einem Mann gelöst, die einzige Ausnahme ist Julia Robinson. Es gibt daher Grund zur Annahme, daß wissenschaftliches Talent eben nicht gleich zwischen den Geschlechtern verteilt ist.
Tatsächlich zeigt sich, daß Männer im hohen IQ-Bereich weit stärker vertreten sind als Frauen. Ab einem Wert von 130 (der Schwelle zur Hochbegabung) liegt das Verhältnis bei 2:1 – und es steigt mit höherer Intelligenz umso weiter an.
Mehr männliche Genies und Idioten
Natürlich ließe sich annehmen, daß der IQ-Test generell Frauen diskriminiert, doch bescheinigt er Männern nicht generell eine höhere Intelligenz. Im Schnitt unterscheiden sich die Geschlechter nicht, doch sind Männer häufiger in den Extremen vertreten. Unter Männern gibt es also mehr Genies und mehr Idioten als bei Frauen.
Warum ist das so? Möglich wäre ein geschlechtschromosomal gebundener Erbgang der Intelligenz, der bei Männern stärker ausfällt als bei Frauen – im positiven wie im negativen Sinn.
Auch bei mehreren anderen Eigenschaften zeigt sich, daß Männer variabler sind als Frauen, also eher zu den Gewinnern und Verlierern zugleich zählen, während Frauen vergleichsweise stabil im Mittelfeld liegen.
Biologie und Ideologie sind selten im Einklang
Die Natur legt an das männliche Geschlecht den höheren Selektionsdruck an, denn Männer sind entbehrlich. Würden 50 Prozet aller Weibchen sterben, würde auch die Zahl der Nachkommen um 50 Prozent sinken. Fällt die Zahl der Männchen jedoch um 50 Prozent, hat jedes einzelne noch vorhandene Männchen den doppelten Fortpflanzungserfolg und die Population bleibt stabil.
Indem die Natur Männer verletzlicher macht, ihnen aber den größeren Fortpflanzungserfolg zugesteht, findet sie die Balance aus Qualität und Quantität, um die Evolution zu beschleunigen. Biologische Fakten und ideologisches Denken sind selten in Einklang zu bringen.